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0794 - Das Zauber-Zimmer

0794 - Das Zauber-Zimmer

Titel: 0794 - Das Zauber-Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einer Lösung.«
    »Nicht nur du. In diesem verdammten Hotel ist nichts, wie es sein sollte.«
    »Und wie hätte es sein sollen?«
    »Ganz einfach. Still, etwas vermodert. Meinetwegen auch Ratten oder Spinnen, aber nicht das, was wir hier vorgefunden haben. Eine Starre, die trotzdem lebt und kontrolliert wird, von Mächten, die wir nicht sehen. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll und ob es überhaupt eine Erklärung gibt, ich bin nur froh, dass ich dich eingeschaltet habe.«
    »Kann ich mir denken.« Ich dachte einen Moment nach. »Es muss doch eine Erklärung geben.«
    »Sicher. Fragt sich nur, wo wir mit der Suche beginnen.«
    Mein Blick traf den Kommissar schräg von der Seite. In der immer dunkler werdenden Halle sah er aus wie ein Schatten. »Das will ich dir sagen, Harry. Wir werden uns im Ort erkundigen, wenn wir den Toten dorthin geschafft haben.«
    »Dafür bin ich auch.« Er deutete nach unten. »Nur spielt hier die Musik, John.«
    »Richtig, die Musik. Hast du die Melodie gehört, die hier in der Halle erklang?«
    »Nein, welche denn?«
    »Das Thema spielt keine Rolle. Nur bin ich von drei Musikern empfangen worden, die zu meiner Begrüßung ein Stück von Jules Massenet spielten. Als ich dann auf sie zuging, lösten sie sich vor meinen Augen auf und blieben verschwunden.«
    Harry schnaufte. »Das… das gibt es doch nicht.«
    »Doch, es stimmt.«
    »Sie waren einfach weg?«
    Ich nickte. »Ja, und in ihren Fräcken wirkten sie wie ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie vor dem Ersten Weltkrieg den Gästen hier aufgespielt haben. Natürlich hätten sie längst tot sein müssen, aber sie lebten und wirkten gleichzeitig wie Zombies, die immer dieselben Bewegungen ausführten, als hätten sie nichts anderes gelernt.«
    Harry Stahl fuhr mit beiden Händen über sein Haar. Er schaute zum Piano. »Das ist nicht zu begreifen, John, obwohl ich dir glaube.«
    »Kann ich mir vorstellen. Für mich war das erst das Vorspiel. Möglicherweise werden wir erleben, wie plötzlich dieses Hotel von einem geisterhaften Leben erfüllt wird und in der heutigen Zeit sich das wiederholt, was früher einmal gang und gäbe gewesen ist.«
    Das musste der gute Kommissar erst schlucken. »Redest du von einer Zeitverschiebung?«
    »Nicht direkt. Eher von einer Zeitrückkehr.«
    »Auch das noch.«
    »Nichts ist unmöglich, Harry. Alles bleibt, wenn auch nicht so, wie es einmal gewesen ist. Die Zeiten sind vorhanden, sie mischen sich, nichts geht verloren, es öffnen sich eben nur andere Welten, und damit müssen wir zurechtkommen.«
    »Welche Welten, John?«
    »Wir werden es herausfinden.« Ich schaute nachdenklich ins Leere. »Normalerweise müssen wir davon ausgehen, dass hier schreckliche Dinge passiert sind, die nicht in Vergessenheit gerieten. Es ist zwar die Vergangenheit gewesen, und wahrscheinlich eine ziemlich blutige, aber die hat sich nur zurückgezogen, um zu gegebener Zeit wieder umkehren zu können.«
    »Wie jetzt?«
    »Ja.«
    »Ist es deine Entdeckung auf der Treppe gewesen?«
    »Auch, aber nur ein Teil davon, denke ich. Ebenso wie das Erscheinen der Musiker. Nichts läuft hier ohne Grund ab oder ist grundlos geschehen. Wir werden möglicherweise noch schlimmere Wiederholungen erleben, aber das will ich zunächst einmal dahingestellt sein lassen. Man hat uns gewarnt und ein Zeichen gegeben.«
    Der Kommissar hatte mich verstanden. Er deutete gegen die Decke. »Denkst du an dieses Zeichen?«
    »Sicher.«
    »Könnten dort noch mehr Leichen verborgen liegen? Es sind ja mehrere Personen verschwunden. Mir juckt es in den Füßen, John, ich möchte mich dort mal umsehen.«
    »Bitte.«
    »Du wartest hier?« Er sprach etwas verunsichert, weil ich seinem Plan sofort zugestimmt hatte. Vielleicht hatte er auch mit meiner Begleitung gerechnet, doch ich wollte hier unten bleiben. Zeit, uns im Hotel genauer umzuschauen, würden wir noch finden.
    Mein Lächeln beruhigte ihn ein wenig. »Ja, Harry, ich bleibe hier und halte die Stellung.«
    »Bis gleich dann. Ich werde das Treppenhaus nehmen.«
    »Musst du schon, denn einen Lift gibt es nicht.«
    »Irrtum. Einen sehr alten, man hat ihn nachträglich eingebaut.«
    Den hatte ich noch nicht gesehen. »Wo denn?«
    »In der kleinen Vorhalle. An der linken Seite, kurz vor der Tür. Sein Eingang ist praktisch in das Wandholz integriert worden, deshalb kann man ihn leicht übersehen.«
    »Danke für den Tipp.«
    Bis zur Halle ging ich mit ihm.

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