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0790 - Kristall aus der Vergangenheit

0790 - Kristall aus der Vergangenheit

Titel: 0790 - Kristall aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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er schon entschieden. Und zwar anders als der Autor des Artikels intendiert hatte, der gut beraten gewesen wäre, den Mund nicht so voll zu nehmen.
    Zamorra musste sich auf die Baustelle begeben und versuchen, den Dhyarra-Kristall ausfindig zu machen. Was Nicole wohl dazu sagen würde, einmal wieder unter »richtige Männer« zu kommen? Zamorra schmunzelte bei dem Gedanken an schwitzende Arbeiter mit nacktem Oberkörper, die ihre Muskeln in der Sonne spielen ließen.
    Er machte sich keine Sorgen.
    Nicht deswegen zumindest.
    ***
    Gerome drehte das Arbeitshemd, das zu einem dicken Knäuel verschlungen war, nervös in seinen Händen. Er hatte den blau funkelnden Stein darin eingewickelt, als er zu Hause angekommen war. Es war ein klein wenig zu dunkel in dem Zimmer, in das er vor wenigen Minuten eingetreten war. Sein Magen begann zu revoltieren.
    Ob er sich zu viel vorgenommen hatte? War er zu forsch vorgegangen, als er dem Sektenführer gestern Abend die Nachricht hinterlassen hatte, dass er ihn heute Morgen zu treffen wünsche? Bisher hatte er niemals den Meister der Sekte persönlich gesprochen, nicht einmal seinen Stellvertreter. Es stand ihm nicht zu, denn er war nur ein unbedeutendes Mitglied der Dämonenanbeter.
    So unbedeutend, dass es ihm nicht gestattet war, mit dem Meister von Angesicht zu Angesicht zu reden. Ihn ohne Maske zu sehen…
    Bei den üblichen Zusammenkünften trugen alle Teilnehmer grob geschnitzte Tiermasken. Die wenigsten Mitglieder der Sekte wussten von der Identität der anderen. Gerome selbst kannte nur einen einzigen der Dämonenanbeter, seinen Bruder, der ihn damals in die Sekte eingeführt hatte. Bei seinem Eintritt erhielt jeder neue Angehörige das Abbild eines Rattengesichts, Kennzeichen für die unterste Stufe der Hierarchie.
    Rattenmasken gab es viele, auch Marder- und Ziegengesichter. Der Meister trug als einziger das Abbild einer Hyäne. Deren Augen funkelten immer rot, ob Licht darauf fiel oder nicht. Anfangs war Gerome überzeugt gewesen, es hier mit einem Trick zu tun zu haben, doch im Lauf der Zeit war ihm klar geworden, dass mehr dahinter steckte.
    Magie.
    Geromes Finger trommelten auf dem Holztisch, der neben zwei roh gezimmerten Stühlen den einzigen Einrichtungsgegenstand des Raumes bildete. Er blickte auf die Uhr. Der Meister musste jeden Augenblick eintreten.
    Die Tür öffnete sich und knarrte leise. Grelles Tageslicht fiel für einen Moment durch die Öffnung in das abgedunkelte Zimmer. »Du hast gestern eine Nachricht hinterlassen.« Ein Mann war eingetreten, um die vierzig Jahre alt. Schwarze Haare hingen ihm lang und gepflegt ölig glänzend in den Nacken, eisgraue Augen blickten gefühllos aus einem hart geschnittenen Gesicht. Seine Nase war auffällig groß. Er schloss die Tür hinter sich.
    »Meister, ich weiß die Ehre zu schätzen, dass Sie sich Zeit nehmen und…« Gerome war aufgestanden und senkte den Kopf, als er unterbrochen wurde.
    »Was willst du mir mitteilen?«
    »Der Kristall auf dem Tisch ist es wert, von Ihnen gesehen zu werden.« Geromes Knie hatten leicht zu zittern begonnen. Rasch nahm er wieder Platz, um es zu verbergen. Pass auf und stelle dich vor dem Meister nicht wie ein Trottel dar!
    Er löste den Knoten, den er aus den beiden Ärmeln des Hemdes geschlungen hatte. Danach wickelte er die Schichten des Kleidungsstücks auf, bis der große Edelstein zu sehen war.
    Der Bauarbeiter blickte seinem Herrn erstmals in die Augen. Er glaubte für einen Moment Interesse darin wahrzunehmen. Das ermutigte ihn, sein Magen beruhigte sich rasch. Vielleicht würde seine Kühnheit belohnt werden. »Gestern hat ein Kollege ihn auf der Baustelle gefunden. Als er den Kristall berührte, wurde er in derselben Sekunde wahnsinnig.«
    Der Meister lachte leicht auf. »Das ist mir nicht unbekannt.« Mit einer souveränen Bewegung strich er die langen Haare in seinem Nacken glatt.
    »Woher wissen Sie davon?« Geromes Verunsicherung kehrte mit aller Macht zurück.
    »Ich muss dich loben, dass du den Kristall geborgen hast.« Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf den Lippen des Schwarzhaarigen aus. »Für dich wird es Zeit, die Rattenmaske abzulegen. Komm auf unser nächstes Treffen eine Stunde früher.«
    Geromes Herz klopfte heftig. Sein Kreislauf drohte zu kollabieren. Die Luft im Raum war mit einem Mal so stickig geworden. Verdammt! Er benahm sich wie ein unmündiges Kleinkind. Die Präsenz des Meisters schien ihn zu erdrücken.
    Reiß dich zusammen! Hast du nicht

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