0790 - Der Satanskopf
Dämons.
Der nächste Biss würde ihre Kehle erwischen.
Lady Sarah glaubte, einen fernen Ruf zu hören. Irgendjemand schrie ihren Namen.
Täuschung? Einbildung? Hoffnung in den letzten Sekunden ihres Lebens, es doch noch zu schaffen?
Der Schädel schwebte etwas höher. Wieder schaute er sie so maskenhaft starr an. Er schien das Leiden der Frau zu genießen, noch einmal ruckten seine Kiefer, dann…
… ja, dann fielen die Schüsse!
***
Wieder einmal hatte ich rein gefühlsmäßig gehandelt. Die mir unbekannte Rückseite des Hauses war nicht aus meinen Gedanken verschwunden. Ich ging einfach davon aus, dass ich dort irgendwelche Spuren fand, die auf Lady Sarah hinwiesen.
Jenseits des Hauses lag ein Garten, der kaum anders aussah als der auf der Vorderseite. Auch er war ziemlich leer. Es waren keine Beete zu sehen, nur flache, schmutzige, auch ungepflegt wirkende Rasenflächen, an manchen Stellen bewachsen mit struppigen Sträuchern und niedrigen Bäumen, die durch den Wind zerzaust wirkten.
Trockenes Laub knisterte unter meinen Füßen, als ich den Blick an der Rückwand des Bungalows hochgleiten ließ. Es war wirklich nicht viel zu sehen. Durch keines der Fenster konnte ich hindurchschauen. Entweder hinderte mich ein Rollo daran oder eine Gardine.
Wer hier lebte, schien etwas zu verbergen zu haben. Eine Garage fiel mir ebenfalls auf. Sie stand wie ein Klotz im Garten. Nicht einmal ein plattierter Weg führte auf das Tor zu, nur ein Stück Rasen.
Ungefähr in der Hausmitte blieb ich stehen. Meine Lippen zeigten ein etwas wütendes Grinsen, denn zu dem Zeitpunkt ging ich davon aus, dass mich mein Gefühl im Gegensatz zu sonst einfach getäuscht hatte. Das gefiel mir gar nicht.
Ich schaute nach unten.
Waren es Fenster, die ich sah?
Nicht viele Häuser in unserem Land sind unterkellert. Dieser Bungalow allerdings war es, doch es waren keine normalen Fenster, sondern schießschartenähnliche Luken, die wie Lücken im Mauerwerk wirkten.
Keller sind für mich immer interessant. Auch wenn es hier schwer war, einen Blick hineinzuwerfen, wollte ich es probieren, bückte mich zunächst und stemmte danach die Knie auf den feuchten Boden.
Ich musste noch tiefer runter und den Kopf schief legen, um hineinschauen zu können.
Mein Blick fiel in einen düsteren Raum. Grauer Boden, so gut wie kein Licht, aber…
Da war doch etwas!
Mein Herz schlug schneller. Ich hatte dieses fahle grüne Leuchten gesehen, und mir war es vorgekommen wie ein überirdischer Schein. Das Leuchten bewegte sich, in seinem Umkreis entdeckte ich eine zweite Bewegung, die einer menschlichen Gestalt, einer Frau, die ich gut kannte, Lady Sarah.
Lady Sarah im Keller, sie war eine Gefangene und sie hetzte mit schnellen Schritten durch den Raum.
Dann fiel sie hin.
Ich lag mittlerweile flach auf dem Boden. Ich sah den Kopf, durch seine Aura war er nicht zu verfehlen. Ich sah aber auch Sarah Goldwyn. Sie lag auf dem Rücken, hatte die Arme vorgestreckt, und sie hielt den Schädel zwischen beiden Händen.
Mir gelang auch ein Blick auf das breite, geöffnete und verzerrte Maul mit den schrecklichen Zähnen. Es schwebte dicht über dem Gesicht der Horror-Oma, und mir war längst klar, dass sich Sarah in einer tödlichen Gefahr befand.
Noch konnte sie sich gegen den Schädel wehren. Wie lange noch?
Wäre vor mir ein normales Kellerfenster gewesen, so hätte ich keine Schwierigkeiten bekommen. Diese Luken hier aber konnte ich vergessen. Ich musste, wenn ich etwas erreichen wollte, durch sie schießen, aber der Winkel war schlecht. Ich würde den verdammten Schädel nicht treffen. Dabei hatte ich mir schon das am günstigsten liegende »Fenster« ausgesucht.
Als ich Lady Sarah schreien hörte, rief ich auch ihren Namen. Der verdammte Kopf hatte sie schon mit seinen Zähnen erwischt, und ich konnte nichts anderes mehr tun, als abzudrücken.
Zwei Silberkugeln jagte ich durch die schmale Luke in den Kellerraum.
Ich traf den Schädel nicht.
Für einen Moment stieg ein fürchterliches Bild vor meinen Augen auf. Sollte ich tatsächlich Zeuge des Vorfalls werden, wie eine meiner besten Freundinnen grausam umgebracht wurde…?
***
»Das waren Schüsse!«, sagte Suko.
»Wie… was?« Sarrazin schüttelte den Kopf. Er begriff es nicht, und Suko sah, dass dieser Mann ihm kein Theater vorspielte. Er war tatsächlich überrascht.
Der Inspektor aber wollte sich nicht mehr länger an der Nase herumführen lassen. Er hatte den Klang der Beretta erkannt, und
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