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0794 - Das Zauber-Zimmer

0794 - Das Zauber-Zimmer

Titel: 0794 - Das Zauber-Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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trocknete sich Harry die Hände ab. »Hast du denn eine Idee?«
    »Nicht konkret. Wir wissen beide, dass es mit dem Hotel zusammenhängt und…«
    Ein Geräusch unterbrach mich.
    Es klang hohl, schrill – und gefährlich. Ein kreischendes Singen, wie es eigentlich nur von einer Elektrosäge abgegeben wurde. Wir hörten es etwas gedämpft, was uns wiederum bewies, dass die Person, die die Säge hielt, sich nebenan befinden musste, nicht draußen.
    Harry Stahl hatte eine Gänsehaut gekriegt. »Ich ahne Schreckliches«, flüsterte er.
    Er hatte Recht.
    Die zum Haus führende Tür wurde mit einem wuchtigen Fußtritt aufgestoßen.
    Einen Augenblick später sahen wir Walter Fuhrmann. In seiner Nähe brannte eine Lampe. Ihr Licht fiel nicht nur auf sein Gesicht, sondern auch auf das Metall der elektrisch betriebenen Kettensäge, die er triumphierend wie der König sein Zepter in der Hand hielt.
    Das Vorhaben lag auf der Hand.
    Er wollte uns in Stücke schneiden!
    ***
    Walter Fuhrmann ging einen großen Schritt vor. Das Kreischen der Säge erinnerte mich an die dünnen Schreie gequälter Tiere. Er hob das Werkzeug schräg an, als wollte er es uns noch einmal präsentieren. Wir sahen das blanke Metallblatt mit den Kerben an beiden Seiten. Die beiden Dämme waren unterschiedlich breit mit Zinken besetzt, und ein menschlicher Körper hatte keine Chance gegen diese Säge.
    Das wusste auch Fuhrmann. In seinem Gesicht stand die wilde Vorfreude geschrieben, für uns war es der Ausdruck puren Hasses.
    Ich hatte den Eindruck, einem anderen gegenüberzustehen, auch wenn diese Person noch so aussah wie er.
    Noch hatten wir Zeit, denn bis uns der Mann erreichte, musste er noch einige Meter zurücklegen und vor allen Dingen Werkbänke und Werkzeuge passieren, die ihm im Weg standen.
    Er behielt uns im Blick und seine Waffe schräg von sich gestreckt.
    Bei jedem Schritt, den er zurücklegte, stampfte er mit dem Fuß auf, wobei er noch Acht geben musste, dass er auf den glatten Holzresten nicht das Gleichgewicht verlor und ausrutschte.
    »Was machen wir, John?«
    »Nicht mehr zusammenbleiben«, murmelte ich. »Einen von uns muss er sich aussuchen.«
    »Okay.« Der Kommissar hatte verstanden. Er behielt die Nerven, und das war gut so. Panik hätte uns nicht weitergebracht. Auch deshalb nicht, weil es Fuhrmann gelungen war, uns den Weg zur Außentür hin abzuschneiden.
    Er bewegte sich wie eine Marionette, die an langen Fäden geführt wird. Seine Tritte gingen im Lärmen der Säge unter, und als er sah, dass wir uns getrennt hatten, da zuckte das Blatt von einer Seite zur anderen, denn es machte natürlich die nervöse Bewegung mit. Einige Male geriet es in den Lichtschein der Lampe, blitzte uns Reflexe entgegen, die blendeten.
    Ich wartete ab.
    Für wen würde er sich entscheiden?
    Im Moment stand es noch auf der Kippe, und als ich zwei Schritte nach vorn ging, hatte er sich entschieden.
    Und zwar für mich!
    Er drehte sich in meine Richtung. Zwischen uns befand sich eine schwere, im Boden verankerte Hobelbank. Eine gute Deckung bot sie nicht, und wenn Fuhrmann die Arme ausstreckte, dann schwebte die Säge verflucht nahe heran.
    Ich zog meine Beretta.
    Links von mir stand Harry Stahl, und er hatte das Gleiche getan.
    Mit seiner Walther zielte er ebenfalls auf den Mann mit der Säge, nur ließ der sich davon nicht beeindrucken. Das in den Ohren schmerzende Kreischen machte ihn nur noch wilder und spornte ihn an, es uns endlich zu zeigen.
    Ich musste gegen das Geräusch anschreien, als ich mit der Waffe über die Hobelbank hinweg auf ihn zielte. »Hören Sie auf, Fuhrmann! Lassen Sie die Säge fallen!«
    Er musste mich einfach gehört haben, denn er schüttelte einige Male den Kopf.
    »Weg damit!«, schrie auch Harry.
    Fuhrmann schaute kurz zu dem Kommissar rüber. Er lachte dann und ging weiter.
    Noch immer war ich sein Ziel. Wenn er nicht aufhörte, würde ich ihn mit einer Kugel stoppen müssen.
    Ich ließ den Mann nicht aus den Augen, der sich leicht drehte, um an der Werkbank entlangzugehen. So konnte er mir schneller näher kommen. Für mich wurde es riskant. Ich starrte auf das zitternde Sägeblatt und drückte ab. Die Kugel jagte dicht an Fuhrmann vorbei, sie war nur als Warnschuss gedacht, wobei ich hoffte, dass es auch half.
    Er blieb stehen.
    Sein Kopf bewegte sich zuckend, und Fuhrmann sah so aus, als wisse er nicht, was da passiert war. Mir war seine Irritation egal, ich wollte nur, dass er die verfluchte Säge endlich fallen

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