0793 - Die Bruderschaft des Teufels
Steinmauer umgeben war. An der Eingangspforte blieb er stehen und wartete. Anscheinend befand sich dort eine Gegensprechanlage. Zamorra sah, wie Hennings etwas sagte und sich noch einmal misstrauisch umblickte. Zamorra verbarg sich im Schatten einer Grundstücksmauer, so dass Hennings ihn nicht sehen konnte.
Die Pforte öffnete sich, und der Privatdetektiv betrat das Grundstück.
Zamorra wechselte die Straßenseite und schlenderte an der Pforte vorüber, aber es gab kein Klingelschild, auf dem der Name des Besitzers stand. Zamorra ging weiter und machte nach fünfzig Metern kehrt. Er wechselte auf die andere Straßenseite, um keinen Verdacht zu erregen. Unauffällig ließ er seinen Blick über die Fassade schweifen. Die Fenster waren alt, aus einfachem Glas. Aus der Nähe war deutlich zu erkennen, dass die Farbe vom Rahmen blätterte. Auf dem Dach und in den Regenrinnen sammelte sich Moos. Zamorra überlegte, ob er warten sollte, bis Hennings wieder herauskam. Aber das war vielleicht zu auffällig. Außerdem hatte er keine Lust, stundenlang auf der Lauer zu liegen.
Ein Streifenwagen bremste ab und rollte neben dem Dämonenjäger her. Der Beamte auf dem Beifahrersitz kurbelte die Scheibe herunter.
»Können wir Ihnen helfen?«
Zamorra grinste. »Sehe ich aus wie jemand, der Hilfe braucht?«
»Wir haben gesehen, dass Sie das Haus beobachtet haben.«
Offenbar glaubten sie, dass er sich ein Ziel für einen Einbruch aussuchte. Das war gar nicht mal so abwegig. Zamorra konnte sich vorstellen, dass die zur Schau gestellte Protzigkeit der Gebäude so manchen Habenichts auf falsche Gedanken brachte.
»Das stimmt«, antwortete er. »Es gefällt mir. Ich dachte mir, vielleicht steht es zum Verkauf.«
Der Polizist musterte Zamorra noch einmal von oben bis unten. In seinem weißen Maßanzug sah er wirklich nicht wie ein Einbrecher aus. Der Blick des Beamten wurde freundlicher. »Entschuldigen Sie, mein Herr. Wir patrouillieren nur zu Ihrem Schutz.« Er grüßte und kurbelte die Scheibe wieder hoch.
Zamorra sah dem Streifenwagen nach und kehrte zum Taxi zurück.
»Sie haben Glück«, sagte der Fahrer. »Ich wollte gerade wieder los.«
»Nach Eppendorf bitte.«
Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Die Szenen der vergangenen Nacht tauchten vor ihm auf. Perry, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Die Leiche Josef Maloys, die schwarzmagische Ausstrahlung, das Handy auf dem Nachtisch… Irgendetwas passte da nicht. Warum ließ jemand das Handy mit einer bestehenden Verbindung zurück? Höchstens um eine falsche Spur zu legen… Andererseits griffen die Mächte der Finsternis normalerweise nur ungern auf technische Hilfsmittel zurück. Ihre Dämonenehre gebot es ihnen, einen Gegner mit magischen Hilfsmitteln zu Fall zu bringen. Er verwarf den Gedanken ergebnislos.
Der Taxifahrer bog um die nächste Kurve, und sie überholten den Streifenwagen.
Zamorra sah aus dem Augenwinkel, wie der Beamte auf dem Beifahrersitz ihm nachstarrte und das Sprechfunkgerät bediente…
***
Die hohen, fünfstöckigen Altbauten verdunkelten das Bild der schmalen Eppendorfer Straßen. Der Fahrer steuerte den Mercedes zwischen den Fahrzeugen hindurch, die in Zweierreihen bis auf die engen Fußwege parkten. Am Ende der Straße wurden die Wohnhäuser von kleineren Einfamilienhäusern abgelöst, die sich unter dem Stahlgerüst der Hochbahnlinie duckten.
Vor der Nummer 17 hielt das Taxi. Diesmal bat Zamorra den Fahrer nicht zu warten.
Es handelte sich um ein ansehnliches Einfamilienhaus mit einem großen Grundstück.
Nicht schlecht für einen einfachen Buchhalter, dachte Zamorra. Offenbar bezahlt Haas ziemlich gut.
Er drückte auf eine Messingklingel, unter der in geschwungenen Buchstaben ›Frank und Simone Reeder‹ stand. Eine Frau in mittlerem Alter mit ausgedünntem blonden Haar und einer bedruckten Bluse öffnete die Tür. Sie war überrascht, einen Fremden vor sich zu sehen.
»Ich würde gern mit Ihrem Mann sprechen«, sagte Zamorra, nachdem er sich vorgestellt hatte.
»Er müsste jeden Moment zurückkommen. Bitte treten Sie doch ein, Monsieur Zamorra.«
Zamorra betrat eine dunkle, aber geschmackvoll eingerichtete Diele. Frau Reeder führte ihn ins Wohnzimmer, in der eine Sitzgruppe um einen lackierten Mahagonitisch stand. Ein breiter Bücherschrank füllte die Wand gegenüber der Terrassentür.
»Ihr Mann führt die Bücher für den Bestattungsunternehmer Robert Haas?«
Simone Reeder verzog das Gesicht.
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