0796 - Luzifer
der hiesigen Sphäre längst durchschaut hatte, was gespielt wurde, und seinen eigenen Plänen nachging.
»Unmöglich«, murmelte Calderone.
Stygia warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Was ist unmöglich?«
»Dass wir noch länger hier herumstehen«, wies der Ministerpräsident ihre Frage barsch zurück. »Bring uns endlich hinüber!«
Deutlich war seiner geflügelten Begleiterin ihr Widerwille anzusehen, aber sie gab sich geschlagen. Unter geflüsterten Beschwörungen schuf sie ein Weltentor. Als es entstand, schnitt es einen schwarzen Ausschnitt aus der immerwährenden Brunst der Flammenwand.
Zusätzlich legte Stygia ein magisches Kraftfeld um sie beide. Einer möglichen Irrsinnsmagie würde es zwar nicht lange widerstehen, aber es konnte sie vielleicht für ein paar Sekunden zurückhalten, um wieder die Flucht zu ergreifen. Schließlich gab sie sich einen Ruck und brachte sie beide durch das Weltentor.
Dann standen sie und Calderone auf der anderen Seite.
***
Ungläubig orientierte Merlin sich nach seinem zeitlosen- Sprung . Er war ziellos geflüchtet und damit in letzter Sekunde entkommen. Mit der Waffe, die Calderone plötzlich auf ihn angelegt hatte, hatte er nicht gerechnet. Aber immerhin hatte er erkannt, dass sie gefährlich genug war, sein Leben zu beenden.
Doch jetzt steckte Merlin in der Klemme. Denn die beiden Eindringlinge aus der anderen Welt lebten und konnten reden. Sie durften auf keinen Fall die Gelegenheit erhalten, von ihrem Pakt mit dem Magier zu erzählen. Niemandem, denn das würde sich wie ein Lauffeuer herumsprechen.
Merlin hat sich mit Eindringlingen gegen den KAISER verschworen!
Die Lage war verfahren und konnte nicht brenzliger sein. Denn eins war klar, jede seiner Beteuerungen würde wie eine Lüge klingen. Und LUZIFER konnte Lügen seiner Kreaturen nicht ausstehen.
Auf den Tod nicht!
Niemand wird mir glauben, dass ich nur zum Schein darauf eingegangen bin.
Daher galt es, rasch und gezielt zuzuschlagen. Seine kurzzeitigen Bündnispartner aus der anderen Welt mussten ohne viel Aufsehen beseitigt werden. Doch solange Calderone seine Waffe bei sich trug, war er Merlin trotz dessen magischen Fähigkeiten überlegen. Ohne sie hätte er hingegen keine Chance gehabt.
Der Zauberer dachte einige Sekunden nach. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Stygias und Calderones Anwesenheit bekannt wurde. Also entschloss er sich, in die Offensive zu gehen und so zu tun, als hätte er sie als erster entdeckt. Wenn sie dann später eventuell gegen ihn aussagten, konnte er ihre Worte immer noch als Schutzbehauptung und Rachegelübde abtun.
Vielleicht gelang es ihm durch sein Vorpreschen sogar, den KAISER von seiner Loyalität zu überzeugen. Dann hätte er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Besser war es natürlich noch, wenn seine Gegner keine Gelegenheit zu einer Aussage mehr erhielten, sondern gleich an Ort und Stelle vergingen.
Merlin stellte rasch fest, dass die Erzdämonen sich mal wieder in den abgeschiedensten Winkeln der sieben Höllenkreise herumtrieben. Es würde zu viel Zeit kosten, sie nacheinander aufzustöbern und einzusammeln und dann womöglich auch noch eine Versammlung über sich ergehen zu lassen. Die Dämonen und Erzdämonen konnten ein ganz schön träges Völkchen sein, wenn es nicht grade um ihre eigenen Belange ging.
Lediglich Marquis Marchosias und Ssacah fand er auf die Schnelle. Das war zwar weniger, als er sich erhoffte, aber es musste eben reichen. Sie hockten in einer schummrigen Gesteinshöhle zusammen, die wie eine Trutzburg mitten in einer riesigen Lache aus Lava schwamm.
Der Kobradämon in Gestalt einer überdimensionalen Königskobra war gar nicht begeistert über die unwillkommene Störung, da er dabei war, mit seinen Ablegern verschiedene Experimente durchzuführen. Auch der Marquis fühlte sich durch Merlins Auftauchen eher genervt als unterhalten.
»Ich kann mich nicht erinnern, ausgerechnet mit dir eine Verabredung zu haben«, wies er den Zauberer zurecht. »Du bist ja nicht mal ein echter Dämon, nur ein halber.«
Merlin beobachtete Ssacahs Ableger, unterarmlange Kobras aus glänzendem Messing. Sekundenlang wimmelten sie um ihren Herrn herum, dann wurden sie starr und unbeweglich und schienen wie Kunstwerke aus Metall, die keinen Funken von Leben in sich trugen.
»Ich komme nicht zum Vergnügen«, antwortete Merlin und riss sich von dem Anblick los. »Wir haben ernsthafte Probleme, bei denen ich eure Hilfe brauche.«
In raschen
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