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0795 - Vater, Mutter, Satanskind

0795 - Vater, Mutter, Satanskind

Titel: 0795 - Vater, Mutter, Satanskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Stich doch endlich zu! Nimm mein Blut, dann bekomme ich das deine. Lass es uns tauschen, bitte!«
    Das Kind schüttelte den Kopf.
    Aus seinem Versteck hervor erkannte Harry Stahl, dass es sich verändert hatte. Zumindest der Gesichtsausdruck war wissend und auch lauernd.
    Etwas stimmte nicht mehr.
    Das merkten auch die übrigen Alten. Sie richteten ihre gespannten Blicke auf die Kleine und warteten auf eine Erklärung. Zunächst drang nur ein tiefes Knurren aus dem Mund, das so gar nicht zu einem Kind passen wollte. Es hätte auch ein Erwachsener ausstoßen können, dann aber trat die Kleine mit dem rechten Fuß wuchtig auf.
    Sie wartete, bis das Echo verhallt war, drehte sich im Kreis und hielt dabei den Arm mit der Waffe ausgestreckt, sodass die Klinge dicht über die weiße Perücke der Alten hinwegwischte.
    »Ich fühle mich gestört!«, kreischte die Kleine. »Jemand ist hier, der nicht zu uns gehört. Er will etwas von uns«, drang es knurrend aus ihrem Mund.
    Das Mädchen erstarrte mitten in der Bewegung.
    Es schaute in eine bestimmte Richtung, und zwar dorthin, wo auch der Kommissar stand.
    Da wusste Harry, dass es brenzlig für ihn wurde!
    ***
    Dennoch rührte er sich nicht vom Fleck und hoffte darauf, dass der Kelch an ihm vorüberging. Den Gefallen allerdings tat ihm die Kleine nicht. Ihre beiden dämonischbösen Augen waren genau auf die Säule und deren unmittelbaren Schatten gerichtet.
    Der Kommissar wünschte sich, ebenfalls zu einem Stück Stein zu werden, an dem Kugeln und Messerspitzen abprallten. Da dies jedoch nicht eintrat, waren seine Chancen plötzlich bis auf den Nullpunkt gesunken. Er konnte nicht mehr bleiben, denn dieses Kind würde es nicht bei verbalen Attacken belassen, es würde handeln, und bevor dies geschah, musste er sich zurückgezogen haben.
    Im Augenblick war Harry nicht in der Lage, seine Gedanken in die Tat umzusetzen. Er stand noch immer regungslos, dafür bewegten sich die Gäste. Sie hatten die Worte des Mädchens, das gleichzeitig ihre Königin war, sehr wohl verstanden und interessierten sich nur noch für die Richtung, in die der Finger wies.
    Sie blieben sitzen, drehten sich dabei auf ihren Sesseln mit steifen Bewegungen um und wirkten deshalb wie Gestalten, die unter einer Rückenkrankheit litten.
    Verdammt, es ist zu spät, dachte Harry. Ich habe die Zeit verpasst.
    Ich hätte schon früher fliehen sollen. Jetzt stehe ich hier und komme nicht mehr ungesehen weg.
    Er hatte eine trockene Kehle. Der Staub und die grauen Spinnweben der Halle schienen sich allesamt darin versammelt zu haben.
    Schreckliche Vorstellungen peinigten ihn. Sollte er tatsächlich in die Klauen dieser Satansjünger geraten, würden sie ihn auf schrecklichste Art und Weise töten. Daran wollte er nicht einmal denken. Wie diese Tötungsarten aussahen, wagte er sich nicht auszumalen, und die Gäste waren dabei, die Vorbereitungen zu treffen.
    Sie standen auf.
    Es geschah Intervallweise, als hätten sie der Reihe nach die entsprechenden Befehle erhalten. Nacheinander erhoben sie sich, und ihre Gesichter hatten sich zu bösen Grimassen verzerrt. Sie fühlten sich gestört, und sie wollten etwas dagegen tun.
    »Bleibt!«, befahl das Kind.
    Noch einmal hatte sich der Kommissar auf die Stimme konzentriert und festgestellt, dass sie zu einem Mädchen nicht passte. Sie war einfach anders, kaum noch menschlich, da schien ein böses Raubtier versucht zu haben, Worte zu sprechen.
    Die Alten gehorchten.
    Krumm und lauernd standen sie dort. Die Köpfe nach vorn gedrückt und auch zum Eingang hin gedreht. Sie schauten nicht alle auf die Säule und deren Umgebung, der Bereich des Eingangs war für sie wichtiger, denn dort befand sich der Fluchtweg.
    Auch der Kommissar hatte den Kopf gedreht. Er schaute in die vor der großen liegenden kleinen Halle hinein. Dahinter befand sich die Eingangstür. Für ihn war es die einzige Chance, um aus dem verdammten Hotel herauszukommen.
    Noch einmal atmete er durch. Er drückt sich selbst die Daumen. Er wollte das dumpfe Gefühl der Angst aus seinem Kopf wegschaffen – und überwand sich.
    Urplötzlich startete er.
    Mit langen Schritten und ohne auf irgendwelche Deckungen zu achten, hetzte er auf die Tür zu, und er hörte hinter sich die gellende Stimme des Mädchens, dessen Worte sich überschlugen, als sie gegen seinen Nacken peitschten. »Da ist er! Packt ihn!«
    Nicht Tiere stießen das Triumphgeheul hinter ihm aus, sondern Menschen. Es erreichte ihn in einem wahren

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