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079 - Die Abenteuerin

079 - Die Abenteuerin

Titel: 079 - Die Abenteuerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Zwölftausend einkassieren sollten. Das macht dann zusammen zweiundsechzigtausend. Du brauchst ja weiter nichts zu tun, als ihn liebenswürdig zu behandeln.«
    »Laß mich aus dem Spiel, den Coup kannst du allein durchführen. Ich mache jetzt einen Spaziergang. Hier ist es mir zu -«
    »Eng, willst du sagen«, unterbrach er sie ironisch. »Meine liebe Lucia, es ist sicher notwendig, daß du nicht mehr so viele Bücher aus der Leihbibliothek liest. Du wirst sonst noch ganz sentimental.«
    Sie mußte ins Freie, sie hielt es im Haus nicht mehr aus. Mit hastigen Schritten ging sie durch den Park, ihre Gedanken wirbelten durcheinander, ihr Inneres war in wildem Aufruhr. Sie war mit sich selbst und mit der Welt zerfallen, sie haßte alles und alle: die Leute, die durch die Frühlingssonne in den Park gelockt worden waren, die prächtigen Häuser, die die Gartenanlagen umsäumten, die Menschen, die so viel Geld hatten, sich solche Häuser zu leisten. Aber am meisten verabscheute sie sich selbst. Sie hoffte, daß sie dem Herrn im dunkelblauen Anzug nicht begegnen würde, aber trotzdem hielt sie nach ihm Ausschau, und ihr Herz schlug schneller, als sie ihn unter einem Baum sitzen sah. Wieder hatte er seinen üblichen Platz inne, und sein Hund sprang an ihm hinauf.
    Er erhob sich sofort, als er sie bemerkte, und stellte einen zweiten Stuhl neben den seinen. Dann wartete er, bis sie Platz genommen hatte, bevor er sich wieder niederließ.
    »Sind Sie eigentlich rückhaltlos ehrlich?« fragte sie ihn unvermittelt. »Die meisten Männer sind es nicht, wie ich weiß. Oder sind Sie auch nur so ehrlich wie alle anderen?«
    Diese Frage überraschte den merkwürdig unerschütterlichen Mann in keiner Weise.
    »Ich bin rückhaltlos ehrlich«, erwiderte er ruhig und fest.
    Sie nickte grimmig. »Dann hassen Sie also Diebe, Betrüger und Verbrecher, die nur davon leben, daß sie anderen Leuten das Geld abnehmen?«
    Er überlegte sich diese Frage lange.
    »Ich liebe sie natürlich nicht«, entgegnete er schließlich. »Aber es kommt auf die Umstände an.«
    »Um Himmels willen, seien Sie doch nicht so vorsichtig mit Ihren Antworten!«
    Ihr Ton klang hart und herausfordernd, aber er fühlte sich dadurch nicht gekränkt.
    Nichts von alledem, was sie ihm nun hemmungslos sagte, hatte sie sich vorher überlegt, aber sie mußte es sich vom Herzen herunterreden.
    »Ich habe Sie niemals nach Ihrem Namen gefragt, und Sie haben auch den meinen nicht wissen wollen. Ich hätte Sie auch gehaßt, wenn Sie so konventionell gewesen wären. Aber ich weiß, Sie sind nicht verheiratet und nicht reich, und ich fühle, daß Sie mich gern haben.«
    Er antwortete nicht, aber sie sah an seinen Augen, daß das zutraf, was sie gesagt hatte, und als sie hörte, daß er leise seufzte, packte sie eine wilde Freude.
    »Nehmen wir einmal an, ich wäre eine Diebin«, fuhr sie fort, »eine Helfershelferin von Dieben, erfahren in allen Verbrechen, und ich hätte alles mit offenen Augen getan. Wenn ich Ihnen nun sagte, daß ich alle möglichen unrechten Dinge getan habe, nur eines nicht, und wenn ich zu Ihnen käme und Ihnen beichtete, daß ich krank und müde von alledem bin und aus dem Sumpf entfliehen möchte...? Wirklich, ich habe den Wunsch, ein ordentliches Leben zu führen wie alle anderen ehrlichen Leute. Wollen Sie mich zu sich nehmen, wenn ich zu Ihnen komme? Ich meine, wollen Sie mich heiraten? Ich würde Ihnen den Haushalt führen, ganz allein, ohne Dienstboten, und ich würde jede Arbeit für Sie tun...«
    Lucia hatte mit heiserer Stimme gesprochen. Als sie innehielt, um Atem zu schöpfen, sah sie ihn mit großen, furchtsamen Augen an.
    »Ja«, sagte er und nickte zweimal, »wenn Sie bereit sind, mein Leben mit mir zu teilen, das nicht so glänzend ist, wie es das Ihre bisher war. Auch ich komme übrigens mit der häßlichen Seite des Lebens in Berührung. Damit will ich nicht sagen, daß ich selbst ein Dieb bin, aber auch Sie müssen mir verschiedenes nachsehen und verzeihen können.«
    Er machte den Versuch, vollkommen ruhig zu erscheinen, aber als er seine Pfeife neu füllte, zitterte seine Hand. Lucia liebte ihn dafür um so mehr.
    »Wann können wir uns im einzelnen darüber aussprechen?« fragte er.
    Sie war aufgestanden und atmete schwer, als ob sie eine Meile gelaufen wäre.
    »Wir wollen uns hier wiedertreffen.« Sie zeigte auf den Stuhl. »Morgen mittag um eins wollen wir hierherkommen und alles besprechen.«
    Er nickte. Es war ein kurzes, freundliches

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