0793 - Die Bruderschaft des Teufels
murmelte etwas Unverständliches. »Und warum dann dieser Zauber mit dem Handy und der Bandaufnahme?«
»Um die Polizei auf eine falsche Fährte zu locken«, fuhr Zamorra fort. »Man wollte es Ihnen nicht zu leicht machen - und den Verdacht auf mich lenken. Und damit wären wir beim zweiten Mord, der scheinbar nicht in das Schema passt. Simone Reeder starb in einer magischen Falle, die ebenso gut ihren Mann hätte treffen können! Ich glaube mittlerweile, dass er das wahre Ziel des Anschlags war.«
»Weil er zuviel wusste?« Kommissar Werner atmete tief durch. Man sah förmlich, wie sich die Gedanken hinter seiner Stirn jagten. »Ich habe einen Streifenwagen auf Reeder angesetzt. Er wird keine Sekunde unbeobachtet bleiben.«
Zamorra war davon überzeugt, dass der Polizeischutz Reeder nicht helfen würde, falls der ›Meister‹ immer noch darauf erpicht war, ihn umzubringen. Nur er selbst, Zamorra, hätte ihn vielleicht schützen können, aber er konnte schließlich nicht überall sein.
»Da gibt es noch eine Sache, die mir nicht gefällt«, sagte Zamorra. »Der Nachbar von Maloy, der uns so freundlich darauf hinwies, dass Maloy in der Wohnung sei. Sie haben gesagt, die Nachbarwohnung sei nicht belegt. Es hat also jemand gewusst, dass Perry und ich in jener Nacht kommen würden. Der Mord, das Handy… Es war alles inszeniert!«
»Das bedeutet, der Meister weiß auch von Perry, dass er Ausstiegsgedanken hegt. Er steht demnach ebenso auf der Liste wie Maloy.«
»Ja«, sagte Zamorra nachdenklich. »… oder es bedeutet, dass Perry der Meister ist.«
Werner starrte ihn überrascht an. »Das meinen Sie doch nicht im Ernst!«
In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Es war Reinhold Hoffmann. Werner schaltete den Lautsprecher ein.
»Ich habe etwas gefunden, das Sie vielleicht interessieren wird«, erklang es blechern aus der Muschel. »Ein Tagebuch meines Bruders, in dem er detailliert über die Treffen der Bruderschaft Buch geführt hat. Es steht alles drin, die Orte, die Zeiten… die nächste Schwarze Messe soll in der kommenden Nacht stattfinden. Sogar der-Treffpunkt für die nächste Schwarze Messe ist vermerkt. Es ist eine verlassene Fabrikhalle in Altona.«
Werners Gesicht war plötzlich fleckig vor Aufregung. »Bleiben Sie zu Hause. Wir sind in einer Viertelstunde bei Ihnen, Herr Hoffmann.«
***
Der Kommissar jagte den rostigen Passat mit Blaulicht über den Ring 2. Der Verkehr staute sich wie jeden Nachmittag vor dem Wandsbeker Marktplatz. Werners Finger trommelten nervös auf das Lenkrad, während die Fahrzeuge vor ihm wie träge Insekten zur Seite krochen, um eine Gasse zu bilden.
Eine Viertelstunde später hatten sie die Traunstraße erreicht. Reinhold Hoffmann erwartete sie bereits in der Tür. In der Hand hielt er einen dicken, abgegriffenen Lederband, der wie ein normales Notizbuch wirkte.
Sie nahmen im Wohnzimmer Platz, und Zamorra blätterte die Einträge durch. Georg Hoffmanns Aufzeichnungen begannen am 5. September 2002, also vor ungefähr zwei Jahren. Er schrieb, dass er über einen Bekannten von der Bruderschaft erfahren hatte, der bereits Mitglied sei und in höchsten Tönen von der Gemeinschaft spreche. Den Namen dieses Bekannten nannte er nicht. Auf den folgenden Seiten berichtete Hoffmann, wie er initiiert worden war - in einem esoterisch verbrämten Ritual, in dem er mit Schweineblut übergossen worden war und das rohe Herz eines Hahns hatte essen müssen. Die Beschreibungen deckten sich in etwa mit dem, was-Vincent Perry über die Initiierung gesagt hatte.
Wie Perry hatte auch Hoffmann anfangs echte Zweifel gehegt, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Aber dann begann sich der Erfolg einzustellen. Seine Import-Export-Firma lief besser, und es gelang ihm, Computerhardware, die er in Übersee für einen Spottpreis ergattert hatte, für das Zehnfache an einen amerikanischen Rüstungskonzern zu verkaufen. Seine weiteren Geschäfte beschrieb er nur grob, aber man merkte den Aufzeichnungen an, in welcher Hochstimmung Georg Hoffmann sich zu diesem Zeitpunkt befunden hatte.
»Es entspricht alles meinen Beobachtungen«, sagte Reinhold Hoffmann. »Georg war absolut euphorisch. Er gerierte sich, als hätte er den Schlüssel zu ewiger Glückseligkeit gefunden… und dann vor ein paar Wochen dieser abrupte Absturz.«
In Georg Hoffmanns Aufzeichnungen ließ sich kein direkter Hinweis auf einen Sinneswandel erkennen. Aber zwischen den Zeilen glaubte Zamorra zu erkennen, dass
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