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079 - Die Abenteuerin

079 - Die Abenteuerin

Titel: 079 - Die Abenteuerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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machen würde, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Aber er blieb schweigsam und sah nur nach der untergehenden Sonne. Sie wartete darauf, daß er wieder sprechen würde, und nahm sich vor, sofort aufzustehen, wenn er den Mund aufmachte. Eigentlich hatte sie nichts dagegen, wenn ein fremder Herr sie ansprach, aber es wäre ihr peinlich gewesen, wenn er geglaubt hätte, sie lasse sich ansprechen. Er sagte jedoch kein Wort.
    Plötzlich stand er auf, pfiff seinem Hund und ging fort. Diesmal lächelte er ein wenig und berührte den Rand seines Hutes, aber es war ein konventionelles Lächeln, ebenso wie sein Gruß.
    So begann ihre Freundschaft mit dem Herrn im dunkelblauen Anzug, die sich langsam weiterentwickelte. Allmählich kamen sie ins Gespräch, und sie erfuhr von ihm, daß er Briefmarken sammelte und im Krieg verwundet worden war. Er liebte gewisse Stellen und Plätze im Park, die auch ihr sehr gefielen. Jedes Thema, das er anschnitt, interessierte sie, aber er sprach wenig von sich selbst, was für einen Mann sehr ungewöhnlich war.
    Eines Tages kam ihr zum Bewußtsein, daß er sie mit neuem Interesse betrachtete, aber trotzdem blieb die Unterhaltung einsilbig.
    »Es ist doch unendlich schade«, sagte er unvermittelt.
    Sie wußte nicht, was er meinte.
    Mr. Thirtley ahnte nichts von diesen Begegnungen, sonst hätte er verstanden, warum sich seine Nichte Lucia in letzter Zeit so wenig für seine Unternehmungen interessierte, besonders, was Andrew Murdoch betraf.
    Mr. Thirtley hatte Murdoch im Klub der zehn Asse kennengelernt, wo dieser mit drei gerissenen jungen Leuten Karten spielte. Als Mr. Murdoch das Lokal verlassen wollte, hatte Thirtley ihn liebenswürdig beim Arm genommen.
    »Aber mein lieber junger Mann«, sagte er väterlich, »wie sind Sie bloß in diese schlechte Gesellschaft geraten? Wenn Sie mit solchen Lumpen spielen, können Sie sich darauf gefaßt machen, daß die Ihnen alles abnehmen, sogar die Augenbrauen von der Stirn. Haben Sie bereits viel verloren?«
    Mr. Murdoch gestand, daß er an diesem Abend dreißig Pfund verloren hatte. Sein neuer Freund war empört - wie immer, wenn ein Fremder beim Spiel an einen anderen mehr verlor als an ihn selbst.
    »Ich komme nur selten hierher, aber ich studiere die Leute hier vom psychologischen Standpunkt aus, deshalb erkenne ich auch gleich die Berufs- und Falschspieler.«
    Er erzählte Murdoch vieles über Spielhöllen, noch mehr über sich selbst und seine Nichte und sagte unter anderem auch, daß er Kartenspiel um Geld nicht sehr schätze.
    »Ich spiele auch nicht oft Poker«, entgegnete Andrew Murdoch und lächelte dem anderen schnell und vertraulich zu. »Pikett ist mein Spiel - man hält mich für den besten Spieler in Sydney, aber in London ist es schlecht, wenn man die Leute nicht kennt, die man als Partner hat.«
    Mr. Thirtley faßte den Entschluß, diesen wohlhabenden Fremden in seine Wohnung einzuladen. Vor allem sollte Mr. Murdoch Lucia kennenlernen. Ohne seine Nichte würde er bei diesem Mann wohl schwerlich Erfolg haben.
    Drei Wochen später hörte Lucia ihrem Onkel zu, der ihr einen Plan auseinandersetzte. Als er fertig war, fragte sie ihn kühn: »Und wenn ich nun nicht mitmache, was geschieht dann?«
    Ein Grinsen ging über Mr. Thirtleys breites, unfreundliches Gesicht. »Nun sei bloß nicht verrückt und fang an, mit mir zu streiten. Ich kenne dich ganz genau, du brauchst mir nichts vorzuspielen und erst recht keine Sentimentalität zu heucheln. Du bist kein Kind mehr, dieser Australier ist ziemlich leicht zu nehmen und für uns direkt Gold wert. Außerdem ist nicht das geringste Risiko damit verbunden. Er hat ein Guthaben von zwölftausend Pfund bei der Midland-Bank, und er ist rasend in dich verschossen.«
    »Er hat nicht zwölftausend Shilling, die ihm selbst gehören - aber du hast fünfzigtausend und kannst kommen und gehen, wie du willst«, entgegnete sie eisig. »Ich arbeite noch nicht sehr lange in diesem merkwürdigen Gewerbe, aber ich weiß genug. Dartmoor ist voll von solchen Leuten, die fremdes Geld von der Bank holten und es sich nachher im Spiel abnehmen ließen. Wenn er in mich verschossen ist, so ich noch lange nicht in ihn. Und Erpressereien sind schmutzig - wenigstens meiner Auffassung nach.«
    Mr. Thirtley wurde rot. »Es handelt sich hier nicht um Erpressung«, erklärte er übermäßig laut. »Ich möchte nur wissen, was mit dir los ist. Bist du nicht mehr ganz richtig im Kopf? Ist bei dir eine Schraube locker? In den beiden

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