0792 - Hilfe aus Zeit und Raum
abstrahlen und sicher sein, daß sie ihr Ziel erreichte.
Damit waren drei Tage gewonnen. Drei Tage, die vielleicht über Leben und Tod entschieden. Denn noch immer gab es Terraner im Sonnensystem - so wie es ihn auch hier gab.
Er öffnete den Starttunnel des Hangars und schaltete dann die gesamte Energie der Station ab.
Er kletterte in die Kabine des Jägers, der zwei Männern Platz geboten hätte. Das Raumfahrzeug war so klein, daß es fast ohne Risiko durch das Netz der larischen Überwachungsschiffe schlüpfen konnte. Und wenn sie es wirklich entdeckten, war es im Linearraum, ehe sie die Verfolgung aufnehmen konnten.
Der Start erfolgte blitzschnell. In weniger als zehn Sekunden war der Mond Nereid im Dunkel des Raumes zurückgeblieben, nur noch die Scheibe des Neptun stand helleuchtend seitlich der transparenten Kabinenkuppel.
Sponth verließ das Sonnensystem vertikal zur Ekliptik, weil er wußte, daß die Kontrollen in dieser Richtung am unwahrscheinlichsten waren. Aber noch bevor er die notwendige Lineargeschwindigkeit erreichen konnte, knackte es im Lautsprecher des eingeschalteten Empfängers. In Interkosmo wurde er zur Identifikation aufgefordert.
Sponth ignorierte den Anrufer und sah gespannt auf seine Meßinstrumente. Nur noch zwei Minuten, dann war er in Sicherheit.
Auf dem Bildschirm tauchten drei Schwere Kreuzer der Laren auf. Sie versuchten, ihm den Weg abzuschneiden und paßten ihre Geschwindigkeit der seinen an. Aber sie eröffneten nicht das Feuer, sondern wiederholten ihre Aufforderung.
Sponth hatte viel zu wenig Zeit, über die Motive der Laren nachzudenken. Vielleicht wollten sie ihn lebendig haben und scheuten sich, das kleine Schiff zu vernichten.
Natürlich, sie wollten wissen, wer er war und was er hier wollte!
Sie wollten das Versteck der restlichen Menschheit aus ihm herauspressen -das war der Grund für ihr Zögern.
Noch dreißig Sekunden! Drei Energiebündel blitzten gleichzeitig auf und verfehlten meilenweit ihr Ziel.
Ihre Automatik funktioniert nicht, dachte Sponth verblüfft, und das gleich bei drei Schiffen zugleich! Oder sollte es nur eine Warnung sein...?
Wie auch immer. Seine Automatik funktionierte einwandfrei.
Wie programmiert, tauchte er im schützenden Linearraum unter.
*
Julian Tifflor hatte ein ungutes Gefühl, als er zusammen mit einigen Freunden und Wissenschaftlern zu der anberaumten Konferenz mit den Vincranern ging.
Die Besprechung war überstürzt angeordnet worden, weil die Vincraner es so verlangten. Sie hatten durchblicken lassen, daß sie ohne entsprechende Sicherheitsgarantien nicht mehr gewillt waren, die Lotsen zu spielen, ohne deren Hilfe es den Terranern so gut wie unmöglich war, die Dunkelwolke zu verlassen oder in sie einzufliegen und Gäa zu finden.
Ronald Tekener war in letzter Zeit auffallend schweigsam und zurückhaltend gewesen, aber Tifflor hatte keine Fragen gestellt.
Er ahnte, daß sein Freund private Sorgen hatte.
Professor Humberger hingegen war alles andere als schweigsam.
„Möchte wissen, welche Garantien sie haben wollen", sagte er und räusperte sich ärgerlich. „Können wir ihnen denn überhaupt welche geben? Bei der ganzen Verhandlung kommt wieder nichts heraus."
Tifflor warf dem Hyperphysiker einen forschenden Blick zu.
„Warum so pessimistisch, Professor? Bis jetzt haben wir die Vincraner immer wieder vertrösten können. Es wird auch diesmal klappen."
„Stimmt auch wieder", gab Humberger knurrig zu.
Die Abordnung der Vincraner erwartete die Terraner in gemessenem Schweigen und mit deutlich zur Schau getragener Überlegenheit.
Tifflor nickte den Vaku-Lotsen lediglich zu und setzte sich.
Der Sprecher der Vincraner sagte ohne Einleitung: „Wir haben den Auftrag, Ihnen folgendes mitzuteilen: Die Vincraner sind nicht länger gewillt, Lotsendienste für die Terraner zu leisten. Die Gefahr, daß unser gemeinsames Versteck durch die Laren entdeckt wird, ist zu groß geworden.
Nur dem Zufall ist es zu verdanken, wenn die SVE-Raumer des Konzils unsere Systeme noch nicht fanden. Es wird eines Tages keine solchen glücklichen Zufälle mehr geben." Julian Tifflor erhob sich. „Wir haben vollstes Verständnis für Ihre Sorgen und Probleme.
Aber Sie wissen so gut wie wir, daß die komplizierten physikalischen Verhältnisse der Dunkelwolke, die wir Provcon-Faust nennen, ein selbständiges Manövrieren so gut wie unmöglich erscheinen lassen.
Wir sind auf Ihre Unterstützung angewiesen und erbitten sie erneut.
Weitere Kostenlose Bücher