0790 - Kristall aus der Vergangenheit
schrie die Frau in diesem Moment. »Hilf mir!« Ein Poltern folgte, dann das Lachen Simonets. Was ging dort oben vor? Vorrec beschloss, einige Momente abzuwarten. Er hatte die Stimme der Frau schon einmal gehört. Jetzt drang ein schmerzerfülltes Wimmern nach unten.
Gerade als Vorrec nach oben gehen wollte, wurde der Zugang zu den Kellerräumlichkeiten geöffnet. Licht fiel die Treppe herunter. In der offenen Tür erschien eine lodernde Fackel.
Es war die Frau, deren Stimme Vorrec gehört hatte.
Sie brannte lichterloh und taumelte die Treppe herunter. In der Hälfte der wenigen Stufen stolperte sie. Erstaunt beobachtete der Dämon, wie die Frau nach ihrem Sturz am Fuß der Treppe wieder auf die Füße kam.
Woher nahm sie nur die Kraft dazu?
Durch den Flammenschleier musste die Frau Vorrec wahrgenommen haben, denn sie sprach ihn an. Er glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Was heute alles vor sich ging, überraschte ihn.
»Hilf mir, Vorrec!«
Das Schauspiel amüsierte ihn zutiefst. Er war von der Frau beeindruckt. Jetzt erkannte er in ihr ein Mitglied der Sekte, die ihm diente. Im ersten Moment wollte er die Flammen tatsächlich löschen, um von der Frau zu erfahren, was das alles zu bedeuten hatte.
Doch da brach sie vor ihm zusammen und rührte sich nicht mehr.
In diesem Moment verstand Vorrec, was geschehen war. Simonet experimentierte mit den Kräften des Kristalls!
Er beglückwünschte sich, nicht länger abgewartet zu haben. Simonet schien sich den Dhyarra untertan gemacht zu haben.
»Seine Spur endete dort, Herr«, erinnerte er sich an den Bericht des Irrwischs. »Er muss einen Dimensionswechsel vorgenommen haben.«
Der Irrwisch hatte Recht gehabt. Simonet war durch Dhyarra-Magie an einen anderen Ort gelangt…
Umso mehr war es an der Zeit, Simonet zu töten. Je länger er am Leben war, umso effektiver war er in der Lage, die Kraft des Dhyarra zu nutzen, denn er lernte schnell. Dem musste ein Ende bereitet werden.
Doch wieder kam Vorrec nicht dazu, das Untergeschoss zu verlassen. In der Türöffnung erschien die Gestalt des Sektenmeisters. In seiner Hand funkelte es blau auf, scharf zeichneten sich seine Konturen im Gegenlicht ab.
»Ich wollte dich rufen, Vorrec«, tönte es ihm entgegen. »Diese Arbeit hast du mir abgenommen.«
»Ich bin gekommen, um zu sehen, was geschehen ist, nachdem du mich im Keller mit zwei der erfolgreichsten Höllengegnern konfrontiert hast.« Vorrec zeigte seine Zähne und registrierte befriedigt die Überraschung in Simonets Zügen.
»Ich bin verwundert«, sagte er mit einem Blick auf das, was von der Frau zu seinen Füßen übrig geblieben war. Das Feuer war erloschen. »Es ist das erste Menschenopfer, das du mir bringst. Ich habe andere Umstände dafür erwartet.«
»Es ist kein Opfer für dich, Vorrec.« Langsam kam Simonet die Stufen herab. »Es gab eine Zeit, da hätte es mich gereizt, das zu tun. Diese Zeit ist vorbei.«
Vorrec spannte sich an. »Wie kommst du dazu, zu bestimmen, wann…«
Simonet unterbrach ihn. »Ich bin nicht länger dein Diener, Vorrec.«
Der Hyänendämon stampfte auf und ließ ein Brüllen durch den Kellerraum donnern, das sich an den Wänden brach und vielfach zurück schallte. Seine Zähne schnappten in der Luft. »Es ist meine Entscheidung, ob ich dich aus meinen Diensten entlasse oder nicht.« Er trat einen Schritt auf Simonet zu, der die Treppe hinter sich gelassen hatte. »Und heute entlasse ich dich keinesfalls.«
Simonet schwieg und hob die Hand, in der er den Kristall hielt.
Das war das Zeichen für Vorrec, anzugreifen und die Sache zu beenden. »Heute stirbst du«, fauchte er und schnellte mit aufgerissenem Maul auf seinen Gegner zu.
***
Wieder einmal standen sie vor der Hintertür eines Hauses, die sich diesmal als wesentlich widerstandsfähiger erwies.
»Diesmal wird ein Auftritt als Fernseh-Cop uns nichts nützen«, meinte Zamorra.
»Dann lass mal eine Frau an die Sache ran.« Nicole ging einen Schritt von der Hintertür weg und besah sich das Fenster. »Wenn es nicht anders geht, zertrümmern wir die Scheibe.«
»Und das von der Frau, die mir vor ein paar Stunden empfohlen hat, etwas diplomatischer vorzugehen.«
»So ändern sich die Zeiten.« Mit diesen Worten lief sie einige Schritte zurück und holte aus dem überwucherten Stück Garten hinter dem Haus einen handlichen Stein. Prüfend wog sie ihn in der Hand.
»Warte«, meinte Zamorra. »Lass uns diesmal eleganter vorgehen. Ich nehme meinen
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