0791 - Diondra - einfach mörderisch
Keller zu hocken, umgeben von einem künstlichen Licht, das war nicht seine Sache. Er hätte sich liebend gern im Freien bewegt, doch Cusor hatte nun einmal bestimmt, und daran musste man sich halten. Wer es nicht tat, flog.
Lennox war mal verschwunden. Angeblich hatte er auf die Toilette gemusst, doch was er dort so lange tat, wollte nicht in Rutgers Kopf.
Vielleicht war er auch durch eine der Hintertüren verschwunden und trieb sich jetzt im Park herum.
Zu sehen war er auf den Bildschirmen nicht. Klar, es lag auf der Hand, denn Lennox wusste schließlich, wo die Kameraaugen postiert waren, und von ihnen konnte er sich fernhalten.
Er wartete weiter, schaute auf die Schirme, die die Außenbilder nur undeutlich wiedergaben, denn es wurde allmählich dunkler, die Schatten verdichteten sich, und die Kameras gehörten nicht zu den besten. Ihr Auflösungsvermögen hielt sich in Grenzen.
Zwar würde er in der Nacht noch etwas erkennen können – Infrarot ermöglichte dies –, nur waren die Bilder nie so klar, wie er es sich gewünscht hätte. Um etwas sehen zu können, musste er schon sehr genau Acht geben.
Rutger kaute Gummi. Er war ein sehr schwerer Mann, nicht dick, doch mit einem starken Knochenbau. Dass man ihn in einigen Ländern Afrikas als Killer suchte, störte ihn nicht. Es hatte auch Cusor bei der Einstellung nicht gekümmert, man kannte sich aus der Ferne, man hatte voneinander gehört, und man wusste auch, was man voneinander zu halten hatte.
Die Monitore zeigten zwangsläufig vier verschiedene Bereiche. Da war zunächst die Umgebung des Tores, zum anderen wurde die Vorderseite des Hauses überwacht. Eine dritte Kamera stand an der Rückseite, und eine vierte beobachtete die Strecke, die zum Wald hinführte. Dort hatte Lennox nur kurz einen Fremden gesehen, war aber nicht in Alarmbereitschaft versetzt worden, denn von Cusor wusste er, dass sich noch ein Bulle auf dem Gelände befand. Er war als direkter Leibwächter für das Zielobjekt abgestellt worden.
Diese Tatsache hatte bei den anderen vier Bodyguards die Spannung erhöht. Niemand engagierte einen Leibwächter ohne triftigen Grund, also musste eine Bedrohung vorliegen, und anscheinend war dieser Bulle besser geeignet, damit fertig zu werden. So jedenfalls hatte der Auftraggeber gedacht.
Für einen Mann wie Rutger war das unbegreiflich. Ihm fehlte es an der Vorstellung, dass ein Polizist besser sein sollte als er, und sollte sich die Gelegenheit ergeben, würde er es diesem Bullen auch beweisen, von dem selbst Cusor nicht viel hielt.
Er spürte die Sucht nach einem Drink. Diese Luft hier unten war nicht nur feucht, sie sorgte komischerweise auch für einen Durst, und Rutger leckte sich die Lippen. Er stellte sich vor, Whisky statt Speichel in seinem Mund zu spüren, fluchte dann und riss sich zusammen, denn es war streng verboten, Alkohol bei der Arbeit zu trinken. Wenn der Job vorbei war, würde er sich volllaufen lassen.
Auf den Schirmen tat sich nichts Besonderes. Nicht einmal die Außenleuchte vor dem Haus war eingeschaltet worden. Das würde sich schon regeln. In der Helligkeit konnte er dann mehr erkennen.
Rutger dachte an die Frau, von ihnen Objekt genannt. Er wusste nicht genau, wer diese Diondra Mayne war. Er hatte nur Vermutungen gehört. Angeblich sollte sie ja ein Genie sein. Der Mann wusste nicht, wie ein Genie aussah, doch so wie diese Frau hatte er sich sicherlich keines vorgestellt. So unscheinbar und blass, ängstlich und auch komisch. Bei der Vorstellung hatte sie zu Boden geschaut, als würde sie sich vor den Männern schämen. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, mit einer derartigen Frau ins Bett zu gehen, obwohl er im Prinzip ein scharfer Hund war, aber nicht mit einer wie Diondra.
Und doch schien sie einen großen Konzern in Atem zu halten, denn für ihn war sie wichtig.
Lennox war noch immer nicht zurückgekehrt. Allmählich stieg in Rutger die Wut hoch. Dieser Typ wollte ihn reinlegen, aber da sollte er sich geschnitten haben. Sobald er zurückgekehrt war, wollte Rutger für ebenso lange Zeit verschwinden.
Etwas lenkte ihn ab.
Stimmen?
Rutger saß da, ohne sich zu bewegen, bis er die zischenden Geräusche von den Monitoren her hörte, hinausschaute und nun entdeckte, dass alle vier gestört waren.
Über die Bildschirme hinweg tobte der Schnee, und dazwischen zuckten breite Blitze.
»Verdammt noch mal, das gibt es nicht!« Er starrte die Monitore an, als könnte er es nicht glauben, und dann zog sich die Haut
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