0792 - Hilfe aus Zeit und Raum
Veerheim hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht und schenkte der „langweiligsten Fernsehsendung des Jahrtausends", wie er es bei sich nannte, nur geteilte Aufmerksamkeit.
Und dann sah er den Schatten eines torpedoförmigen Schiffes.
Mit einem Satz sprang er auf und hielt den abspulenden Bildspeicher zu, ließ ihn ein Stück zurücklaufen und dann wieder mit Normalgeschwindigkeit anrollen.
Es war ein Späherschiff der Laren, ähnlich gebaut wie sein eigener Raumjäger. Es überflog langsam das Gelände und setzte dann zur Landung an, die Sponth jedoch nicht mehr sehen konnte, weil die Kamera inzwischen weitergegangen war.
Er erhöhte das Tempo des Speichers, bis er das Schiff wieder erkennen konnte. Drei Laren in Raumanzügen waren ausgestiegen und näherten sich einem der Stationseingänge.
Der Agent spürte den kalten Schweiß auf seiner Stirn.
Laut Zeitanzeige lag das Ereignis mehr als fünfundzwanzig Stunden zurück. Wenn es sich um eine Routineuntersuchung handelte, brauchte er sich keine Sorgen zu machen.
Dann würden sich die Laren nicht einmal der Mühe unterzogen haben, die Station zu betreten, von denen es auf Nereid mehr als genug gab. Auffällig war nur, daß sie ausgerechnet hier gelandet waren.
Im wirklichen Zeitablauf fing die Kamera die Laren alle zwanzig Minuten nur für knapp hundert Sekunden ein, dann war sie weitergewandert. Aber die Bruchstücke genügten Veerheim vollauf, sich ein Bild von dem zu machen, was während seiner Abwesenheit geschehen war.
Die Laren hatten den Nebeneingang mit einem Impulssendegerät geöffnet und die Station betreten. Nach zwei Stunden waren sie zurückgekehrt, in ihr Schiff gestiegen und davongeflogen.
In diesen zwei Stunden mußten sie zweifellos die Spuren seiner Tätigkeit entdeckt haben und wissen, daß sich auf Nereid ein Terraner aufhielt, der Kontakt mit dem NEI hatte.
Die Rundum-Kamera und den Bildspeicher schienen sie nur deshalb nicht gefunden zu haben, weil der Schirm abgeschaltet gewesen war.
Aber die Laren waren nun davon unterrichtet, daß sich ein Agent des NEI im Sonnensystem befand.
Warum lauerten sie ihm nicht auf, als er zurückkam?
Veerheim wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn und überlegte, was er tun sollte. Sie hatten ihn zweimal durch ihr Netz schlüpfen lassen -als er vor zwei Tagen startete, und als er heute zurückkehrte. Er glaubte jetzt nicht mehr daran, daß sie ihn nicht bemerkt hatten.
Sie wollten, daß er seine Informationen abstrahlte!
Der Gedanke elektrisierte ihn förmlich.
Hinter dieser ganzen Geschichte steckte eine unvorstellbare Teufelei, deren eigentlicher Sinn vorerst nicht zu enträtseln war.
Er aber, Veerheim, schwebte von nun an in größter Gefahr. Die Laren konnten jeden Augenblick erscheinen, um ihn unschädlich zu machen.
Zwei Stunden später bestieg er sein Schiff, nachdem er alle Unterlagen in dem kleinen Laderaum untergebracht hatte, und startete mit höchster Beschleunigung.
Unter Aufwendung aller verfügbaren Energiereserven ging er mit viel zu geringer Geschwindigkeit in den Linearraum, um eventuellen Verfolgern zu entkommen.
Und diesmal waren die Verfolger da, als hätten sie auf ihn gewartet. Sie schienen allerdings nicht damit gerechnet zu haben, daß er so schnell den Linearflug antreten und ihnen so entwischen konnte.
Nach der ersten Flugetappe programmierte Veerheim seinen Kurs.
Sein Ziel war der fünfhundert Lichtjahre entfernte Asteroid.
6.
Der Kreuzer, ein Kugelraumer der üblichen Bauart, hatte die Dunkelwolke hinter sich gelassen und befand sich nun wieder im freien Weltraum. Der Vaku-Lotse ging von Bord und kehrte zu seinem System zurück.
Pilot Menkares, der hinter den Kontrollen saß, grinste befreit über das ganze Gesicht.
„Es ist, als flöge man durch eine Energiehölle", sagte er zu Julian Tifflor, der während des Fluges durch die Dunkelwolke in der Kommandozentrale geblieben war.
„Aber nun haben wir freie Fahrt. Soll ich die erste Etappe programmieren?"
„So schnell und sorgfältig wie möglich, wir haben nicht viel Zeit zu verlieren. Nicht mehr als fünftausend Lichtjahre, dann Orientierungspause. Die vorletzte Etappe soll uns bis auf hundert Lichtjahre an das Sonnensystem heranführen. Dort stellen wir erste Messungen an."
„Ich weiß Bescheid", meinte Menkares beruhigend. „Es ist nicht mein erster Erkundungsflug."
„Deshalb sitzen Sie ja auch hier", meinte Tifflor.
Bald darauf traf Tifflor Professor Humberger im
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