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0796 - Luzifer

0796 - Luzifer

Titel: 0796 - Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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aber nicht, den Ministerpräsidenten aufzuhalten. Jagdfieber hatte ihn gepackt, und es ließ ihn vergessen, dass seine vermeintliche Beute die gefährlichste von allen war, die man sich vorstellen konnte.
    Gewaltig wuchs die jenseitige Wand vor ihnen auf, und beiläufig registrierte Calderone klobige Gestalten in unzähligen Nischen und Alkoven. Sie erinnerten ihn an Trolle, die beim ersten Licht des Tages zu Stein erstarrt waren. Ihr Anblick brachte ihn wieder einigermaßen zu sich.
    Er musste kühlen Kopf bewahren, wenn er nicht ähnlich leblos enden wollte.
    Die offen stehenden Flügel einer eisernen Tür zeigten den weiteren Weg an. Nebelfetzen trieben durch den angrenzenden Steg, der zu beiden Seiten von in endlose Tiefen fallenden Abgründen flankiert wurde. Feurige Fontänen tobten wie die Gischt eines rollenden Meeres in der Tiefe und schickten ihre Hitze herauf.
    »Da solltest du besser nicht reinfallen«, warnte Calderone seine Begleiterin, obwohl er sich im tiefsten Innern genau das wünschte. Wenn Stygia auf diese Weise umkam, konnte man ihm noch nicht mal einen Vorwurf machen.
    »Das hättest du wohl gern.«
    Die Grabeskälte in ihrer Stimme sagte ihm, dass sie sich seine Gedanken bildhaft vorstellen konnte. Und dass sie ihm das gleiche Schicksal an den Hals wünschte.
    Schließlich erweiterte sich der Steg und führte in eine Kaverne, die von riesigen Kuppeln gewölbt wurde. Auch sie bestanden aus wütender Feuersbrunst, die scheinbar jeden Moment abstürzen musste. Kein Normalsterblicher hätte einen Fuß in diese Gemäuer gesetzt, um nicht begraben und bei lebendigem Leib verbrannt zu werden.
    Calderone hatte nicht mal einen abfälligen Blick dafür übrig.
    Er stieß einen Schrei aus, als er einen huschenden Schatten erblickte, der eben hinter einer steinernen Säule verschwand. Gleichzeitig ließ er seine Waffe sprechen, gegen die für keinen Dämon ein Kraut gewachsen war.
    »Was soll das?«, rief Stygia gehetzt, während sie erwartete, dass der Flüchtende wieder auftauchte und seinerseits zum Angriff überging.
    »Ich bringe ihn um.«
    »Einen Schatten?« Stygia schüttelte das gehörnte Haupt. »Du kannst keinen Schatten erschießen.«
    »Das ist nicht nur ein Schatten.« Calderone gab einen weiteren Schuss ab, aber hinter der Säule ließ sich niemand sehen. »Du weißt so gut wie ich, dass das LUZIFER ist, und den kann ich sehr wohl umbringen.«
    »Und was hast du davon?«
    Zufrieden registrierte Calderone, dass er seine Begleiterin verunsichert hatte. Anscheinend hatte sie nicht damit gerechnet, dass er so weit gehen würde. Diesen Anflug von Schwäche ihm gegenüber würde sie sich nie verzeihen.
    »Ganz einfach«, antwortete er. »Wir bringen den Kopf dieses LUZIFERS in unsere Hölle und legen ihn dem Konzil vor. Dann ist ein für allemal Ruhe.«
    Wieder feuerte er, während Stygia den Kopf schüttelte. »Und wenn der LUZIFER unserer Sphäre doch lebt? Dann stecken wir schön im Schlamassel.«
    Calderone lachte laut auf, während er auf die Säule zulief. »Killst du einen, killst du alle.«
    »Du bist irre.«
    »Und du bist tot, wenn du dir eine solche Unverschämtheit noch ein einziges Mal erlaubst.«
    Siegessicher jagte er um die Säule herum - und kam doch wieder zu spät. Der Schatten tauchte in einem weiteren Gang unter und hinterließ lediglich ein drohendes Knurren, das tausendfach von den Wänden zurückgeworfen wurde.
    Calderone stieß einen gequälten Schrei aus und zog den Abzug seiner Waffe durch. Ein dumpfer Laut eilte hinter dem Flüchtenden her, erreichte ihn aber ebenso wenig wie die abgefeuerte Kugel.
    »Wieder daneben«, kommentierte Stygia teilnahmslos. »Das muss wohl an den herrschenden Lichtverhältnissen liegen.«
    Wutentbrannt legte Calderone auf sie an. Sein Finger zuckte, und in seinem verzerrten Gesicht pulsierten die Schläfenadem. Sekundenlang kämpfte er um seine Beherrschung, dann wandte er sich barsch ab und stürmte den vor ihm liegenden Gang entlang.
    Stygia war um einen Lidschlag mit dem Leben davongekommen.
    ***
    Wenn Satans Ministerpräsident von dieser Sache Wind bekam, machte das Merlins Pläne zunichte. Also durfte er nichts davon erfahren. Andererseits war die Hölle manchmal ein Dorf und die Dämonen jeglicher Größenordnung die reinsten Klatschtanten.
    »Weiß einer von euch, wo sich Lucifuge Rofocale herumtreibt?«, fragte der Zauberer so unverfänglich wie möglich. Er musste auf seine Worte achten, damit niemand Verdacht schöpfte. »Es

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