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0790 - Kristall aus der Vergangenheit

0790 - Kristall aus der Vergangenheit

Titel: 0790 - Kristall aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ermöglichte. Triumphierend wickelte François Schicht um Schicht des Stoffes ab.
    Dann sah er den Kristall. Er war weitaus größer, als er sich vorzustellen gewagt hatte, und von makelloser Schönheit. Blau reflektierte er das Sonnenlicht, genau wie sein Großvater es beschrieben hatte.
    Ich bin reich, durchzuckte es ihn, als er die Hand ausstreckte, um seinen Fund liebevoll zu streicheln.
    ***
    Der Kutscher hörte ein irres Kichern, als er seinen Fahrgast an der Kutsche vorbei rennen sah. »Bleiben Sie doch stehen, mein Herr!«
    Doch sein Kunde schien ihn nicht zu hören, sondern lief rasch weiter den Hügel hinab.
    Was sollte er tun? Weiter hier auf seinen merkwürdigen Fahrgast warten? Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, denn vielleicht kam er wieder zurück. Sein Kunde hatte ihm bislang nur die Hälfte des vereinbarten Honorars angezahlt, um sicherzugehen, dass er auf ihn warten würde. Er war zunächst ein wenig beleidigt gewesen, dass der Kunde sein Misstrauen so deutlich zeigte.
    Doch dann hatte er wie stets beschlossen, nicht weiter darüber nachzudenken. Er würde die hohen Herren nie verstehen können. Sie misstrauten allem und jedem. Sie hatten Geld im Überfluss, doch es machte sie nicht glücklich. Sie waren gegeißelt und gefangen darin, ihr Vermögen zu schützen und es stets weiter zu vermehren.
    Erst als eine Stunde später die Sonne unterging, entschloss sich der Kutscher, nach Hause zurückzukehren und den seltsamen Kunden zu vergessen. Seine Frau wartete auf ihn. Mit der Hälfte des vereinbarten Preises würde er immerhin Medizin für seinen Sohn kaufen können. Das war mehr Ertrag für einen Tag, als er heute Morgen zu hoffen gewagt hatte.
    Zu dieser Zeit vergrub François irre kichernd den Kristall und das Tagebuch im Wald. »Ich habe dich, ich habe dich nicht, ich habe dich…« Leise summend schaufelte er wieder Erde auf das Loch, das er ausgehoben hatte. Als das erledigt war, begann er freudig zu tanzen.
    »Ich habe dich nicht, ich habe dich…« Ein Speichelfaden lief ihm aus dem Mundwinkel, den er geräuschvoll einsaugte. Vor Vergnügen schlug er sich auf die Schenkel.
    Bald kam die Dunkelheit. Und mit ihr die nächtlichen Jäger des Waldes.
    Niemand sah François jemals wieder.
    ***
    Gegenwart, Frankreich
    »Schau mal dort!« Aufgeregt zeigte André auf die Ladung Erde, die der Bagger mit der Ladeschaufel auf die Seite beförderte. Inmitten des bereits aufgeschütteten Hügels blitzte es bläulich auf. »Siehst du das Funkeln?«
    »Da bricht sich die Sonne in irgendwas«, brummte sein kahlköpfiger Arbeitskollege. Er griff wieder nach dem Presslufthammer, den er kurz zuvor abgestellt hatte, »’ne Glasscherbe oder so.«
    »Quatsch kein dummes Zeug, Raymonde!« André hielt sich die flache Hand abgewinkelt an die Stirn, um die Augen zu beschatten. Zusätzlich kniff er das linke Auge zu, denn mit dem rechten konnte er schärfer sehen. Er brauchte dringend eine Brille, verschob den Besuch beim Optiker jedoch schon seit Monaten. »Das ist keine Glasscherbe. Ich kann es deutlich sehen. Das ist ein Diamant!«
    »Ja klar, ein Diamant.« Raymonde interessierte der Presslufthammer in diesem Moment offenbar mehr als die Phantastereien seines Kollegen. »Kannst du mir sagen, wie der hierher kommen soll? König Salomos Minen lagen in Afrika, weißt du das nicht?« Er wischte sich mit der Hand über seine Glatze. »Obwohl es dort kaum heißer sein kann als hier.«
    André hatte den Spott nicht überhört. Im ersten Moment ärgerte er sich, beschloss aber, die Wut zu unterdrücken. »Mach du doch, was du willst. Ich geh rüber und schau mir das genauer an.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst.«
    Als André den halben Weg hinter sich gebracht hatte, ratterte die Maschine hinter ihm los. Raymonde war als unermüdlicher Arbeiter bekannt. Er brachte mehr Überstunden zusammen als jeder andere auf der Baustelle. André erreichte den Erdhügel, konnte aber die Stelle, auf die er vorhin aufmerksam geworden war, nicht gleich wieder finden. Leise schimpfend sah er zurück zu seinem Kollegen und versuchte abzuschätzen, aus welchem Blickwinkel er das Blitzen gesehen hatte.
    Es musste ganz in der Nähe sein. André ging in die Knie.
    Nichts.
    Er drehte den Kopf, als die Sonne wieder hinter der einzelnen Wolke hervorkam, die gerade vorüber gezogen war. Am äußeren Rand seines Blickfeldes sah er das Aufglitzern.
    Schnell bückte er sich, und mit beiden Händen begann er die Erde um das kleine Stückchen

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