0790 - Der Satanskopf
jetzt auf der Stelle mein Haus verlassen oder…«
»Was ist mit oder?« Suko fuhr herum, die Hand rutschte ab, und Sarrazin schaute plötzlich auf den Ausweis dicht vor seinem Gesicht. Suko hatte ihn blitzschnell gezogen.
»Was soll das?«
»Können Sie lesen?«
»Klar.«
»Scotland Yard«, sagte der Inspektor leise. »Ich bin also von der Polizei.«
Das hatte Sarrazin schon längst gewusst. Nur spielte er weiter den Überraschten. »Auch wenn Sie ein Bulle sind, so haben Sie noch längst nicht das Recht, einfach in mein Haus einzudringen. Oder haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
»Das leider nicht.«
Juri Sarrazin bekam Oberwasser, wovon auch sein hämisches Grinsen zeugte. »Also nicht. Das ist gut, das ist sehr gut. Dann ist das Recht auf meiner Seite. Ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten beschweren, und man wird Ihnen ein Verfahren an den Hals hängen! Sie werden diesen Tag nicht vergessen.«
»Machen Sie halblang, Sarrazin. So schlimm wird es nicht werden. Es ist nur eben Pech, dass ich Ihnen die Sache mit Sarah Goldwyn nicht glaube.«
»Was meinen Sie denn damit?«
»Will ich Ihnen gern sagen. Ich glaube noch immer daran, dass sich Mrs. Goldwyn hier in Ihrem Haus aufhält. Nicht mehr und nicht weniger. Verstanden?«
»Sie sind verrückt!«
»Kann ich nicht beurteilen und…«
Zwei dumpfe Detonationen ließen die beiden Männer verstummen.
Sarrazin erbleichte. Er war das personifizierte schlechte Gewissen.
»Was war das?«, keuchte er.
»Schüsse, nehme ich an!« Sukos Stimme hatte alle Verbindlichkeit verloren. »Ich denke, wir beide sollten uns jetzt mal genauer mit diesem Haus beschäftigen…«
***
Allein mit dem Satanskopf!
Lady Sarah konnte es nicht fassen. Ihr war heiß und kalt zugleich geworden. Die Angst ließ Schauer über ihren Körper streichen, und sie bewegte einige Male den Kopf, um nach einem Ausweg zu suchen. Sie fand keinen.
Nach dem Schließen der Tür war es im Kellerraum wieder dunkler geworden. Über die kahlen Betonwände hatten sich die düsteren Schatten gelegt, als wären sie dort durch breite Pinselstriche verteilt worden. Nur durch die beiden Luken an der Decke drang ein dämmriggraues Tageslicht in den Keller und versickerte sehr bald schon auf dem angerauten Boden.
Wegen dieser veränderten Lichtverhältnisse war der Kopf besonders gut zu sehen.
In der Luft schwebend malte er sich wie vor einem dunkelgrauen Vorhang ab. Seine innere Helligkeit, die durch die Außenaura noch verstärkt wurde, sorgte für das Erkennen von Einzelheiten, die sich Sarah Goldwyn auch einprägte.
Besonders scharf trat der kalte, leere und gleichzeitig tödliche Blick der leicht geröteten Pupillen hervor. Die breite Nase, der hässlich verzogene Mund, auch sie trugen dazu bei, die Botschaft des Tötens an die Frau heranzutragen. Und sie sah noch das Blut des ersten Opfers an den Lippen schimmern, wobei sie hoffte, dass sich ihr Blut nicht dazugesellen würde.
Wie schnell ist er?, fragte sich die Horror-Oma, und sie dachte dabei an ihre eigene Reaktionsfähigkeit, mit der es nicht zum Besten stand. Mit der ihrer Ziehtochter Jane Collins war sie nicht zu vergleichen. Es gab keinen Ausweg, denn der Raum war begrenzt. Nach wenigen Schritten schon würde sie wieder gegen eine Wand stoßen, und die lukenartigen Fenster ließen höchstens eine Katze durch, aber keinen Menschen.
Die Augen im Schädel bewegten sich nicht. Dennoch glaubte Sarah daran, dass jede ihrer Reaktionen sofort gespeichert wurde.
Nicht einmal eine Waffe besaß sie, nur ihre Hände, und das war leider Gottes wenig genug.
Sie dachte auch über das Klingeln nach. Eine verrückte Vorstellung schoss ihr durch den Kopf. Wenn es John Sinclair oder Suko gewesen war, vielleicht auch Jane Collins, sie wusste ja, dass sich die Detektivin immer Gedanken um sie machte und es auch nicht gut gefunden hatte, dass sie allein losgefahren war. Im Nachhinein hatte sie Jane leider Recht geben müssen.
Der Satanskopf bewegte sich.
Diesmal nach vorn.
Er war auch verdammt schnell.
Sarah sah ihn vor sich auftauchen, das Maul noch weiter aufgerissen, die Zähne suchten eine nicht bekleidete Stelle des Körpers, um hineinhacken zu können, und da kamen nur das Gesicht und der Hals in Betracht.
Sarah duckte sich!
Auch Menschen in ihrem Alter haben einen Überlebenswillen. Der Kopf erwischte die Horror-Oma nicht. Dicht über ihrem Kopf flog er hinweg, für einen winzigen Moment hakte er sich noch an ihren Haaren fest, dann hörte
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