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0793 - Als der Engel Trauer trug

0793 - Als der Engel Trauer trug

Titel: 0793 - Als der Engel Trauer trug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr ahnen. Zu sehen waren sie nicht.
    Er hatte nicht auf den Tacho geschaut und wusste nicht, wie viele Meilen er in den letzten zwanzig Minuten zurückgelegt hatte. Er hatte das Gefühl, überhaupt nicht von der Stelle gekommen zu sein, obwohl er immer weiter in den dicken, wallenden Dunst hineinrollte und sich zum Glück konzentrieren konnte.
    Schlimm waren die Kurven. Nicht einmal eng, in dieser Suppe aber musste er schon höllisch aufpassen, nicht von der Straße zu geraten und im Graben zu landen. Mit Glück und Geschick aber meisterte er jedes Hindernis.
    Er tastete sich voran.
    Stille umgab ihn, abgesehen von den Geräuschen, die der Wagen abgab. Je weiter er fuhr, umso mehr gewöhnte er sich an den Nebel, auch wenn er ihn nicht akzeptierte. Seine Gedanken bewegten sich wieder etwas freier, und natürlich dachte er auch über die Erzählungen der Wirtin nach, die so intensiv von einem Gespenst gesprochen hatte.
    Pete war es noch nicht vor die Augen gekommen, obwohl die Nebelfiguren manchmal so aussahen, als wären es Menschen oder verformte Monstren, die sich einzig und allein auf ihn konzentriert hatten. Die wehten auch auf seinen Wagen zu, sie prallten gegen die Karosserie und die Scheiben, ohne ein Geräusch zu verursachen. Sie waren nicht mehr als Schemen oder Schatten aus einer anderen Welt.
    Der Nebel war allerdings nie gleich dicht. Da etwas Wind wehte, wurde er an bestimmten Stellen auseinander gerissen. Es entstanden zwar keine direkten Lücken, aber die Sicht besserte sich doch ein wenig. So sah er auch die dunklen, verschwommenen Ränder am Rand der Straße und erinnerte sich daran, dass die Wirtin von einem Waldstück berichtet hatte, das er durchfahren musste.
    Er hatte den Wald erreicht.
    Irgendwie war er froh darüber. Wenn er ihn durchquert hatte, würde es nicht mehr weit bis Coyne sein. Dort brannten bestimmt einige Lichter, nach denen er sich orientieren konnte, denn jetzt fuhr er nur durch diese lichtlose Suppe.
    Pete hatte nicht das Radio eingeschaltet, weil nichts seine Konzentration ablenken sollte. Die Strecke war ihm fremd, er musste schon scharf aufpassen.
    Hoffentlich lohnt es sich auch, dass ich diesen Weg gefahren bin.
    Wenn mich die Kunden in Bristol hängen lassen, bin ich sauer, dann kann ich alles vergessen. Sollten die Aufträge für ihn groß genug werden, würde er die Strecke sogar zwei oder dreimal fahren, aber das hing noch alles in der Schwebe.
    Auf seinen Reisen hatte es der Vertreter gelernt, seine Fantasie spielen zu lassen. Das tat er auch jetzt. Er stellte sich lange Regalreihen vor, die ausschließlich mit den Produkten gefüllt waren, die er zu vertreten hatte. Seine Augen bekamen einen schon überirdischen Glanz. Wenn es einmal so weit war, dann war er von den Armen weg, dann brauchte er nicht mehr über Land zu düsen und die großen Supermärkte abzuklappern. Da war dann eine Beförderung zum Gebietsleiter fällig. Er würde ein eigenes Büro bekommen und eine Schreibkraft, und von diesem Büro aus würde er seine Mannschaft dirigieren und nur hin und wieder zu Kontrollfahrten starten, allerdings nicht bei einem nebligen Wetter. Davon hatte er die Nase gestrichen voll.
    Zudem herrschten in dieser Nacht Temperaturen, die sich um den Gefrierpunkt herum bewegten. Da musste er an ungünstig liegende Stellen schon mit einer glatten Fahrbahn rechnen, was ihm bisher glücklicherweise erspart geblieben war.
    Wieder rollte er in eine Kurve. Sie führte in einem weiten Bogen nach links, sie war nicht anders als die vorherige, und trotzdem passierte es genau hier.
    Pete Ashley sah die Gestalt!
    Sie stand an der linken Seite, sie sah aus wie eine Anhalterin, und er dachte zunächst an eine Täuschung, bis sich die ›Nebelfahne‹ plötzlich bewegte und einen Schritt nach vorn ging.
    Sie betrat die Straße. Sie stand ihm im Weg.
    Er sah sie und glaubte, dass sie nicht allein war, sie hielt etwas im Arm.
    Der Gedanke riss, denn Pete konnte nicht anders. Er dachte auch nicht mehr an Olgas Warnungen. Er drückte das Bremspedal durch, und sein Wagen blieb direkt vor der unheimlichen Nebelgestalt stehen…
    ***
    Ich holte mir einen Stuhl heran, setzte mich und schaute zur Tür, die Suko von innen schloss, denn er hatte kurz nach mir das Büro unseres Chefs, Sir James Powell, betreten.
    Wie immer saß der ›Alte‹ hinter seinem Schreibtisch und schaute uns durch die dicken Gläser seiner Brille an. »Ich freue mich, dass Sie gesund sind.«
    »Ja, das war knapp.«
    »Ich las

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