079 - Die Dämonenstadt
stand.
»Danke, Schwester.«
Douglas löste sich von der Frau. Er drückte die Klinke hinunter, als würde es ihm Mühe bereiten.
»Soll ich Ihnen helfen, Mister Douglas?«
»Ich bitte Sie, Schwester!«
Will Douglas hantelte sich an den Kacheln abstützend hinein. Sein Plan sah vor, daß er sehr schwach aussehen mußte. Sonst konnte alles schiefgehen. Miß West durfte nicht einmal ahnen, wie stark er sich noch wirklich fühlte. Sehr stark nicht.
Doch seine wenigen Kräfte mußten reichen.
Sie mußten reichen, um die Nachtschwester außer Gefecht zu setzen.
Der psychologisch günstige Moment für einen Überraschungsangriff war jener, an den Douglas gerade hinter der Tür verschwand und die Schwester sich auf eine Wartezeit gefaßt machte.
Will Douglas hatte sich das alles genau überlegt. Seine alten Muskeln waren gespannt.
Er schloß die Tür hinter sich. Er wußte, daß die Fenster der Toilette vergittert waren. Wie auch sein Zimmerfenster Gitter hatte. Weder von dort noch von hier gab es ein Entrinnen. Außerdem lag die psychiatrische Abteilung im zweiten Stock eines Nebengebäudes. Von der Fensterseite aus konnte man nur in einen Hof gelangen. Außerdem hätte Douglas einen Sprung aus dem zweiten Stock nicht überstanden. Seine Knochen waren schon zu alt für derartige Eskapaden.
Aber seine Knochen waren nicht zu alt, um eine ältliche Krankenschwester bewußtlos zu schlagen.
Vorausgesetzt, er tat das im psychologisch richtigen Augenblick.
Er hatte die Tür kaum hinter sich geschlossen, einmal noch tief Atem geschöpft, als er die Tür auch schon wieder aufriß.
Will Douglas stürmte hinaus.
In seinem langen weißen Nachtgewand hätte er lächerlich wirken müssen.
Doch Schwester West konnte nicht mehr so weit denken. Weder zum Lächeln noch zum Belustigt sein blieb ihr die Zeit.
Will Douglas schlug mit aller Wucht zu. Und mit beiden Händen. Der Schwester war nicht die Spur einer Chance zur Gegenwehr geblieben. Die Hände des Ranchers waren links und rechts ihres Nackens auf die Muskeln geknallt.
Nachtschwester West brach zusammen.
Will Douglas sah sich um.
Niemand war im Gang.
Nur zwei Türen bis zu seinem Zimmer.
Er schleifte die Frau über den Kunststoffboden. Mit dem Ellenbogen drückte er die Tür auf, schleifte die Bewußtlose ins Zimmer.
Nach einer halben Minute lag Schwester West auf seinem Lager. Douglas musterte sie.
Zwei, drei Minuten... so lange würde sie noch bewußtlos sein. Er hatte gut getroffen.
Will Douglas huschte aus dem Zimmer.
Der Arztraum war am Ende des Flurs. Ein Schild zeigte ihm den Weg.
Die Spritze.
Sie lag aufgezogen auf dem Schreibtisch des Arztes.
Will Douglas nahm sie.
Ihr Inhalt würde auch die Schwester schlafen lassen.
Tief und fest.
Und lange.
Bis zum Vormittag.
Soviel Zeit brauchte Will Douglas nicht. Er brauchte nur Zeit genug, um aus dem Krankenhaus verschwinden zu können.
Die Nachtschwester sollte ihn nicht stören dürfen.
Aufgezogen lag die Spritze da. Will Douglas brauchte sie nur zu nehmen. Er rannte in sein Zimmer zurück.
Die Schwester lag immer noch bewußtlos auf seinem Bett. Er schnallte ihr den linken Arm fest. Dann den rechten. Die Innenseiten der Unterarme drehte er nach oben.
Er setzte die Spritze an. Er leerte den vollen Inhalt der Ampulle in de» linken Arm der Schwester.
Miß West atmete kurz auf, dann wurde ihre Atemfrequenz langsamer.
Will Douglas hatte so lange gewartet.
Doch jetzt war er frei.
Frei, sein Leben zu opfern.
Er mußte nach Goodluck-Town.
Hinaus zu Sammy und Kwanee, die ihn erwarteten.
Hinaus zu Sally, deren Leben er vielleicht noch retten konnte.
Im Schrank seines Zimmers fand Will Douglas seine Kleidung, in der er in das Krankenhaus gebracht worden war. Er kleidete sich schnell an.
Viel Zeit blieb ihm nicht mehr.
Ein Blick auf die Uhr.
Kurz nach Mitternacht.
Er mußte es schaffen.
Er mußte aus diesem Krankenhaus hinaus. Um jeden Preis.
Will Douglas stand angezogen im Flur. Sichernd schaute er um sich, die Tür zu seinem Zimmer noch in de: Hand.
Niemand war im Flur- Er konnte es wagen.
Will Douglas tastete sich hinaus. An der Decke brannten nur die Nachtlichter. In allen Zimmern herrschte Schweigen. Dann hatte Douglas das Treppenhaus erreicht. Auch hier begegnete ihm niemand. Jetzt mußte er sich nur noch ein Auto besorgen.
Die Halle mit den Sanitätswagen befand sich rechts vom Gebäude. Douglas ging hinüber. Er beobachtete die Halle ein paar Minuten, konnte jedoch nicht entdecken,
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