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0795 - Vater, Mutter, Satanskind

0795 - Vater, Mutter, Satanskind

Titel: 0795 - Vater, Mutter, Satanskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurückzulegen. Beide waren nervös, schauten sich um, als erwarteten sie eine plötzliche Gefahr, die aus dem Himmel, dem Wasser und aus den Steinen hervorschoss.
    »Keine Sorge«, sagte ich leise. »Es wird Ihnen schon nichts passieren.«
    Sie glaubten mir nicht, das las ich in ihren Augen.
    »Bitte, kommen Sie doch näher. Wir müssen Körper-Kontakt haben. Es ist wichtig.«
    Erst als Darius vorging, legte auch seine Frau die letzten Schritte zurück.
    Wir standen zusammen. Beide sah ich vor mir. Ich hatte die Hände umgedreht, meine linke unter die rechte gelegt, wobei das Kreuz frei lag, für jedermann sichtbar. »Legt bitte eure Hände unter die meinen. Nur so kann es klappen.«
    Beide taten es.
    Ich spürte ihre Haut. Sie war kalt und trocken. Ich bemerkte auch ihr Zittern, kümmerte mich darum nicht mehr, sondern schaute allein auf das offen daliegende Kreuz.
    Es zeigte noch immer die Veränderung. Über das Metall hinweg glitten die grünen Schatten, Aibons Andenken, die sich hier in unmittelbarer Nähe aufhielten.
    »John«, sprach mich Darius mit leiser Stimme an. »Wir haben uns nicht nur entschieden, wir haben uns auch damit abgefunden, dass du jetzt unser Schicksal in die Hand genommen hast. Dazu gehört natürlich ein großes Vertrauen und wir hoffen beide, dass du es nicht enttäuschst.«
    »Ich kann nichts versprechen, aber ich werde mich bemühen.« Die Antwort hatte ich mit ernster Stimme gegeben, denn es war leicht, sich in ihre Gefühlswelt hineinzuversetzen.
    Beide nickten.
    Beide zitterten auch.
    Ich schaute wieder auf das Kreuz. Konzentrierte mich. Saugte noch einmal die Luft ein.
    Dann sprach ich die Formel. Nur halblaut, aber das Ehepaar vor mir konnte die Worte verstehen.
    »Terra pestem teneto – salus hie maneto!«
    Die lautlose Explosion des Kreuzes erfolgte eine Sekunde später.
    Delia schrie vor Schreck. Ich duckte mich, weil mich der plötzliche Sturm ebenfalls umfasste, und dann sah ich das grüne, grelle und zugleich strahlende Licht, das uns einhüllte.
    Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf.
    Hoffentlich ist Aibon nicht stärker!
    ***
    Niemand sprach ein Wort. Es war auch kein Atemzug zu hören.
    Aber alle hatten sich umgedreht, um das Mädchen zu sehen.
    Es stand ziemlich günstig. Nicht weit von den Musikern entfernt und konnte von dieser Stelle aus alles in der Halle beobachten, was sich dort abspielte.
    Auch der Kommissar hatte den Eindruck, als würde sich der Blick des Mädchens in seine Augen bohren. Er zwinkerte, weil er diesen Ansturm nicht aushalten konnte, denn es steckte etwas Fremdes, Unheimliches in ihm, mit dem er nicht zurechtkam.
    So wartete Harry ab, ebenso wie die anderen Gäste und auch die Musiker. Nur das Mädchen war erschienen. Es hatte sich praktisch nicht viel verändert, und doch war einiges anders geworden. Es musste einfach an der Atmosphäre liegen, die vom Prinzip her gleich geblieben war, doch in sie war etwas anderes eingedrungen, das sich der Kommissar nicht erklären konnte.
    Sie war noch böser, noch grausamer geworden. Sie hatte eine Steigerung erfahren. Der böse Geist hatte sich verdichtet, als hätte die Hölle hineingeatmet.
    Es war einfach furchtbar geworden.
    Und dies alles nur, weil eben das blonde Mädchen mit dem Dolch erschienen war.
    Konnte es wirklich so grausam und schlimm sein? Steckte in ihm, in seiner Seele, eine derartige Verderbtheit? Äußerlich war der Kleinen nichts anzusehen, denn sie wirkte mit dem langen Blondhaar wie das Kind eines Engels. Puppenhaft war das Gesicht, und leicht rötlich schimmerten die Wangen.
    Was war mit den Augen?
    Noch konnte der Kommissar sie nicht so gut erkennen, da das Kind zu weit von ihm entfernt stand. Wenn allerdings Böses in einem Menschen steckte, dann war es zumeist in den Augen zu sehen, denn die konnten nicht lügen.
    Als die Kleine den ersten Schritt nach vorn ging und dabei in die Nähe der Musiker geriet, da verbeugten sich die drei Männer wie auf einen geheimen Befehl hin. Sie sahen dieses Kind als Königin an, und die Kleine nickte huldvoll zurück.
    Ihr langes weißes Kleid flatterte, als sie weiterging. Sie schien ziellos zu sein, weil sie ein paar Mal den Kopf nach rechts oder links bewegte, doch das täuschte. Dieses Kind wusste genau, was es zu tun hatte, und es ließ auch den Dolch nicht los.
    Es ging auf die Tanzfläche zu und geriet damit endgültig in den Schein des alten Kronleuchters.
    Dort blieb die Kleine stehen. Sie schaute sich wieder um, und dann, als sie damit

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