Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0791 - Blutzwang

0791 - Blutzwang

Titel: 0791 - Blutzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
verblüfft, als er die Stimme am anderen Ende der Leitung erkannte. Und diese Verblüffung steigerte sich enorm, als er den Grund des Anrufes erfuhr.
    Es war ein Hilferuf…
    ***
    Seit gut zwei Stunden hörte er intensiv dem Vortrag zu.
    Doch er hatte kein einziges Wort davon behalten.
    Nicht dass Dr. Artimus van Zant der Thematik nicht hätte folgen können, nein, das war es ganz sicher nicht. Es ging um Mikroelektronik, um deren Verbindung zu biochemischen Prozessen. Es ging um Experimente, um ganz neue Theorien und Visionen. Alles Dinge, die dem Mann aus den Südstaaten der USA absolut vertraut waren, die sozusagen seine Leib- und Magenthematik darstellten.
    Es war etwas anderes, das ihn wie einen dummen Jungen stur und reichlich hohl immer auf die eine Stelle im Saal starren ließ.
    Vor drei Tagen hatte ihn Robert Tendyke, Chef von Tendyke Industries - und somit Artimus’ oberster Boss - zu sich gerufen.
    »Artimus, ich möchte, dass Sie persönlich den Vortrag einer Wissenschaftlerin besuchen, die vielleicht bald schon bei uns arbeiten wird. Sie ist Mikrobiologin mit einem ziemlichen Hang zur Elektronik. Also genau Ihre Kragenweite. Daher sind Sie der richtige Mann, um sich die Dame einmal aus der Nähe zu betrachten.«
    Tendyke grinste breit, als er in Artimus van Zants Gesicht den aufkeimenden Unwillen erkannte. »Meckern Sie nicht, Dr. van Zant. Die Frau hat auf indirektem Weg Kontakt zu uns aufgenommen und ihre Arbeit quasi angeboten. Sie wissen genau, wie vorsichtig wir seit gewissen Vorkommnissen sind… sein müssen! Oder?«
    Van Zant verdrängte seinen Unmut. Tendyke hatte ja Recht. Seit der Zerstörung der unterirdischen Anlagen -des gesamten Projekts Spinnennetz - durch einen Anschlag der DYNASTIE DER EWIGEN konnte man nicht mehr vorsichtig genug sein. Es hatte immer wieder dicke Löcher im Sicherheitssystem gegeben, die so nie mehr Vorkommen durften.
    Neue Mitarbeiter von Tendyke Industries wurden knallhart unter die Lupe genommen. Selbst das reichte nicht aus, denn man konnte Legenden erfinden oder fälschen, die nahezu jeder Überprüfung standhielten. Also wurden persönliche Kontakte groß geschrieben. Die besten Chancen hatte man bei Tendyke Industries zur Zeit, wenn man dort bei einer der Führungskräfte seit langer Zeit bekannt war.
    Und diese eventuelle neue Mitarbeiterin kannte augenscheinlich noch niemand in persona.
    »Und wohin scheuchen Sie mich jetzt, Chef? Sie wissen, ich bin reisefaul, brauche meine ungesunde amerikanische Ernährung und die miefige Luft von Tendyke Industries.«
    Mehr als ein halbherziges Grinsen bekam er dafür nicht von Robert Tendyke, dem die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit noch immer tief in den Knochen steckten. Er konnte die Katastrophen nicht mehr zählen, denen er und das gesamte Zamorra-Team in den letzten Wochen und Monaten stets nur um Haaresbreite entkommen waren.
    Die dritte Tafelrunde… sie hatte Wunden in ihre Reihen gerissen, die kaum zu heilen waren. Und wenn, dann musste dazu erst viel Zeit vergehen. Sehr viel Zeit.
    Ohne großartig zu knurren, hatte Artimus van Zant am kommenden Tag seinen Trip nach Italien angetreten. Als leitender Mitarbeiter eines der weltweit größten Konzerne reiste man komfortabel. Der Flug verlief angenehm, obwohl Artimus nur wenig Begeisterung für die Bordverpflegung aufbringen konnte. Das waren Portionen für Kinder, aber nicht für einen halbwegs ausgewachsenen Mann.
    Da sah es in der Hotelküche schon um einiges besser für ihn aus. Die Köche in der italienischen Hauptstadt rümpften wohl nach wie vor die Nasen, wenn sie auf einen der typischen Fleischfresser aus den Staaten trafen, doch sie hatten sich auch auf diese Klientel eingestellt.
    Satt und halbwegs zufrieden hatte Artimus van Zant sich also zur Universität in Rom begeben, wo diese Wunderfrau zu besichtigen war.
    Und nun saß er in dem Auditorium, das in der typischen Arenenform gebaut war. Oben auf den erhöhten Rängen hockten die mehr oder minder Wissbegierigen - unten, wie in einer Manege, stand der Vortragende hinter seinem Pult. Es hatte sich nicht viel geändert, seit Artimus die Uni verlassen hatte. Doch es war jetzt genau diese Perspektive, dieser Blickwinkel, der ihn so verblüffte und ablenkte.
    Die Dozentin, also exakt die Frau, die der Grund seiner Anwesenheit war, hatte vor zwei Stunden den Saal betreten und sich zum Rednerpult begeben. Erstaunt hatte van Zant sich unter den anderen Zuhörern umgesehen, die keinerlei Zeichen der

Weitere Kostenlose Bücher