0796 - Der Kristallträger
wirbelte herum. Der Mann wurde von einer unsichtbaren Kraft in die Höhe gerissen und hing für einige Sekunden zappelnd in der Luft. Sein Kamerad eilte ihm zu Hilfe.
Ich rief ihm noch eine Warnung zu, doch sie kam zu spät. Als der zweite Wachtposten seinen Kameraden berührte, sprang die unsichtbare Kraft auch auf ihn über und hielt den konvulsivisch Zuckenden eine Weile in der Schwebe. Als die beiden Posten freigegeben wurden, fielen sie zu Boden, wo sie reglos liegenblieben.
Uns war klar, daß beide Opfer des Netzes geworden waren, das, vom „COMP und Choolk ausgehend, sich inzwischen über die gesamte SOL ausgebreitet hatte und sich immer mehr verdichtete.
Ein wirksames Gegenmittel gab es dagegen nicht. Man konnte die Kraftlinien zwar anmessen, doch half das nichts, weil sämtliche Geräte sofort ausfielen, kaum daß sie sich auf der unbekannten Hyperwelle eingependelt hatten.
Nicht einmal wir Mutanten waren davor sicher. Zum Glück hatte es aber noch keinen von uns erwischt. Unsere einzige Hoffnung war, daß das Waringer-Team eine Lösung für dieses Problem fand - oder daß Perry sich mit Choolk einigte.
Wir erreichten Antapex Kabine. Ich meldete mich über die Türsprechanlage. Es kam keine Antwort. In plötzlicher Panik stieß ich die Tür auf.
Ich blickte auf Antapex breiten Rücken. Er kniete in der offenen Tür zum Nebenraum und starrte auf irgend etwas.
„Sorge dich nicht unnötig um mich, Irmina", sagte er, ohne sich umzudrehen. „Mit mir meinen es alle gut. Ich habe nichts zu befürchten - sie verehren mich."
„Sprichst du von den Solgeborenen, Antapex?" fragte Gucky - es war ihm immer noch nicht möglich, Antapex telepathisch auszuhorchen.
Antapex erhob sich, drehte sich halb zu uns herum und deutete in den Nebenraum.
„Ja, die Solgeborenen meine ich. Es sind meine Brüder - aber ich mag alle Menschen. Seht, was sie mir zum Geschenk gemacht haben."
Ich eilte zur Verbindungstür. In einer Ecke des Nebenraumes, gleich neben dem Bad, stand ein mobiler Einmann-Transmitter.
Zusammengelegt war er nicht größer als ein Handkoffer und leicht zu transportieren. Über dem schwarz wallenden Transmitterfeld blinkte ein grünes Lämpchen zum Zeichen, daß er sendebereit war.
„Woher kommt der Transmitter?" wollte ich wissen. Es konnte kein Zweifel darüber bestehen, daß die Solgeborenen ihn eingeschmuggelt hatten, um Antapex zu entführen, aber ich hätte gerne gewußt, wie es ihnen gelungen war. Die Lösung war einfach. Antapex erklärte freimütig: „Einer meiner robotischen Betreuer hat das Tor aufgestellt.
Aber ich will nicht hindurchgehen."
Also war es den Solgeborenen gelungen, einen Medo-Roboter umzuprogrammieren.
„Das ist klug von dir", lobte ich Antapex.
„Das verstehst du falsch", erwiderte er. „Ich würde jederzeit zu meinen Freunden gehen, nur nicht auf diesem Weg."
„Hast du Angst vor Transmittern, Antapex?" fragte Gucky.
„Achtung!" rief Antapex da und gab mir einen Stoß, daß ich an die Wand zurücktaumelte. „Ducke dich, Irmina, eine der Kristallfährten kommt auf dich zu. Weiche aus, um nicht mit ihr in Berührung zu kommen."
Ich schaltete kurz mein Armbandgerät ein und sofort wieder aus, um es nicht zu sehr zu belasten. Tatsächlich zeigte es eine von links nach rechts durch den Raum wandernde Kraftlinie an.
Ich warf mich zu Boden. Gucky entmaterialisierte und erschien wieder auf der anderen Seite des Raumes.
Als ich auf die Beine kam, sah ich, daß Antapex fasziniert in die Richtung starrte, in die der COMP-Strahl abgewandert war.
Es schien, daß er die Kraftlinie auch durch die Wände beobachten konnte.
„Es ist ein schöner Anblick", stellte er fest und zog seinen Blick zurück.
„Dir scheint die Kristallfährte nichts anhaben zu können", sagte Gucky. „Wie erklärst du dir das, Antapex?"
Antapex zuckte die Schultern.
„Ich erkläre mir nichts. Ich nehme alles so, wie es ist. Und ich weiß, daß die Kristallfährten mir nicht schaden können.
Im Gegenteil, sie ziehen mich an... sie bieten sich mir als Weg an."
„Und wohin führt der Weg?" fragte ich.
„Quer durch die Welt, überallhin, wo ich möchte." Er blickte wieder mich an. Seine Augen zeigten einen Ausdruck des Bedauerns. „Ich weiß, du siehst es nicht gerne, wenn ich gehe, aber ich muß zu meinen Freunden. Sie brauchen mich."
„Du mußt hierbleiben, Antapex", beschwor ich ihn. „Hier wirst du viel dringender gebraucht."
„Aber ich muß ihnen aufzeigen, daß Alwuurk die
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