0791 - Blutzwang
Gryf ap Llandrysgryf, warum es ihn geradezu magisch nach Rom gezogen hatte.
Das Echo in Giyfs Kopf ging auf keine wirklich telepathische Nachricht zurück. Sie war nur entfernt damit verwandt. Wahrscheinlich hätte er sie auch bei vollem Bewusstsein nicht lesen und interpretieren können. Es war etwas anderes, etwas wie ein Rundruf. Das klang lächerlich, befand der Druide, doch es traf die Sache recht gut.
Jemand… oder etwas hatte eine äußerst intensive Nachricht an eine große Zahl von Empfängern abgesandt. Details waren nicht zu erkennen, aber deutlich wie ein Eanal an der Wand hatte Gryf das Bild des Senders vor Augen.
Sarkana!
Er war in Rom. Und seine wenn auch versteckte und getarnte Präsenz hatte den Druiden hierher gezogen!
Nur - von welcher Stelle der Stadt aus war diese mentale Sendung abgeschickt worden?
Gryf schloss die Augen und konzentrierte sich. Ärgerlich bemerkte er, dass es ausgerechnet seine eigenen weißmagischen Barrieren waren, die ihn nun beim Suchen erheblich störten. Er flüsterte einige magische Formeln, bis der Raum und das Gebäude ungeschützt waren. Dann startete er den zweiten Anlauf. Das Echo verklang nun schnell. Viel zu schnell, denn er schaffte es kaum noch, die präzise Richtung zu bestimmen. Dann war es verschwùnden - endgültig verhallt.
Gryf setzte sich auf die Bettkante. An Schlaf war nun nicht mehr zu denken.
Viel hatte er nicht herausfinden können. Der schwindende Nachhall kam aus dem südöstlichen Teil der Stadt.
Das war zumindest ein kleiner Ansatzpunkt. Doch etwas ganz anderes verblüffte den Mann vom Silbermond. Kein Zweifel möglich - der Ursprung der Nachricht lag tief unter der Erdoberfläche der Stadt am Tiber.
Aus welchem Grund mochte Sarkana sich wohl in der Kanalisation verkrochen haben? Nein, das passte nun überhaupt nicht zu dem Vampir. Was war der Inhalt von Sarkanas Nachricht gewesen - dessen Adressaten ganz sicher andere Vampire waren, da gab es keinen Zweifel.
Gryf verließ kurz darauf das Hotel auf konventionellem Weg - ganz normal durch die Vordertür. Per Zeitlosem Sprung wäre es für ihn leichter und sicherer gewesen, aber vielleicht wollte er ja noch länger hier wohnen. Warum also unnötige Fragen provozieren, wenn es auch so ging?
Zwei Straßen weiter entmaterialisierte er dann aber doch. Hier achtete niemand auf ihn.
Sein Ziel war höchst unpräzise gewählt.
Es ging ganz grob gesagt in südöstliche Richtung. Dann würde er schon weiter sehen.
Hallo, Sarki, dein alter Kumpel Gryf ist wieder da. Freust du dich? Wir sehen uns sicher schon bald…
Gryf ap Llandrysgryf war auf der Jagd nach einem großen Wild…
***
Es war kalt in Rom.
Um das Kolosseum pfiff ein unangenehmer Wind, der eine gefühlte Temperatur vorgaukelte, die weit unter der tatsächlich herrschenden lag.
Nicole Duval war weit entfernt davon, eines von den nörglerischen Wesen zu sein, die selbst an heißen Sommertagen ständig mit einer Gänsehaut umher liefen und immer und überall mir ist ja so kalt murmelten. Doch hier und jetzt tendierte ihre Laune in Richtung Gefrierpunkt.
»Also ich werde mich nicht lange von diesem spanischen Don aufhalten lassen. Ich weiß ja nicht, was du so planst, aber mir…«
»… ist kalt.« Zamorra beendete Nicoles Satz. Sie hatte ja Recht.
Der Professor war ebensowenig bereit, sich auf lange Spielchen einzulassen. Kolosseum hin, Menschenmassen her - er würde den Vampir hier an Ort und Stelle dazu bringen, ihnen den Aufenthaltsort der angeblichen Carlotta zu nennen. Wenn er Zicken machen sollte, würde der Parapsychologe nicht zögern und diesem Bruder die Zähne lang ziehen. Länger jedenfalls, als der sich das auch nur vorstellen konnte.
Noch immer glaubte Zamorra ja nicht daran, dass ausgerechnet der Vampir Carlotta so mir nichts dir nichts gefunden haben sollte. Oder steckte der von Anfang an hinter der ganzen Geschichte mit ihrem Verschwinden? Nein, da musste es andere Zusammenhänge geben.
»20 Uhr ist längst vorbei. Will der durchgeknallte Blutsauger uns jetzt auch noch warten lassen? Ich hasse solche dummen Versteckspielchen. Wahrscheinlich schleicht er da irgendwo zwischen den Touristen umher und beobachtet uns.«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Dann würde Merlins Stern mich warnen. Es sei denn, das Amulett hat wieder einmal beschlossen, den Dienst zu verweigern.«
Flüchtig fiel sein Blick über die Fassade des illuminierten Kolosseums. Der Zahn der Neuzeit nagte rasend schnell an dem Bauwerk. Was die
Weitere Kostenlose Bücher