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0793 - Die Bruderschaft des Teufels

0793 - Die Bruderschaft des Teufels

Titel: 0793 - Die Bruderschaft des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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Polizei schon bei ihm aufgetaucht war. Außerdem hatte er nicht die geringste Ahnung, wie er diesen Zerberus aufspüren sollte.
    Er lockerte unwillkürlich seinen Krawattenknoten. Aber das Gefühl der Schlinge, die sich um seinen Hals zusammenzog, wollte einfach nicht weichen…
    ***
    Simon Bartz stoppte den alten Kastenwagen und setzte die ausgebleichte Baseballkappe auf. Er nahm einen letzten Schluck aus der Holstendose, die er in den Getränkehalter am Armaturenbrett geklemmt hatte, und betrachtete im Rückspiegel zufrieden sein verhärmtes, unrasiertes Gesicht. Den Totengräber würde man ihm problemlos abnehmen.
    Er warf einen kurzen Blick auf den Grabstein, der wenige Meter vom Asphalt entfernt aus der Erde ragte. Der Name stimmte. »Kann’s losgehen, Dicker?«
    Bertram Hofer, der neben ihm saß, nickte, so dass die Fettwülste seines Doppelkinns heftig auf und ab schlackerten.
    Sie waren ein eingespieltes Team. Bertram holte die Spaten von der Ladefläche, während Simon die frisch gepflanzten Blumen aus der Grabeserde riss. Die Straßen des Ohlsdorfer Friedhofs waren kaum befahren. Und wenn doch jemand vorbeikam, würde ihre perfekte Maskerade ihn kaum Verdacht schöpfen lassen.
    »Du am Kopfende, ich unten«, sagte Simon.
    Sie begannen zu graben. Als sie den Sarg freigelegt hatten, blickte Simon auf die Uhr und nickte selbstgefällig. Zwanzig Minuten. Sie wurden jedes Mal ein bisschen schneller. Er sprang auf den Sarg, fädelte das Seil durch die Haltegriffe und warf Bertram das eine Ende zu.
    Jetzt kam es drauf an. Behände kletterte er aus der Grube heraus und schaute sich um. Kein Mensch zu sehen.
    »Zieh, Dicker!«
    Bertram umfasste mit seinen fleischigen Fingern das Seil. Ein Ruck, und der Sargdeckel hob sich knirschend. Erde rieselte in das mit Samtpolster ausgelegte Innere. Ein blasses Gesicht, mit schütterem, weißem Haaransatz. Männlich, zirka fünfzig Jahre alt. Am Hals der Leiche zeichneten sich verborgen dunkle Würgemale ab. Simon wusste, dass sie von einer Schlinge stammten.
    »Beneidenswert«, sagte Bertram.
    »Was?«
    »Na, der hat wenigstens selbst bestimmt, wann’s ihn vom Schemel haut.«
    Simon fröstelte. Bertrams perverser Humor war ihm zuwider. Aber was soll’s, es war nur ein Job. »Er ist ein Selbstmörder, und genau den wollte Haas haben. Mehr hat uns nicht zu interessieren.«
    Er sprang wieder in die Grube und packte den Toten. Der Leib war schlaff, da die Totenstarre längst wieder verschwunden war. Die Verwesung begann bereits einzusetzen, wie Simon naserümpfend feststellte. Er hob den Toten soweit, dass Bertram die Schultern ergreifen konnte.
    »Hab ihn.«
    Bertram zog die Leiche aus der Grube. In seinen Händen wirkte der Körper fast schwerelos, wie eine aufblasbare Gummipuppe. Unter den Fettschichten saßen offenbar auch ein paar gut austrainierte Muskeln.
    »Rasch, in den Wagen mit ihm«, sagte Simon, während er aus der Grube kroch, »und dann nichts wie weg.«
    Simon sprang aus der Grube und warf die Spaten auf die Ladefläche. Noch immer war niemand zu sehen.
    Er startete den Wagen und fuhr langsam an. An der Kurve warf er einen letzten Blick zurück.
    »Wir sind ein klasse Team, was, Dicker? Ich freu mich schon auf die Zeitungsmeldungen morgen.«
    Bertram brummte etwas Unverständliches.
    Simon war zufrieden. Das ausgehobene Grab würde so schnell niemanden stören. In ein paar Stunden dann würde irgendein Friedhofswärter Alarm schlagen. Aber bis dahin waren sie längst bei Haas und hatten ihre Ware abgeliefert.
    ***
    Der Mann, dem Zamorra wenige Stunden später in einem Restaurant im Uni-Viertel gegenüber saß, besaß eine überaus seltsame Physiognomie, die ihn fast für seinen Job als Privatdetektiv zu prädestinieren schien. Hager, ausgehöhlte Wangen, ein gehetzter Blick und ein großer, geierartiger Zinken im Gesicht. Eine richtige Schnüfflernase.
    Peter Hennings, Mitte vierzig, ermittelt gegen die Bruderschaft, hatte Perry ihn vorgestellt. Der Kerl sah mindestens fünfzehn Jahre älter aus, und er schaufelte die Mahlzeit in sich hinein, als hätte er seit mindestens ebenso vielen Jahren nichts mehr gegessen.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen helfen kann, Zamorra«, sagte er schmatzend. »Die Bruderschaft ist wie ein Krake, der sich immer wieder neue Opfer holt. Hinweise führen immer wieder nur zu neuen Hinweisen, und irgendwann fühlt man sich wie Prometheus, Sie wissen schon, der immer denselben Stein hinauf rollte, weil er anschließend wieder

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