0792 - Hilfe aus Zeit und Raum
müssen."
Auch Varl war einverstanden.
Wenig später programmierte Ferman die von Harno übermittelten Kursdaten in den Navigationskomputer. Den Linearflug über zweihundert Lichtjahre hielt er für gefahrlos. Im Antriebsraum hatte er lediglich Ermüdungserscheinungen des Materials entdecken können.
Die Space-Jet kam nur zwei Lichtminuten von der weißen Sonne entfernt in das Einstein-Universum zurück. Grell und flammend stand sie vor dem Raumschiff, dessen Kühlaggregate sofort auf Höchsttouren zu arbeiten begannen.
So genügt es, gab Harno bekannt. Ich bin in der Lage, nahe genug an die Energiequelle heranzuteleportieren. Bleibt mit gleichbleibender Geschwindigkeit auf einem Kurs neunzig Grad zum jetzigen. Geht nicht näher an den Stern heran. Ich komme in zwei Stunden zurück.
Die schwarze Kugel wurde allmählich transparent, dann war sie plötzlich verschwunden.
Ferman änderte den Kurs, der einer engen Kreisbahn um die Sonne gleichkam. Der Antrieb mußte weiterarbeiten, da die Space-Jet sonst, angezogen von dem starken Gravitationsfeld, in den Stern gestürzt wäre.
„Hoffentlich schafft es Harno", murmelte Varl endlich und brach damit das bedrückende Schweigen. „Ein seltsames, unbegreifliches Wesen, diese unscheinbare Kugel."
„In den Anfangszeiten des Solaren Imperiums muß sie eine große Rolle gespielt haben", sagte Ferman. „Harno wurde immer wieder in den Berichten erwähnt, aber es gab kaum Informationen über ihn. Sie blieben wahrscheinlich einem kleinen Kreis von Eingeweihten vorbehalten.
Eines jedenfalls scheint mir sicher: Harno ist in der Lage, nicht nur Energie gegen Masse, sondern auch Raum gegen Zeit austauschen zu können. Doch nicht nur das! Auch Zeit gegen Energie oder Masse gegen Raum - und so weiter.
Alle vier Begriffe liegen existenzmäßig auf einer Ebene, das eine kann in das andere verwandelt werden." Er sah Varl und Falk fragend an. „Begreift ihr nun, welche Geheimnisse das Universum noch für uns bereithält? Selbst die Zeit ließe sich notfalls in Energie verwandeln..."
„Und warum tut Harno das nicht?" erkundigte sich Varl.
„Vielleicht deshalb, weil er keine Zeit mehr hat", meinte Ferman zögernd, dann schüttelte er den Kopf. „Fragt mich nicht! Wie soll ich das denn wissen?"
„Das alles scheint mir mehr ein philosophisches Problem zu sein", vermutete Falk. „Rein wissenschaftlich kann ich mir das nicht vorstellen."
„Dir fehlt eben die Phantasie, Falk." Varl räusperte sich, ehe er fortfuhr: „Die Sache ist doch so, daß zu jeder neuen wissenschaftlichen Theorie oder Erkenntnis Phantasie gehört, das hat schon Einstein festgestellt.
Ohne Phantasie wären niemals Erfindungen gemacht worden.
Was nun diesen Harno angeht, so reicht wahrscheinlich unsere Einbildungskraft nicht aus, seine Fähigkeiten auch nur annähernd zu begreifen.
Am Ende der Zeit, so hat er einmal behauptet, stünde diese still und verwandle sich zurück in Energie. Das können wir uns gar nicht vorstellen. Oder kannst du das, Falk?"
Falk schüttelte verwirrt den Kopf. Ferman sagte: „Natürlich können wir das nicht. Aber bildlich gesehen, wäre es doch so: Die Zeit ist wie ein Strom, den Harno nach Belieben auf und ab schwimmen kann.
Aber der Strom hört auf zu fließen, wenn er die Mündung erreicht hat - die Ewigkeit. Es wäre also nicht so, daß man dem Zeitstrom entgegenschwimmen muß, um in die Zukunft zu reisen, sondern umgekehrt. Die Mündung, das ist die Zukunft!"
„Jetzt wird es aber verdammt kompliziert", knurrte Varl und warf Falk einen hilfesuchenden Blick zu, aber der schwieg. „Und was soll das alles?"
Ferman seufzte.
„Himmel, man kann doch mal darüber spekulieren. Ich weiß auch, daß wir damit das Geheimnis um Harno nicht zu lösen vermögen." Er sah auf seine Uhr. „Immerhin haben wir schon eine halbe Stunde Wartezeit hinter uns gebracht."
„Wir sind also dreißig Minuten stromabwärts geschwommen", sagte Varl sarkastisch.
„Richtig, und das ohne jede Anstrengung."
„Möchte wissen", murmelte Falk, „wie weit es noch bis zur Mündung ist..."
*
Als Harno nach der vereinbarten Frist ohne jede Ankündigung zurückkehrte, schimmerte seine dunkle Oberfläche satt. Sofort teilte er mit: Es würde länger dauern, mich mit Energie vollständig aufzuladen, aber ich glaube, es wird genügen. Eine telepathische Botschaft an Tifflor hätte wenig Sinn, er würde sie kaum aufnehmen können.
Ich werde ihn also jetzt aufsuchen. Euch aber danke ich
Weitere Kostenlose Bücher