0793 - Die Bruderschaft des Teufels
nur die Augen sehen, deren Blick stechend auf ihm ruhte.
»Sie sind spät dran, Herr Haas.«
Die Stimme war weich und katzenhaft freundlich. Augenblicklich wusste Haas, dass es der Meister selbst war, mit dem er sprach.
»E-entschuldigen Sie«, stotterte er. »Ich habe getan, was ich konnte. Aber ich hatte noch zwei Kunden, und da…«
»Dieses Treffen war nicht vorgesehen«, sagte der Meister.
Haas spürte, wie ihm eine einzelne Schweißperle über die Augenbraue kroch. »Es gibt Probleme«, sagte er stockend. »Probleme mit der Lieferung. Die Polizei war da. Ich glaube, sie hat Verdacht geschöpft.«
Der Meister schwieg, und Haas sank noch weiter in sich zusammen. Das Sprechen machte ihm plötzlich Schwierigkeiten. »Vielleicht wäre es besser, wenn wir die Lieferung verschieben…«
»Das ist nicht mein Problem«, sagte der Meister in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Bis morgen Abend ist die Lieferung fällig. Drei Leichen, so war es vereinbart, und Sie werden sich daran halten.«
Haas nickte. »Morgen Abend werden Sie alle Exemplare erhalten. Ich verspreche es.«
»Es gibt noch ein anderes Problem.«
Haas schloss die Augen. Er wusste nicht, was ihn erwartete, aber was konnte es Schlimmeres geben als die Ereignisse, die in den letzten Stunden über ihn hereingebrochen waren?
»Ich stehe in Kontakt mit einem gewissen Zerberus. Er hat mir angeboten, die Lieferungen für Sie zu übernehmen.«
Haas’ Atem ging rascher. »Das dürfen Sie nicht tun. Sie wissen, dass ich immer zuverlässig gewesen bin!« Haas hatte das Gefühl, vor einem gähnenden Abgrund zu stehen. Schwindel überkam ihn.
»Wie kommen Sie darauf, dass ich mit dem Gedanken gespielt habe, sein Angebot anzunehmen?«, fragte der Meister. »Leichen kann man an jeder Ecke kaufen. Vertrauen ist der entscheidende Punkt, Herr Haas. Vertrauen…«
»Sie können mir vertrauen. Sie können mir hundertprozentig vertrauen, Dr. Schmidt!«
»Das ist gut. Denn wenn Sie auf den Gedanken kommen sollten, mich zu hintergehen, wird es schlimm für Sie werden…«
Haas schloss zitternd die Augen. Hatte der Meister ihn durchschaut? Er hatte schon seit einigen Stunden nichts mehr von Hennings gehört. War der Privatdetektiv etwa aufgeflogen, als er sich mit dem Meister getroffen hatte? Dann war nicht nur Haas’ schöner Erpressungsplan dahin, dann war er geliefert…
»Sie können versichert sein, dass ich…«
Er stockte. Sein Versuch, das Misstrauen des Meisters zu zerstreuen, war sinnlos, denn der geheimnisvolle Fremde hatte offenbar entschieden, dass das Gespräch beendet war.
Der Parkplatz war leer. Der Meister war lautlos verschwunden, als wäre er nie hier gewesen.
***
Zamorra verfolgte das-Verhör Frank Reeders aus dem Nebenzimmer. Der Buchhalter machte einen labilen Eindruck. Seine Wangen waren gerötet, und aus den flüchtigen Blicken, mit denen er Kommissar Werner musterte, sprach Trauer - und Angst.
»Ich möchte von Ihnen gern mehr über Ihre Arbeit für Robert Haas erfahren«, sagte Kommissar Werner. »Wir haben Hinweise erhalten, dass Ihr Chef in kriminelle Machenschaften verstrickt ist.«
»Haas ist nicht mein Chef, sondern mein Auftraggeber«, sagte Reeder mit rauer Stimme. »Ich bin selbstständig.«
»Auch gut. Seit wann arbeiten Sie für ihn?«
»Seit über zehn Jahren. Ich kenne seine Bücher besser als er selbst.«
»Und Sie vertrauen ihm?«
Reeder nickte bestimmt.
Der Kommissar seufzte. »Wie es aussieht, hat Haas Ihr Vertrauen enttäuscht. Offiziell verbuddelt er Leichen, aber unter Hand scheint er mit ihnen zu handeln.«
»Das ist eine unerhörte-Vermutung!«
»… die durch Fakten untermauert ist. Die Grabräuber vergriffen sich bisher nur an Toten, die von Robert Haas unter die Erde gebracht wurden.«
Reeder lachte gekünstelt. »Ist das alles, was Sie vorzubringen haben? Dann wundert mich wirklich nichts mehr. Meine Frau wurde ermordet -ebenso wie Haas’ Bruder. Und Sie ergehen sich in haltlosen-Vermutungen!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich will ein paar fähige Polizisten, die den Mörder meiner Frau schnappen und zur Rechenschaft ziehen!«
Werner ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Genau das ist unser Ziel. Es wäre besser, wenn Sie uns dabei unterstützten.«
Reeder wischte sich über die Stirn. Sein Adamsapfel hüpfte sichtbar, als er schluckte. »Entschuldigen Sie. Ich bin noch immer ganz außer mir…«
»Das verstehe ich«, sagte Werner zweideutig. »Ich habe Robert Haas den
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