0794 - Sieben Leben, sieben Tode
prüfen lassen, während wir an dem Fall arbeiteten. Reine Routine. Schließlich will ich mir nicht vorwerfen, irgendwas übersehen zu haben. Er hat auf Architektur umgesattelt, nachdem er seinen Abschluss hatte. Zweitstudium in Hamburg. Kaum dass er fertig war, machte er sich selbstständig. In der Baubehörde reißt man sich regelrecht darum, ihn zu engagieren.«
Der Wagen bog in die Bellevue ein, und Werner stoppte den Wagen vor einer restaurierten Villa, deren Grundstück von einem verzierten Eisengitter umgeben war.
»Ich will nur kurz einen Blick reinwerfen, dann fahren wir weiter nach Altona«, sagte Nicole, die es nach dem Telefonat mit Zamorra gar nicht erwarten konnte, an die Unglücksstelle zurückzukehren. »Bleiben Sie ruhig im Auto.«
»Das könnte Ihnen so passen, Mademoiselle Duval«, sagte Werner grinsend.
Sie stiegen aus und gingen zum Tor. Auf ihr Klingeln öffnete sich die Pforte.
»Wahrscheinlich Dienstpersonal«, sagte Werner. »Wir haben noch niemanden informiert. Schließlich könnte es sein, dass Perry noch lebt.«
Nicole war so, als ob Zamorra ihr etwas über Vincent Perry zu sagen versucht hatte. Aber seine Worte waren im Rauschen untergegangen.
Sie stiegen die Veranda herauf. Die Tür öffnete sich, und ein hagerer Mann in mittleren Jahren öffnete Ihnen die Tür.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte er mit einem höflichen Lächeln.
Nicole kannte die Stimme. Sie hatte sie bereits einmal im Château Montagne gehört, als Zamorra über das Visofon telefoniert hatte.
Vor ihnen stand Vincent Perry.
***
Diese Nicole Duval war wirklich eine Nervensäge.
Zugleich musste der Meister ihr Tribut zollen. Sie hatte einen Zipfel des Geheimnisses gelüftet, obwohl sie es wahrscheinlich nicht einmal wusste.
Noch nicht.
Aber er würde sich von ihr nicht mehr aufhalten lassen. Er hatte keine Zeit, sich um sie zu kümmern.
Es war soweit.
Das Spiel ging auf die letzte Runde zu.
Von den sieben Personen, die sich in dem magisch erschaffenen Labyrinth aufhielten, waren vier tot. Einzig Zamorra, Tony Ehrmann und das Medium Rita lebten noch.
Bei dem Gedanken an Rita verzerrten sich die Züge des Meisters für einen Moment. Er hatte sie unterschätzt. Und er hatte Zamorra unterschätzt. East wäre es Rita mit Hilfe ihrer parapsychischen Kräfte gelungen, die magische Glocke zu sprengen und die Illusion des Labyrinths in sich Zusammenstürzen zu lassen. Intuitiv hatte sie den Angriff des Untoten abgewehrt und sein unnatürliches zweites Leben beendet.
Aber Rita war nicht die eigentliche Gefahr. Viel schlimmer war Zamorra. Der Meister hatte zum ersten Mal erfahren, was dieser Parapsychologe mit seinem seltsamen Amulett anzurichten in der Lage war. Nur für den Bruchteil einer Sekunde hatten Ritas Kräfte ihre unmittelbare Umgebung aus dem Verbund der magischen Glocke herausgerissen - und das Amulett hatte sofort reagiert und den Untoten, der für den Meister ohnehin wertlos geworden war, in einen Haufen Asche verwandelt.
Der Meister war beeindruckt von dieser unfassbaren magischen Kraft, die dem Talisman innewohnte. In ihm kam der Wunsch auf, das Amulett zu besitzen.
Aber er wusste nicht, ob sein Verbündeter das zulassen würde. Sie hatten sich lediglich darauf geeinigt, dass Zamorra sterben würde. Was mit seinem Amulett geschah, war nicht besprochen worden. Vielleicht bestand der Verbündete darauf, es selbst zu behalten. Wenn dem so war, hatte der Meister keine Chance, etwas daran zu ändern, denn der Verbündete war ähnlich stark wie Zamorra. In einem offenen Kampf würde er keine Chance gegen ihn haben - zumal er jetzt schon schwach genug war. Er hatte Rita fallengelassen und sich von dem Fremden abhängig gemacht. Es war ein Pakt mit dem Teufel, und zwar in nahezu buchstäblichem Sinne. Aber er konnte dem Meister Gewinn bringen. Großen Gewinn.
Er durfte es nur nicht vermasseln. Eine zweite Gelegenheit, die Macht des Amuletts auszuspielen, sollte Zamorra nicht mehr bekommen.
»Ich kriege dich vorher. Ich kriege dich dorthin, wo ich dich haben will«, flüsterte er.
Ohne das Amulett war es um Zamorra schlecht bestellt. Er war auch nur ein Mensch, wenn auch mit einem großen Wissen ausgestattet. Aber er war kein Magier. Kein Dämon.
Er ist praktisch wehrlos ohne seinen Talisman.
Der Plan des Meisters stand fest. Er hatte von Anfang an nur ein Ziel gehabt.
Jetzt befand sich Zamorra auf dem besten Wege dorthin.
In wenigen Minuten würde der Meister des Übersinnlichen die Wahrheit
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