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0791 - Diondra - einfach mörderisch

0791 - Diondra - einfach mörderisch

Titel: 0791 - Diondra - einfach mörderisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Haltung ein wenig, denn sie saß keinesfalls aufrecht und gerade, sondern mit dem Oberkörper nach vorn gebeugt, als wäre sie dabei, über alle Probleme der Welt nachzudenken, die auf sie niederfielen. Dann vergrub sie das Gesicht in den Händen.
    Sie bewegte sich nicht, ich hörte sie aber und hatte trotzdem den Eindruck, dass sie nicht sprach.
    Flüsternde Laute durchwehten den Pavillon. Ich bekam einen leichten Schauder, denn ich dachte daran, dass mir dieses Flüstern nicht unbekannt war.
    Ich hatte es in meinem Zimmer gehört und dort das Gefühl gehabt, dass es aus dem Schrank gekommen wäre.
    Stimmen wehten herbei.
    Weinerliche Laute manchmal, dann wieder böse, grässlich oder kichernd, sodass ich den Eindruck hatte, mehrere unsichtbare Sprecher im Pavillon versteckt zu wissen.
    Aber ich sah niemand – bis auf Diondra. Und sie bewegte sich nicht. Sie saß versunken auf dem Bauklotz, sie wirkte noch schmaler, als sie ohnehin schon war. Auf mich machte sie den Eindruck eines Menschen, der Hilfe vertragen konnte.
    Was sollte ich tun? War es sinnvoll, Diondra zu stören, um ihr die entsprechenden Fragen zu stellen? Sollte ich abwarten und mich auf die Stimmen konzentrieren, deren Worte ich leider nicht verstand?
    Ich ging einfach davon aus, dass es Worte waren, die sich zu Sätzen zusammenfügten, nur verstand ich die Sprache nicht. Sie musste uralt und archaisch sein.
    Eines stand fest.
    Diondra hatte nicht gesprochen. Ich allerdings dachte an die Erklärung von der Bedrohung. Hatte sie nicht davon gesprochen, dass diese Bedrohung sie aus der Vergangenheit erreichen würde? Dass sie allmählich in die Höhe stieg, ihre Zeit verlassen hatte, um für die Zukunft Zeichen zu setzen?
    Das alles ging mir durch den Sinn, nur gab es dafür keine Beweise.
    Ich konnte nur spekulieren und musste für eine Antwort selbst mit Diondra Mayne sprechen.
    Jedenfalls war dies hier nicht normal. Irgendwo war ich auch froh, gekommen zu sein, denn dieser Fall entwickelte sich in eine Richtung, die mich interessierte.
    Es brachte nichts, wenn ich ihr noch länger zuhörte. Es war besser, wenn ich mich hier zeigte. Jetzt befand sie sich in einer anderen psychischen Situation, sie würde möglicherweise einen Schock bekommen, wenn ich auftauchte.
    Ich zog mich von meinem Beobachtungsplatz zurück, fing damit an, den Pavillon zu umschreiten. So leise wie möglich, nur kein Knirschen beim Gehen. Nichts sollte Diondra stören.
    Das große Haus war noch zu sehen. Es warf bereits einen tiefen Schatten an der Vorderseite.
    Hin und wieder wehte der Wind wie ein heftiger Atemzug durch das Geäst der Bäume. Ich hörte ein fernes Rauschen und spürte immer wieder die kalte Luft, die gegen mein Gesicht schlug.
    Neben dem Eingang blieb ich stehen. Vom Haus her war ich jetzt relativ gut zu sehen, vertraute jedoch auf mein Glück, dass niemand am Fenster stand und in den Park schaute.
    Der Pavillon hatte keine Tür. Erst jetzt fiel es mir auf. Ein hohes, viereckiges Loch bildete den Eingang, durch den ich mich schieben musste.
    Aus dem kleinen Gartenhaus hörte ich ein langes Seufzen. Diondra hatte es ausgestoßen, bevor sie wieder den Stimmen lauschte, die nun hektischer auf sie einsprachen.
    Bevor ich hineinging, schaute ich um die Türecke. Sie saß noch immer gebückt da, aber sie bemerkte mich nicht, da sie ihren Blick zu Boden gesenkt hatte und ihr Gesicht noch immer mit beiden Händen umfasste. Sie war völlig in sich selbst zurückgezogen, die Umwelt existierte nicht mehr, ein Zustand der Trance hielt sie umfangen.
    Der Eingang war so hoch, dass ich gerade hindurchpasste und mich nicht zu ducken brauchte. Ich blieb auf der Schwelle stehen.
    Dabei hörte ich die unheimlichen Stimmen deutlicher. So etwas wie Hass erreichte meine Ohren. Das war eine verflucht gefährliche Botschaft, ich kam mir hier so fremd vor, wie von schrecklichen Feinden umgeben.
    Ich musste behutsam an das Problem herangehen und versuchte es zunächst mit einem Räuspern.
    Nichts geschah.
    Ich wartete ab.
    Die Stimmen wurden schwächer. Sie sanken ineinander, aber sie wehten nicht fort.
    »Diondra…«
    Jetzt zuckte sie zusammen, als sie ihren Namen hörte. Die Hände lösten sich von ihrem Gesicht, und sie fielen flach auf die Oberschenkel.
    »Bitte, Diondra…«
    Sie hob den Kopf. Sehr langsam und betulich. Sie wirkte hilflos, man konnte direkt Angst um sie bekommen, und als sie mich anschaute, sodass ich ihr Gesicht sehen konnte, da kam es mir vor wie eine bleiche

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