0793 - Die Bruderschaft des Teufels
runterfiel…«
»Das war Sisyphos«, sagte Zamorra. »Prometheus verriet das Geheimnis des Feuers an die Mensehen und wurde deswegen mit einem Adler bestraft, der ihm jeden Tag die Leber zerfraß, während sie über Nacht wieder nachwuchs.«
»Ja, ja, Sisyphos«, versicherte der Detektiv. »Seine Qualen waren jedenfalls nichts im Vergleich zu dem Versuch, etwas über diese verdammte Bruderschaft herauszufinden.«
Vincent Perry, der Zamorra gegenüber saß, entschuldigte sich mit einem leichten Schulterzucken.
Zamorra rekapitulierte, was er über Hennings wusste. Seit einigen Monaten recherchierte er über die Bruderschaft. Angeblich »in eigener Sache«, aber das konnte er seiner Großmutter erzählen. Perrys Namen kannte er von Maloy, der auspacken wollte, bevor ihn unglücklicherweise sein Schicksal ereilte.
»Warum sind Sie so sicher, dass Maloy reden wollte?«, fragte Zamorra.
»Er hat es mir selbst gesagt. Er hat mich angerufen, gestern Nacht. ›Ich hoffe, Ihr Angebot steht noch‹, sagte er, und dabei klang er gehetzt, als ob er sich beobachtet fühlte. ›Wir müssen uns treffen. Dann werde ich Ihnen alles über die Bruderschaft verraten…‹«
»Sie haben sich mit ihm verabredet?«
Hennings nickte. »Im Alsterpavillon, um zehn Uhr heute Vormittag. Aber er kam nicht. Und jetzt erfahre ich von Ihnen, dass er tot ist. Das ist tragisch.« Er wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. Die Bestürzung über Maloys Tod hinderte ihn nicht daran, ein weiteres Stück Torte zu vernichten.
»Wie kam der Kontakt zustande?«
»Maloy rief mich eines Tages an. Er wollte mich warnen. Man wusste bereits, dass ich der Bruderschaft auf der Spur war.«
»Und wer ist Ihr Auftraggeber?«
Hennings blickte ihn verständnislos an. »Ich sagte doch, dass ich…«
»Das nehme ich Ihnen nicht ab.« Andererseits, kein Mensch, der einigermaßen bei Verstand war, würde einen Mann wie Hennings als Schnüffler engagieren.
»Glauben Sie, was Sie wollen, Zamorra«, sagte der Detektiv beleidigt. »Wenn die Bruderschaft tatsächlich existiert, bedeutet ihre Aufdeckung einen handfesten politischen Skandal! Die Chefredaktionen werden auf Knien vor mir herum rutschen, um meine Story zu bekommen.«
»Haben Sie keine Angst, dass Ihnen die Sache über den Kopf wachsen könnte?«
Er zuckte die Achseln. »Kein Geschäft ohne Risiko.«
»Es wäre besser, Sie würden uns sagen, was Sie wissen. Zum Beispiel über das Bestattungsinstitut Haas. Robert Haas ist der Halbbruder von Josef Maloy. Als ich den Namen der Bruderschaft erwähnte, wurde er blass wie ein Albino.«
Hennings wirkte plötzlich unsicher. »Über Haas weiß ich nichts. Den Namen höre ich zum ersten Mal.«
»Ein ziemlich zwielichtiger Typ. Vielleicht ist das Bestattungsinstitut nicht sein einziges Geschäft.«
»Hören Sie, Zamorra, die Bruderschaft ist mein Fall. Ich arbeite seit Monaten daran, und jetzt kommen Sie, um sich die Rosinen rauszupicken…«
Zamorra lehnte sich vor. »Es ist mir völlig egal, womit Sie sich Ihre Urlaubskasse aufbessem. Aber Sie sollten begreifen, dass Sie in Gefahr sind. Dieser ›Meister‹ scheut keine Mittel, um seine Geheimnisse zu wahren.«
Hennings klopfte auf sein Jackett, das kaum sichtbar von einem Schulterhalfter ausgebeult wurde. »Ich bin gut gewappnet. Dieser Meister ist auch nur ein Mensch.«
»Darauf würde ich nicht unbedingt wetten.«
»Sie jagen mir keine Angst ein. Oder glauben Sie etwa an diese Schauermärchen? Die ganze Stadt scheint damit infiziert zu sein.« Er deutete auf die Ausgabe der ›Morgenpost‹ neben sich, die in reißerischen Aufmachern über die Grabschänder berichtete.
»Sie sollten auf Zamorra hören«, sagte Perry, der bisher geschwiegen hatte. »Mit diesen Dingen ist nicht zu spaßen.« Er sah auf die Uhr. »Ich habe leider noch einen Termin an der Universität. Ich hoffe, wir sehen uns wieder, Herr Hennings - lebend.«
Zamorra und Hennings sahen Perry nach, wie er das Café verließ.
»Damit wäre das Gespräch wohl beendet«, sagte Hennings grinsend.
Zamorra zückte eine Visitenkarte.
Der Detektiv steckte sie ein, ohne einen Blick darauf zu werfen. »Geben Sie sich keine Mühe, Zamorra. Diesen fetten Fisch werde ich allein an Land ziehen.«
Hennings verließ das Restaurant, und Zamorra winkte nach der Rechnung. Während er zahlte, verfolgte er aus dem Augenwinkel, wie der Privatdetektiv die Straßenseite wechselte und ein Taxi heranwinkte.
Zamorra hatte es auf einmal sehr
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