079 - Die Abenteuerin
noch zu gutgläubig und traue den Menschen zu sehr.«
Ihre Blicke trafen sich, und Steele zwinkerte ihm zu.
»Es ist gut«, sagte Peter. »Lassen Sie den Mann frei.«
»Aber wir können ihn doch nicht einfach wieder gehen lassen!«
»Es bleibt dabei. Wir haben keine Beweise, und wir werden auch kein Material gegen ihn finden.«
Peter war inzwischen klargeworden, wie die Smaragdkette aus Steeles Tasche verschwunden war, und er wußte auch, daß ein Versuch, sie jetzt noch aufzufinden, erfolglos sein mußte.
»Wenn Sie nichts dagegen haben, Steele, fahre ich mit Ihnen zu Ihrem Hotel zurück. Hoffentlich sind Sie mir wegen dieses Vorfalls nicht böse.«
»Durchaus nicht. Es ist doch Ihr Beruf und Ihre Pflicht, mich zu fangen, und meine Pflicht ist es -« Er machte eine Pause.
»Ja, was wollten Sie sagen?« fragte Peter neugierig.
»Und meine Pflicht ist es, mich fangen zu lassen«, erklärte Steele lachend.
Sie sprachen erst wieder, als sie im Wagen saßen und sich auf dem Rückweg zu Steeles Hotel befanden.
»Ich fürchte nur, meine Frau ist ganz außer sich.«
»Ach, das macht mir keine Sorge«, erwiderte Peter sachlich. »Steele, Sie sind sehr klug, und unter diesen Umständen werden Sie auch einen Rat von mir annehmen. Verlassen Sie das Land so schnell wie möglich, und nehmen Sie Ihre Frau mit. Sie kennen doch das schöne alte Sprichwort: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Mehr brauche ich hoffentlich nicht zu sagen, Sie werden mich schon verstehen.«
»Wenn ich Ihnen aber sage, daß ich Sie nicht verstanden habe?« erwiderte Steele.
»Nein, so unintelligent werden Sie doch nicht sein! Ich habe Sie vollkommen durchschaut und weiß genau Bescheid. Sie haben die Post beraubt, das ist das einzige Verbrechen, das Sie in meinen Augen begangen haben, und ich würde keine Mühe scheuen, Sie deshalb vor Gericht zu bringen.«
Steele antwortete nicht.
»Es ist nichts aus dem Postsack gestohlen worden, wovon ich wüßte«, fuhr Peter fort. »Alle Briefe wurden wieder zurückgesandt. Sie haben nur dem Chauffeur einen furchtbaren Schrecken eingejagt. Immerhin war es ein tolles Stück, und ich nehme die Sache sehr ernst. Ich würde Ihnen sofort eine lange Zuchthausstrafe verschaffen, wenn ich beweisen könnte, daß Sie die Hand im Spiel hatten. Sie haben den Chauffeur mit einer geladenen Pistole bedroht -«
»Das können Sie aber nicht beweisen!« Steele lachte ihn an. »Es ist wahrscheinlich nur ein Stück Rohr gewesen. Ein hartgesottener Verbrecher - für einen solchen halten Sie mich ja - weiß doch genau, daß es gesetzlich verboten ist, ohne Waffenschein Schußwaffen bei sich zu führen.«
»Wir sprechen ja hier unter vier Augen und ohne Zeugen«, sagte Peter. »Seien Sie also ruhig offen.«
»Davon bin ich nicht so ganz überzeugt«, bemerkte Steele schnell. »Ich dachte vorhin in meinem Wohnzimmer auch, daß ich ohne Zeugen mit Ihnen verhandelte.«
»Aber Sie können diesmal wirklich überzeugt sein, daß kein Dritter zuhört«, entgegnete Peter lächelnd, als der Wagen in die Straße einbog, in der das Hotel lag. »Und ich frage Sie im Vertrauen und unter vier Augen, ob Sie mir einen Anhaltspunkt über den Mord in der St. James Street geben können.«
»Das kann ich nicht«, sagte Steele. »Wie Sie wissen, war ich in Falmouth. Aber allem Anschein nach hat die Dame, die Sie die QuadratJane nennen, nichts damit zu tun. Ich weiß, daß sich diese liebenswürdige junge Dame zu Tode fürchten würde, wenn sie mit einem Revolver schießen sollte. Die Karte, die in der Hand des Toten gefunden wurde -«
»Woher wissen Sie das?« fragte Peter schnell.
»Ach, von solchen Dingen hört man doch«, entgegnete Steele, nicht im mindesten erschüttert. »Ist Ihnen noch nicht der Gedanke gekommen, daß es eine regnerische Nacht war und daß infolgedessen vielleicht ein Fingerabdruck des Mörders auf der Karte zu finden sein könnte?«
»Ja, daran habe ich selbstverständlich gedacht. Und wenn es Sie interessiert, kann ich Ihnen im Vertrauen verraten, daß wir auch einen Fingerabdruck auf der Visitenkarte gefunden haben. Ich habe in den letzten Tagen versucht, ihn mit -« Er brach plötzlich ab. »So, jetzt sind wir bei Ihrem Hotel angekommen. Steele, Sie wären ein guter Detektiv geworden.«
»Davon bin ich auch überzeugt«, erwiderte Jamieson leichthin. »Gute Nacht. Oder wollen Sie noch nach oben mitkommen und eine Zigarre rauchen?«
»Danke, nein«, entgegnete Peter grimmig.
Er kehrte nach
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