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0795 - Vater, Mutter, Satanskind

0795 - Vater, Mutter, Satanskind

Titel: 0795 - Vater, Mutter, Satanskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fertig war, legte sie den Kopf etwas zurück, als wollte sie das Loch in der Decke inspizieren.
    Harry Stahl hatte Glück. Durch diese Bewegung gelang es ihm, die Augen des Kindes zu sehen, und er erschrak bis tief ins Mark.
    Diese Augen… diese Augen – nein, das waren auf keinen Fall die eines Kindes.
    Die eines Erwachsenen?
    Nein, auch nicht. Beides traf da nicht zu. Der Glanz dieser Augen hatte etwas an und in sich, das der Kommissar bei einem Menschen – geschweige denn einem Kind – noch nie zuvor gesehen hatte. In diesen Augen hatte sich etwas manifestiert, für das es eigentlich keinen sprachlichen Ausdruck gab. Es war so böse, so grausam und gleichzeitig so verachtend. Einen derartigen Ausdruck hatte nicht einmal ein Mörder aufzuweisen. Er war eben anders, und plötzlich wusste der Kommissar Bescheid.
    Dämonisch!
    Ja, das genau war es.
    In den Augen dieses Kindes lag ein dämonischer Ausdruck. Das furchtbare Zerrbild einer anderen Welt, die nur Böses wollte und auch vor Kindern nicht stoppte.
    Wie war das nur möglich?
    Harry hielt den Atem an als er sah, dass sich auch die Haltung der Alten veränderte. Schon vorher waren sie starr gewesen, nun aber lief alles anders. Da hatten sie ihre Köpfe gedreht, und sie sahen aus wie auf dem Sprung. Auch ihre Augen glänzten, doch in ihnen lag die Freude darüber, dass sie endlich das Kind sehen konnten, als wäre genau dieses kleine Mädchen ihre Rettung, Das war verrückt, das war einfach nicht erklärbar. Hier hatten Kräfte ihr Netz gesponnen, in dem sich auch der Kommissar immer mehr verfing, denn er stellte fest, wie ihm die eigenen Gedanken wegliefen und andere an deren Stelle traten.
    Böse Gedanken etwa?
    Er wusste es nicht genau, jedenfalls hatte auch er sich von dem Bann des Kindes umgarnen lassen.
    Das Mädchen ging weiter. Es bewegte sich im Gegensatz zu den Alten sehr lässig und irgendwie auch cool. Es schlenkerte mit den Armen, und das Messer in der rechten Hand machte die Bewegungen mit. Die Klinge wies nach unten. Durch das Licht hatte der Arm einen Schatten bekommen, der ebenfalls bei jeder Bewegung über den Boden zuckte.
    Noch einmal blieb die Kleine stehen.
    Sie hatte jetzt die Tanzfläche erreicht und konzentrierte sich wieder auf die Alten.
    Sie fingen an, sich kindisch zu benehmen. So jedenfalls kam es dem Kommissar vor. Sie streckten der Kleinen ihre Arme entgegen, sie bewegten bittend ihre Hände, sie flehten sie mit ihren Blicken an, als könnte nur das Mädchen sie von ihrem Schicksal erlösen.
    Noch lief alles sehr stumm vor den Augen des beobachtenden Kommissars ab. Es war für ihn grotesk, er hatte wirklich den Eindruck, in einen der alten Stummfilm-Klassiker hineingeraten zu sein, dann aber vernahm er das Rascheln, das heißt, es hörte sich an wie ein Rascheln, tatsächlich aber waren es Flüsterstimmen, die aus den Mäulern der Alten drangen und über die Tanzfläche zischelten.
    Der Kommissar bekam eine Gänsehaut, als er das hörte. Er glaubte zunächst an eine Täuschung, bis ihm klar wurde, dass es keine war.
    Tatsächlich vereinigte sich dieses Flüstern zu einem einzigen Wort, das von allen gesprochen wurde.
    »Jugend… Jugend … Jugend …«
    Immer wieder nur dieses Wort, das über die verwelkten Lippen kam. Ob Mann, ob Frau, ein jeder streckte dem jungen Mädchen seine Arme entgegen, das für diese älteren Menschen all das vereinigte, was sie nicht mehr »besaßen«.
    Jugend und Frische…
    Immer wieder riefen sie es, bewegten dabei ihre Finger, als könnten sie das gesprochene Wort greifen. Sie waren unersättlich in ihrem Wahn nach Jugend, und sie hatten wahrscheinlich alles dafür gegeben und mit ihrem normalen Leben gebrochen. Für sie zählten einzig und allein die vergänglichen Werte, die aber nicht mehr vergänglich sein sollten.
    Wahrscheinlich hatten all diese Menschen schon in den zwanziger Jahren zur oberen Schicht gehört und waren davon ausgegangen, dass es Wege geben musste, um sich die Jugend, vielleicht sogar das ewige Leben zu erkaufen. Dabei waren sie dann einem Satanisten in die Hände geraten, der sich ebenfalls auf diesen Weg begeben hatte und sich möglicherweise dieses Kindes bediente.
    Noch immer riefen sie dieses Wort. Zwischendurch aber klangen leise Schreie auf, ein jämmerliches Wehklagen, das dem Kind entgegenwimmerte und es erbarmen sollte.
    Diese Menschen benahmen sich so lächerlich, dass es den Kommissar erschreckte. Niemand traute sich, von seinem Platz aufzustehen, sie alle

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