0790 - Der Satanskopf
er ging davon aus, dass John nicht grundlos schoss.
Suko packte Juri Sarrazin und schleuderte ihn quer durch den Raum. Der schwere Mann hatte damit nicht gerechnet und wahrscheinlich auch die Kraft des Inspektors unterschätzt. Er segelte mit rudernden Armen weiter, bis er von seinem Schreibtisch aufgehalten wurde und dort rücklings über seine Papiere und Entwürfe fiel.
Bevor er sich erheben konnte, war Suko bei ihm. Er hatte die Beretta gezogen und presste dem Designer das kalte Loch der Mündung genau zwischen die Augen. »Und jetzt wird geredet, mein Freund. Was geht hier vor? Wo ist Sarah Goldwyn?«
Juri grinste und spie Suko an.
Der zerrte ihn wieder hoch, stieß ihn zurück und Sarrazin krachte dabei mit dem Rücken gegen die Schreibtischkante. Böse Schmerzen wühlten durch seinen Körper.
»Rede!«
Der Mann sah die Entschlossenheit in Sukos Augen. Auch er konnte mal die Beherrschung verlieren, wenn es um seine Freunde ging, denn in diesem verdammten Haus roch es nach Tod. Für ihn zählte jetzt jede Sekunde.
»Ich höre, Sarrazin!«
»Okay, okay…«
»Wo und was?«
»Im… im Keller … sie ist da.«
»Sarah?«
»Ja.«
Suko zerrte den Mann wieder hoch. Sarrazin sackte ein. Er presste die Handflächen auf die schmerzende Stelle an seinem Rücken. Darauf nahm Suko keine Rücksicht. »Stell dich nicht so an, verdammt! Ich will in den Keller – wo?«
»Gehe mit…«, stöhnte Juri, bevor er sich schwankend voranbewegte. Er taumelte einige Schritte auf die Tür zu. Unterwegs drehte er kurz den Kopf. »Ich kenne mich aus.«
»Das will ich auch hoffen.« Suko blieb ihm auf den Fersen. Weil ihm Sarrazin zu langsam war, stieß er ihm in den Rücken, und Juri überwand endlich die Schwelle zum Flur.
Suko wusste leider noch immer nicht, was hier eigentlich ablief und in welch eine Gefahr sich Sarah Goldwyn wieder einmal gebracht hatte. Leider gehörte sie zu den Menschen, die es immer wieder schafften, sich in lebensgefährliche Situationen hineinzumanövrieren. Nur mit viel Glück hatte sie sie bisher überstanden.
Ob das noch eine Weile so blieb, darauf konnte Suko nur hoffen.
Einen Eid hätte er darauf nicht geleistet.
Sarrazin hatte sich böse den Rücken gestoßen. Suko glaubte nicht, dass er die Schmerzen nur vortäuschte. Er hielt die Hände noch immer auf die getroffene Stelle am Rücken gedrückt und ließ die rechte erst los, als er die oberste Treppenstufe erreichte. Er umklammerte den Handlauf. Ächzend und keuchend stieg er in gebückter Haltung die Stufen der Treppe hinab in den Keller, der nur spärlich erleuchtet war. Das Licht verteilte sich an einem Ort auf dem hellen Betonboden, und es sah so aus, als wollte er an manchen Stellen in die Fugen hineinsickern.
»Weiter… weiter!«, drängte Suko. Einen dritten Schuss hatte er bisher nicht gehört, und ihm gefiel auch die Stille in dem Kellergang immer weniger. Wenn ihn so etwas umgab, kam das dicke Ende oft genug nach.
Sarrazin drückte stöhnend seinen Rücken durch. Suko sah die ersten Türen an der linken Seite, aber Sarrazin passierte die beiden. Als er sich in Höhe einer dritten Tür befand, verlor Suko die Farbe im Gesicht, denn er hatte einen grauenvollen Schrei gehört.
Sarah?
Juri drehte sich schwerfällig um. Suko sah noch das widerliche und kalte Grinsen auf dem Gesicht des Mannes, bevor er ihn mit einem Schulterstoß zur Seite rammte.
Der Designer prallte gegen die Wand. Er lachte trotzdem, was bei Suko die Alarmglocken noch mehr schrillen ließ. Um Sarrazin kümmerte er sich nicht, sein Ziel war die Tür, hinter der dieser Schrei aufgeklungen war.
Wuchtig riss er sie auf – und sah das Grauen!
***
Die Schüsse waren verstummt!
Innerhalb dieser kurzen Zeit hatte Lady Sarah noch Hoffnung schöpfen können. Sie hatte auch die Stimme des Geisterjägers erkannt, aber er befand sich nicht in der Nähe, sondern draußen, und von ihr trennten ihn dicke Mauern.
Keine Chance für John, zumindest nicht in der nächsten Zeit, dabei war die für Lady Sarah so wichtig, um überleben zu können. Auch der Satanskopf war von den Schüssen abgelenkt worden und etwas zur Seite gehuscht. Lady Sarah hatte eine kleine Pause bekommen.
Sie sammelte ihre Kräfte – viele waren es nicht mehr – und bewegte sich über den Boden kriechend aus der unmittelbaren Gefahrenzone. Sie wollte weg, bis an die Tür, denn das war der einzige Ausweg.
Besser war es, wenn sie lief. Sie musste Kraft einsetzen, um sich auf die Beine stemmen zu
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