0791 - Diondra - einfach mörderisch
Da es bald dunkel werden würde, musste ich mich beeilen, dennoch ging ich geduckt, ein ziemlich anstrengendes Laufen, aber das konnte ich durchhalten, damit hatte ich keine Probleme.
Noch immer hinterließ der Wind auf der Wasserfläche ein gekräuseltes Muster. Er wehte mir auch ins Gesicht, ich spürte seine Kälte, und sie war mir unangenehm. Ich empfand sie anders als im Wald selbst, als wäre sie aus Tiefen gekommen, die für Menschen normalerweise nicht zugänglich waren.
Der Untergrund dämpfte meine Schritte. Nur das leise Tappen begleitete mich wie der Schlag eines unregelmäßigen Uhrwerks. Ich war mittlerweile relativ nah an den Pavillon herangekommen. Um ihn herum war eine bestimmte Fläche regelrecht leer. Da wuchs kein Gras mehr. Der graubraune Boden wirkte wie ein verbranntes Stück Erde.
Die ersten Abendwolken waren aufgezogen und bildeten ein düsteres Dach. Die Schatten waren noch dichter geworden, wobei das freie Gelände vor mir davon nicht so stark beeinträchtigt wurde.
Ich lief die letzten Schritte, die mich auch am Teich vorbeiführten.
Das Wasser war düster, es schien selbst mit Schatten gefüllt zu sein, die sich aus den Farben Schwarz und Grün zusammensetzten. Ich wusste auch nicht, weshalb, aber jetzt, so relativ kurz vor dem Ziel, bekam ich schon Herzklopfen. Es hatte sich äußerlich nichts verändert, ich verließ mich dabei einzig und allein auf mein Gefühl, das ich nicht als positiv ansah.
Die Rückseite des Pavillons wuchs dunkel vor mir hoch. Wenn mich nicht alles täuschte, war er früher einmal sechseckig gebaut worden, doch wegen der Düsternis konnte ich es nicht genau erkennen. Da verschwammen die Ecken etwas.
Wichtig waren für mich die Fenster. Davon entdeckte ich zwei.
Zwei andere mussten an der Vorderseite liegen. Fenster, die keine normale Größe hatten, niedrige, lange Fenster, und das Glas einer Scheibe sah ich nicht. Wer immer sich darin aufhielt, er würde auch in der Zugluft sitzen. Jetzt wusste ich, weshalb sich Diondra eine Strickjacke übergestreift hatte.
Ich erreichte die Mauer.
Zwischen zwei Fenstern duckte ich mich. Allmählich beruhigte sich auch mein Atem. Um eins mit der Natur zu werden und um meine Sinne zu schärfen, musste ich einfach zu einer inneren Ruhe finden. Jegliche Nervosität und Überreaktion waren falsch am Platz.
Ich bewegte mich ein wenig weiter vor und achtete bei mir auf jedes Geräusch, um mich nicht zu verraten. Ich wollte Diondra nur beobachten und hoffte, dass man sie auch aus den Reihen der Leibwächter in Ruhe ließ.
Dicht neben mir befand sich das Fenster. Bevor ich hindurchschaute, hörte ich etwas.
Zuerst dachte ich an das Flüstern des Windes, der durch die offenen Luken fuhr und sich im Innern des Pavillons traf, aber das war es nicht. Ich hörte eine Stimme.
Diondra sprach.
Mit wem?
Erst als einige Sekunden vergangen waren, stellte ich fest, dass sie mit sich selbst redete. Das wiederum wunderte mich, da ich mir keinen Reim darauf machen konnte.
Warum sprach sie? Ich dachte nach und kam zu dem Entschluss, dass sie entweder betete oder etwas beschwor, denn Menschen, die Beschwörungen durchführten, wirkten so, als würden sie mit sich selbst sprechen, wobei sie allerdings irgendein fernes Wesen meinten, von dem sie sich Hilfe erwarteten.
Ich richtete mich auf. Mein Mund war trocken geworden. Der Magen lag wie ein Stein in meinem Körper. Trotz der Kühle hatte sich ein Schweißfilm auf meiner Stirn gebildet. Im Nacken spürte ich das Ziehen. Diese Symptome waren mir im Prinzip nicht unbekannt. Sie traten immer dann auf, wenn ich vor eine wichtigen Entscheidung stand.
Hier auch?
Ich drängte alle Gedanken an die Zukunft zurück und wollte eigentlich nur die Person der Diondra Mayne sehen. Hoffentlich schaute sie nicht gerade auf dieses Fenster, denn entdeckt werden wollte ich auf keinen Fall.
Ich lugte hinein.
Finsternis füllte den Innenraum aus. Zumindest hatte ich beim ersten Hinschauen den Eindruck. Dann aber sah ich, dass es nicht so dunkel war, denn durch die lukenartigen Fenster drang genügend graues Licht, um den Innenraum des Pavillons auszuleuchten.
Ich hatte zumindest damit gerechnet, eine Bank oder Stühle zu sehen, das war nicht der Fall. Es gab zwar eine Sitzgelegenheit, nur bestand diese aus einem schlichten Holzklotz, der normalerweise als Unterlage beim Holzhacken diente.
Auf ihm saß Diondra!
Ich hatte Glück, denn die junge Frau drehte mir den Rücken zu.
Mich irritierte ihre
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