0793 - Die Bruderschaft des Teufels
Bruder herausgefunden«, sagte Werner.
»Er war mein Halbbruder«, knurrte Haas. Kapierte das denn gar keiner?
»Es sieht aus, als hätte er sich zeit seines Lebens für Satanismus und Schwarze Magie interessiert.«
Haas setzte eine betroffene Miene auf. »Das ist ja furchtbar. Davon wusste ich nichts.«
Werner kramte in seiner Manteltasche und förderte ein zerknittertes A4-Blatt zutage, das er umständlich auseinanderfaltete. »Haben Sie diesen Mann vielleicht schon einmal gesehen?«
Die Person auf dem Phantombild war nicht besonders gut getroffen, aber es zeigte ohne Zweifel diesen Zamorra. Haas überlegte, ob er dem Bullen einen Tipp geben sollte. Dieser Zamorra hatte garantiert Dreck am Stecken, und vielleicht war es am besten, wenn sich die Schnüffler gegenseitig umbrachten. Aber dann dachte er daran, dass man ihm noch mehr Fragen stellen würde. Er wollte die Kerle einfach nur los sein. »Bedauere, ich kenne den Mann nicht. Ist er der Täter?«
Der Kommissar steckte das Bild zurück. »Er wurde am Tatort gesehen. Sie würden es mir doch verraten, wenn Sie etwas über das Motiv der Tat wüssten, nicht wahr, Herr Haas?«
»Selbstverständlich, Herr Kommissar.«
»Selbstverständlich«, echote Werner und nickte. Er zückte seine Visitenkarte und legte sie auf den Tisch. »Nur für den Fall, dass Ihnen noch was einfällt…«
»Dann rufe ich Sie natürlich sofort an, logisch.«
Werner starrte ihn verärgert an. Dann drehte er sich um und verließ grußlos das Institut.
Haas atmete auf. Er fühlte sich schon viel besser, als der rostige Passat vor dem Fenster verschwunden war.
Das Telefon klingelte. Haas beschloss, nicht abzunehmen. Er brauchte jetzt erst Mal einen Drink.
Aber das verdammte Ding hörte nicht auf zu klingeln. Es war, als wüsste der Anrufer, dass er direkt daneben stand. Verärgert presste er den Hörer ans Ohr. »Ja?«
»Ich bin hochgradig beunruhigt, Herr Haas«, sagte die Stimme am anderen Ende.
Haas wurde blass. Der Meister! »Ich… äh…« Er bekam plötzlich kein Wort mehr hèraus. Wusste er etwa, dass die Polizei hier gewesen war?
»Ich wollte Ihnen mein Beileid aussprechen, Herr Haas.«
Es klang wie blanker Hohn. Für Haas bestand kein Zweifel daran, wer seinen Halbbruder auf dem Gewissen hatte. Aber das sollte ihn nicht interessieren. Wenn Maloy so blöd gewesen war, dass der Meister ihm auf die Schliche kam…
Er, Haas, würde sich schlauer anstellen, bei dem was er vorhatte…!
Der Meister sprach mit falschem Bedauern weiter: »Der arme Maloy hatte es nicht verdient, auf diese Weise zu sterben. Aber wer fragt schon danach? Den einen trifft es heute, den anderen trifft es morgen…«
Haas lief ein Schauer über den Rücken. Hatte der Meister ihn etwa durchschaut? Vielleicht hatte Hennings, dieser Idiot, sich ja verplappert…
»Sagt Ihnen der Name Zerberus etwas, Haas?«
»Nein.« Es war das erste Mal, dass der Bestattungsunternehmer die Wahrheit sagte.
»Nun, dieser Zerberus - übrigens ein ziemlich lächerlicher Deckname, finden Sie nicht auch? - hat mir angeboten, Ihre Lieferungen zu übernehmen. Und zwar zu verlockend günstigen Konditionen…«
Haas schnappte nach Luft. »Das können Sie nicht tun… Ich meine, ich bin so weit mit dem Preis herunter gegangen, wie ich konnte. Mehr ist einfach nicht drin…« Er brauchte das Geld von Schmidt! Wahrscheinlich wusste der Meister längst, dass das Institut seit Monaten nur noch ein Strohgeschäft war. Haas wäre pleite gewesen ohne die lukrativen Geschäfte, denen er nebenher nachging…
»Beruhigen Sie sich, Haas. Ich bin nicht daran interessiert, den Lieferanten zu wechseln. Aber dieser Zerberus ist ein Problem…«
»Ich werde mich um die Angelegenheit kümmern«, versicherte Haas grimmig. Wenn das die einzige Möglichkeit war, mit der Bruderschaft im Geschäft zu bleiben, bitte. Er würde es genießen, sich einen Konkurrenten vom Leibe zu schaffen.
»Das freut mich zu hören«, sagte der Meister süffisant. »Außerdem habe ich eine neue Bestellung aufzugeben.«
Haas war ganz Ohr. Mit jedem Wort des Meisters wurde sein Grinsen breiter. Eine Bestellung von solchem Umfang konnte sich wirklich sehen lassen. Vor allem, weil er gleich doppelt daran verdienen würde… »Sie können sich auf mich verlassen, Dr. Schmidt«, sagte er im Brustton der Überzeugung und legte auf.
Sein Grinsen erlosch, denn plötzlich war das Gefühl der Beklemmung wieder da. Die Sache wurde immer risikoreicher, jetzt, da sogar die
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