0792 - Die Jagd nach dem Amulett
weitere Sonderanfertigung; Zamorra musste über ein beträchtliches Vermögen verfügen…
Alain wandte sich wieder dem Bücherregal zu und ließ seinen Blick über die Folianten gleiten - bis er an einem dicken Wälzer hängen blieb, auf dessen Buchrücken tatsächlich in blutroter Prägeschrift der Titel »NECRONOMICON« stand.
Es war etwas größer als die anderen und eindeutig nicht mit dem Machwerk aus der Buchhandlung identisch.
»Bingo«, murmelte Alain. »Schätze, hier bin ich richtig…«
***
»Wie hast du das gemacht?«, wollte Zamorra wissen. »Ich habe plötzlich rasende Kopfschmerzen gespürt, dass ich fast glaubte, sterben zu müssen. Und jetzt kann ich mich wieder erinnern…« Er zog Nicole zu sich auf das Bett, umarmte und küsste sie.
»An Asmodis?«, fragte sie nach.
Er nickte. »An genau den. Aber ich weiß nicht, warum er nicht gesehen werden wollte, und auch nicht, wie er mich so beeinflussen konnte. Normalerweise ist das für ihn unmöglich !«
Er hatte seine Mentalsperre inzwischen wieder aufgebaut. Auch Nicole konnte seine Gedanken jetzt nicht mehr lesen. Aber zwischen ihnen beiden bestand ohnehin eine ganz besondere Verbindung; sie vermochten sich auch ohne Worte und ohne Zuhilfenahme magischer Fähigkeiten miteinander zu verständigen.
»Vielleicht hat er einen neuen Zauberspruch gelernt«, vermutete Nicole. »Wie auch immer: Er hat mal wieder eine große Schweinerei vor, dessen bin ich sicher. Teufel bleibt Teufel!«
»He, hattet ihr nicht die Friedenspfeife geraucht?«
Nicole verdrehte die Augen. Sie hatte Asmodis nie so recht über den Weg getraut. Zu undurchsichtig war sein Verhalten, seit er der Hölle den Rücken gekehrt hatte. Andererseits wussten sie auch beide, was sie an ihm hatten: Asmodis war der einzige Dämon, der sie nie belogen hatte und auf dessen Wort man sich verlassen konnte.
Wenn er es denn gab…
»Warum ist er ausgerechnet jetzt hier in Paris? Warum spricht er keinen von uns an, sondern versucht unerkannt zu bleiben?«, fragte Nicole. »Es hat irgendwas mit dir zu tun.«
»Oder mit dem Amulett«, vermutete Zamorra.
»Wie kommst du darauf? Es hat doch nicht reagiert… oder?«
»Es reagiert gerade jetzt«, erwiderte Zamorra!
***
Alain legte das Pergament auf den neben dem Buchregal stehenden Sekretär. Dann streckte er die Hand nach dem NECRONOMICON aus. Zögernd und vorsichtig, als befürchte er, dass etwas geschehen musste - ein magischer Blitz, das Erscheinen eines Dämons, was auch immer.
Als alles ruhig blieb, zog er die ledergebundene Schwarte mit einem schnellen Ruck aus dem Regal.
Seltsam… das Buch war bei weitem nicht so schwer, wie es den Anschein hatte. Und als er es aufschlug und nach der Stelle suchte, wo ›seine‹ Pergamentseite herausgerissen worden war, erkannte er auch bald, woran das lag.
In der Mitte des Buches war eine Mulde in die Pergamentseiten geschnitten worden. Jemand hatte sich den Teufel darum geschert, was für einen bibliophilen Wert er vernichtete, als er das Buch auf diese Weise beschädigte.
In dieser Mulde befand sich etwas.
Ein Stück Metall. Es sah aus, als sei es aus einer handtellergroßen Scheibe herausgebrochen worden. Vorsichtig nahm Alain es heraus. Es fühlte sich seltsam leicht an. Er betrachtete es eingehend und legte es dann zur Seite. Das flache Metallstück war mit Tierkreiszeichen und eigenartigen Hieroglyphen versehen. Zur Mitte hin waren Zacken zu erkennen, die auf einen Drudenfuß hindeuteten.
Die gegenüberliegende Seite der Mulde zeigte ein intaktes Pergament. Es war mit einer Zeichnung versehen, deren Farben im Laufe vieler Jahre -oder Jahrhunderte? - ausgeblichen waren. Es gab jedoch drei deutlich lesbare Ziffern, in schwarzer Farbe auf blauen Grund geschrieben.
666
666, die Zahl des Tieres… Und diese Zahl des Teufels, ursprünglich der biblischen Offenbarung des Johannes entstammend, hatte ganz bestimmt nichts mit dem NECRONOMICON des wahnsinnigen Arabers Abdul Alhazred zu tun. Hier vermischten sich zwei Mythologien. Vielleicht war das Buch doch eine Fälschung, nur dazu geschaffen, dieses Metallstück darin unterzubringen.
Alain fügte das herausgerissene Pergament wieder in das Buch ein und klappte es zu. Er traute sich nicht, weiter darin zu blättern, mal ganz abgesehen davon, dass er die Schriftzeichen ohnehin nicht lesen konnte.
Der Student schob es ins Regal zurück und atmete tief durch. Dann griff er nach dem Metallstück. Es war plötzlich erstaunlich schwer.
Ein
Weitere Kostenlose Bücher