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0791 - Blutzwang

0791 - Blutzwang

Titel: 0791 - Blutzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Leibhaftigen tun sie danach zu fragen. Also verließ er sich auf seine Augen.
    Und die zeigten ihm eine reichlich gut gebaute junge Frau mit wasserblauen Augen und knapp schulterlangen blonden Haaren, die ziemlich widerspenstig wirkten. Die kleine Stupsnase - ein besserer Begriff wollte ihm nicht einfallen - und das unwiderstehliche Lächeln der Biologin zogen ihn in ihren Bann.
    Julie.... sie ist ihr sehr ähnlich... irgendwie.
    Dr. Julie Skinner war van Zants geschiedene Frau, die bei der Vernichtung der unterirdischen Anlage von Tendyke Industries ums Leben gekommen war. Julies Geist jedoch war schon lange zuvor gestorben, als sie sich der wahnsinnig machenden Strahlung eines Spiders ausgesetzt hatte. Es war nur noch ihr Körper, die lebende Hülle gewesen, die Artimus jeden Tag auf der Krankenstation besucht hatte. Er hatte nicht das Recht, darüber zu urteilen, doch vielleicht war der Tod für Julie Skinner nur noch Erlösung gewesen.
    Es fiel ihm dennoch schwer, damit fertig zu werden.
    Van Zant fühlte sich nun wieder in der Lage, eine einigermaßen ungezwungene Konversation in Gang zu bringen. »Also, Miss Stolt…«
    Sie unterbrach ihn. »Wenn, dann Missis - ich stehe auf Männer, die zu mir aufblicken. So einen habe ich bislang aber noch nicht finden können. Also, einigen wir uns auf Khira, okay?« Ihr reichlich makaberer Humor bereitete Artimus einige Probleme, aber damit musste er nun klar kommen.
    »Gut, Khira also. Meinen Vornamen kennen Sie ja bereits. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass mir noch nicht so ganz klar ist, warum Sie unbedingt bei Tendyke Industries einsteigen wollen. Sie sind hier offenbar eine anerkannte Kraft.« Er stockte kurz. »Und wenn Sie mir erlauben das zu sagen - auch eine voll akzeptierte. Unter den heutigen Zuhörern war ich der einzige Trottel, der über Ihre Kleinwüchsigkeit nicht informiert war. Verstehen Sie mich nicht falsch… Amerika ist ein liberales Land, doch auch dort gibt es Menschen, die…«
    Die Biologin baute sich mit ihren ganzen 133,5 Zentimetern vor Artimus auf und sah ihm tief in die Augen. »… die mit Menschen nicht klar kommen, die gewisse Normen nicht erfüllen? Größe, Gewicht, Aussehen - vielleicht irgendeine Behinderung körperlicher Art oder psychisch Kranke? Was glauben Sie wohl, wem Sie das hier erzählen, Artimus? Sehe ich aus, als wäre ich mit einem goldenen Löffel im Mund und auf Seidenlaken zur Welt gekommen?«
    Eine winzige Falte war da plötzlich an Khiras Nasenwurzel zu sehen. Eine Wutfalte - Artimus kannte das, denn die hatte ihm bei Julie stets angezeigt, wann er sich in Acht nehmen musste. Die Ähnlichkeiten waren nicht zu übersehen.
    »Ich habe immer gekämpft. Und ich werde immer kämpfen müssen. Sie würden anders reden, wenn Sie wüssten, unter welchen Umständen ich aufgewachsen bin. Doch vielleicht werden Sie es schneller erfahren, als Ihnen und mir lieb ist.«
    Sie machte eine Pause, in deren Verlauf sich ihr Gesicht entspannte - die Wutfalte war wie weggeblasen. »Gute Wissenschaftler gibt es überall auf der Welt, gute Jobs ebenfalls. Ich will zu Tendyke Industries, weil es dort um mehr als um reine Wissenschaft geht. Sehen Sie mich nicht so verblüfft und forschend an. Ich weiß einiges von und über Tendyke Industries , das nicht so unbedingt an die Öffentlichkeit gehört.«
    In van Zant schrillten geistige Alarmglocken laut. Die Vorsicht Tendykes war also doch begründet gewesen.
    Khira Stolt lachte ihn an. »Nein, ich gehöre weder zu einem gegnerischen Konzern, noch zu den EWIGEN - und auch nicht zur Höllenbesatzung. Was ist los, Doktor van Zant? Sie sind plötzlich so bleich geworden.«
    Artimus van Zant war sicher, dass die Biologin da nicht übertrieb.
    ***
    Alles an und in diesem Restaurant mitten in Rom war Artimus van Zant nicht geheuer.
    Zum einen wunderte er sich, dass Khira Stolt es geschafft hatte, ihn nach ihrer mehr als erstaunlichen Offenbarung überhaupt irgendwohin zu locken. Zum anderen schien das hier kein normales Restaurant zu sein. Zumindest roch es hier ganz und gar nicht wie in einer der unzähligen Futteranstalten Roms, in denen man den Touristen das Geld aus den Taschen zog.
    Die Biologin kannte ganz augenscheinlich den Besitzer des Ladens, denn als der hochgewachsene Römer die Kleinwüchsige sah, hob er sie lachend in die Höhe und küsste ihre Wangen.
    Eifrige Kellnerhände schleppten eine Art Hochstuhl heran, der wie für Khira gemacht schien. Artimus wartete artig bis die Biologin es

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