0791 - Diondra - einfach mörderisch
Mädchen waren jetzt allein. Der Wissenschaftler erhob sich. Mit etwas müde wirkenden Schritten ging er auf Diondra zu und blieb dicht vor ihr stehen. »So, das wissen Sie. Jemand muss Ihnen die Kenntnisse doch vermittelt haben, denke ich.«
»Das sehe ich auch so.«
»Phantastisch, dann haben wir ja schon einen gemeinsamen Nenner gefunden, denke ich. Wer war es denn? Wer waren Ihre Lehrer, Diondra?« Professor Palmer war froh, mit diesem Wunderkind allein zu sein, denn er wollte auch hinter die Fassade schauen.
»Ich kenne sie nicht mit Namen.«
»Das wollte ich auch nicht wissen.«
»Was dann?«
»Etwas allgemeiner!«
Diondra räusperte sich. »Sie leben nicht mehr, Professor. Sie sind längst tot.«
»Oh, das tut mir leid.« Seine Gedanken drehten sich fieberhaft, denn er glaubte, dass ihm diese Person einen Bären aufband. Natürlich lebten sie noch, schließlich war Diondra nicht mal fünfundzwanzig. Mochte der eine oder andere Professor auch schon gestorben sein, die meisten aber würde Palmer schon kennen. Er wunderte sich gleichzeitig, dass diese Lehrer nie über den Schützling gesprochen hatten, denn es war schwer, ein derartiges Wunderkind vor den Medien geheim zu halten. Erst recht hätte sich diese außergewöhnliche Begabung in Fachkreisen herumsprechen müssen, aber davon hatte der Professor bisher nichts gehört.
»An welcher Uni lehrten sie?«
Wieder lächelte Diondra, als hätte sie sich über die Frage amüsiert.
In der Tat klang die Antwort ähnlich, wenn auch leicht unverständlich. »An der Uni des Lebens, wenn Ihnen das etwas sagt, Sir?«
»Nein, überhaupt nicht.«
»Dann tut es mir leid.«
Er winkte ab. »Oh, das braucht Ihnen nicht leid zu tun. Wenn Sie es nicht sagen wollen, ist das Ihre Sache, Diondra.« Er nickte ihr zu.
»Wir werden später sicherlich auf das Thema zurückkommen, denke ich. Jetzt machen wir erst mal eine Pause.«
Diondra Mayne erhob sich mit sehr langsamen Bewegungen. Sie wartete, bis der Professor vorgegangen war und setzte sich erst dann in Bewegung. Er hatte die Tür noch nicht erreicht, als sie ihn ansprach. »Professor Palmer…?«
»Ja.« Der Mann blieb stehen und drehte sich um.
»Sie sollten nicht so viel fragen.«
»Ich?« Er war erstaunt. »Meine Güte, ich habe doch nicht zu viele Fragen gestellt. Was Sie machen, ist einmalig, das ist sensationell und genial. Da bleiben einfach Fragen zurück.«
»Trotzdem…«
»Nein, nein, meine Liebe, das können Sie mir nicht verbieten. Ich bin Wissenschaftler, und ich wäre ein schlechter, wenn ich dabei nicht auch neugierig wäre.«
Diondra erhob eine Hand. Ihr Zeigefinger wies dabei nach oben.
»Neugierde kann manchmal gefährlich sein.«
»Aber nicht bei uns.«
Ein scharfer Blick traf ihn. Er hatte plötzlich den Eindruck, als wären es nicht mehr die Augen dieser Frau, sondern völlig andere. Sie waren so eisig, so kalt, ohne jegliches Gefühl, dann war er wieder verschwunden, bevor er noch näher darauf eingehen konnte. Vor ihm stand wieder die schmale Person, die die Schultern hob, sogar nett lächelte und sich dann erkundigte, wo sie einen Schluck zu trinken bekäme.
»Die Kantine hat noch geöffnet.«
»Das ist nett.«
»Sie kennen den Weg?«
»Ich hoffe es.« Vor ihm schlüpfte sie durch die Tür und wandte sich im Gang nach rechts.
Auch Professor Palmer verließ den Raum. Er schloss ihn hinter sich ab, schüttelte den Kopf und fragte sich zum wiederholten Male, ob es noch Sinn hatte, weitere Tests mit ihr zu machen. Diese Person war besser als er und seine Kollegen zusammen. Sie steckte alle in den Sack, was keiner begreifen konnte.
Ein Genie…
Kopfschüttelnd ging der Mann weiter. In seinem Arbeitszimmer, es war das größte im Institut, erwarteten ihn die Mitarbeiter. Mit ihnen wollte er den Fall noch einmal durchgehen. Vielleicht hatte der eine oder andere noch eine Idee, wie man dem Rätsel dieser Person auf die Spur kommen konnte. Sie musste das Wissen von jemandem bekommen haben, es konnte ihr doch nicht angeboren sein. Und ob er neugierig war oder nicht, das musste sie schon ihm überlassen.
Ein Wissenschaftler durfte nicht mit verbundenen Augen durch die Welt gehen, der musste fragen, auch nachfragen, und das ließ er sich nicht verbieten.
Außerdem hatten ihre Worte wie eine Warnung geklungen. Darüber regte er sich auch noch auf und wurde regelrecht wütend.
Mit Wut im Bauch betrat er auch sein Arbeitszimmer, wo die anderen Kollegen bereits warteten.
Sie standen da
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