Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0794 - Das Zauber-Zimmer

0794 - Das Zauber-Zimmer

Titel: 0794 - Das Zauber-Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
anzuklopfen.
    Eine bucklige Steinschwelle mussten wir übertreten, dann standen wir schon in der Werkstatt, die aus einem langen Raum bestand, in dem es nach Holz und Farbe roch.
    Wir sahen Sägen, Hobel, zwei Werkbänke, Zuschneidemaschinen, und auf dem Boden lagen die dünnen Holzreste wie ein heller Teppich. Im Hintergrund des Raumes stand ein Schreibtisch. An ihm saß ein Mann, der der Besitzer sein musste. Er konnte direkt auf die fertigen beiden Särge schauen, die allerdings ihr Alter hatten, denn sie sahen ziemlich mitgenommen aus, als hätte man sie nach der Beerdigung wieder aus der Erde geholt, um sie noch einmal zu verwenden.
    Der Schreiner schaute uns an und sagte kein Wort. Zwischen beiden Händen hielt er eine mit Schnaps gefüllte Flasche. Er rollte sie zwischen seinen Handflächen hin und her, starrte auf den Korken, und das graue Haar war ihm dabei bis in das Gesicht gefallen. Er machte einen müden, abgekämpften oder deprimierten Eindruck. Er musste uns gehört haben, rührte sich nicht von der Stelle und schaute auch nicht hoch. Erst als wir vor ihm stehen blieben, hob er den Kopf an.
    »Guten Tag«, sagte Harry Stahl. Er stellte uns vor und ließ sich auch durch das Abwinken des Mannes nicht einschüchtern.
    »Ja, gut, was wollen Sie?«
    »Eine Leiche einsargen lassen. Das kann man doch bei Ihnen, nicht wahr? Sie sind Walter Fuhrmann – oder?«
    Der Mann sagte nichts. Aber er stand auf. Ein mächtiger Kerl mit breiten Schultern, und so etwas wie Leben trat jetzt in seine Augen.
    Er hatte ein blasses Gesicht und die roten Augen eines Trinkers. Ich hoffte, dass er noch nüchtern war.
    Gemächlich stellte er die Flasche auf den Schreibtisch. Sie warf einen langen Schatten im Licht der Lampe, und als sich Fuhrmann wieder drehte, wischte er seine Handflächen am Kittel seines Arbeitsanzugs ab. »Sie haben also eine Leiche für mich.«
    »Ja«, sagte Harry.
    »Haben Sie den Mann umgebracht?«
    »Hören Sie auf mit dem Quatsch. Wir sind Polizisten.« Der Kommissar zeigte seine Marke.
    Durch die breiten Nasenlöcher holte Fuhrmann schnaufend Luft.
    »Das ist ein Ding«, sagte er rau. »Da kommen zwei Bullen und bringen mir eine Leiche.«
    »Sie liegt im Kofferraum.« Harry deutete auf die beiden Särge. »Einer von ihnen wird sicherlich passen.«
    »Denke ich auch. Wer ist denn der Tote?«
    »Wir kennen ihn nicht. Er wird später noch untersucht werden. Bis dahin möchten wir ihn unterbringen. Da ist ein Sarg wohl das richtige Bett für ihn.«
    »Bei mir?«
    »Wenn möglich, ja.«
    »Hä.« Eine dreckige Lache wehte durch den Raum. »Hören Sie, Kommissar, ich habe keine Lust, hier noch etwas zu machen, wenn Sie verstehen? Ich habe es zwei Jahre lang versucht. Mein Geschäft lief relativ gut, jeder hatte irgendwas zu reparieren, aber jetzt haben sie ein paar Kilometer von hier entfernt einen der Scheiß-Baumärkte gebaut. Die Leute rennen dorthin, wenn sie was haben wollen, und ich bin pleite. Ich kann die Maschinen nicht mehr bezahlen.« Er rieb Daumen und Zeigefinger der rechten Hand gegeneinander. »Raten, verstehen Sie?«
    Harry hob die Schultern. »Das tut mir für Sie persönlich auch Leid, Herr Fuhrmann, aber Sie brauchen es nicht umsonst zu tun. Wir kaufen Ihnen den Sarg ab, und auch für die Aufbewahrung des Toten werden Sie selbstverständlich entlohnt.«
    Fuhrmann schüttelte den Kopf. »Das ist nicht mal der Tropfen auf dem heißen Stein. Die Kohle wird mir sofort abgenommen, das kenne ich doch. Da sitzen die Typen wie die Geier.«
    Ich mischte mich ein. »Sie sind aber grundsätzlich bereit, den Toten hier zu lagern?«
    Der Schreiner schaute mich an. »Was ist denn als Extra-Prämie drin?«
    Ich griff in die Tasche. Als ich den Hunderteuroschein sehen ließ, da grinste Fuhrmann. »Ja, ich glaube, ich kann den Toten hier lagern.« Er schnappte mir den Schein aus den Fingern, ließ ihn verschwinden und deutete auf den ersten Sarg. »Der müsste wahrscheinlich passen, falls es kein Riese ist. Wo haben Sie denn den Toten?«
    »Wir holen ihn aus dem Kofferraum«, sagte Harry.
    »Ist okay, das erspart mir Lauferei.«
    Gern taten wir es nicht, aber was sollten wir sonst machen. Draußen schüttelte Harry den Kopf. »Dass wir an einen derartigen Typen geraten müssen, das hätte ich nicht gedacht.«
    »Kannst du ihn nicht verstehen?«
    »Stimmt, John, irgendwie schon. Auch ein Opfer der neuen Segnungen aus dem Westen.«
    »Das meine ich.«
    Am Wagen standen Fuhrmanns Sohn und dessen Freund. Das

Weitere Kostenlose Bücher