0797 - Planet der Leibwächter
stützen. Ich dirigierte den Schweber breitseits über die Klappe. „Wir fühlen uns auch verändert."
„Schmerzen?" fragte ich anteilnehmend und sah, daß sie einzusteigen versuchten. Sie hatten eine geringere Größe als wir, also gab es keine Schwierigkeiten.
„Bringe uns zum Schiff, bitte!" sagte Ras leise. Ich erkannte ihn fast nicht wieder. Sein Gesicht hatte die Farbe von Asche angenommen.
„Das ist unmöglich. Aber ich habe ein Versteck, in dem ihr euch ausruhen könnt. Wir fliegen Patrouille um euer Schiff."
„Verstehe. Nur schnell fort von hier."
Ich setzte mich hinter die Steuerung. Der Schweber glitt voran und schwang sich nach einem kurzen Anlauf über den Rand der Hochfläche. Ich steuerte die Maschine mit schlafwandlerischer Sicherheit zu meiner Stillekammer und hielt sie so an, daß neben den Türen die Felsplatte war, die zum Eingang führte und wie eine geöffnete Hand vorsprang.
Vorsichtig kletterten die Fremden heraus und wankten in den Raum hinein. Ich schloß die Türen des Geräts und schickte es zu einer Parkposition, von der aus ich es jederzeit wieder abrufen konnte.
„Du wirst dich in Gefahr bringen", sagte Ras.
„Das weiß ich - aber ich bin in keiner Gefahr mehr, Raumfahrer."
„Sie wollten uns, glaube ich, umbringen!"
„Das war der Grund, weswegen ich euch hierhergebracht habe", sagte ich leise und schloß die Tür. Dann aktivierte ich das Depotfeld.
Nur die Stillekammern ganz alter Choolks besaßen dieses kleine, nontransparente Kraftfeld. Ich wartete, bis sich der Feldschirm aufgebaut hatte, nahm einen weißen Handschuh und streifte ihn über die rechte Hand.
Dann zog ich langsam meinen Kristall aus der Hautvertiefung und legte ihn mitsamt dem Handschuh in das Fach. Das schwarze Kraftfeld schloß sich, als ich die leere Hand wieder hervorzog.
Der Pelzige richtete sich auf und flüsterte verblüfft: „Die Schmerzen haben schlagartig aufgehört, Duun!"
„Ich habe den Kristall neutralisiert", bekannte ich. „Ein Privileg, das nur ich habe. Aber es wird nicht sehr viel helfen."
„Wenn wir uns erholt haben, springen wir ins Schiff zurück."
„Draußen herrscht dieselbe Menge an Strahlungen."
*
„Also werden wir warten!"
Sie schlossen die Augen und versuchten sich zu erholen. Hin und wieder sahen sie, wie Duun im Hintergrund der Höhle hier im Berghang hantierte. Dann kam er zurück und trug drei kleine, halbvolle Schalen in den Händen.
Aus zweien ragten kurze Trinkhalme heraus. Es waren abgeschnittene Teile von Kunststoffföhrchen.
„Was ist das, Duun?"
„Vielleicht kann es euch helfen. Es ist Nachtnektar. Prüft zuerst eine kleine Menge, da wir verschiedene Organismen sind."
Er stellte die Schalen vor sie hin. Ras und Gucky tauchten einen Finger ein, leckten ihn ab und warteten auf einen Schock.
Aber es geschah nichts. Weder ihre Zungen brannten, noch protestierten die Gaumen. Sie nahmen durch das Röhrchen einen langen Schluck und sahen zu, wie Duun einen Saugrüssel aus der Mundöffnung hervorstülpte und eintauchte.
Der Nektar schmeckte süß, betäubend und stärkend. Ras wußte, daß diese Geste etwas Einmaliges auf Alwuurk darstellte.
Der Kristall ruhte noch immer dort in dem kleinen Loch unter dem schwarzen Schirmfeld.
„Du hast uns gerettet, danke, Duun!"
Draußen begann es zu dämmern. Die Sterne waren längst verschwunden. Am Horizont ragte die Kulisse der SOL auf.
„Ich will nicht, daß es Kampf gibt. Dann werden gute Raumfahrer sterben wegen einer sinnlosen Sache. Ich habe euch beobachtet, als ihr dort in der Oase herumgesucht habt."
„Aber du hast nicht eingegriffen."
„Nein, ich vertraute bisher auf eure Fähigkeit, euch durch Gedankenkraft zu bewegen."
Ras nickte traurig. Hier in der Höhle waren sie geschützt, aber draußen herrschte das Chaos der Kraftlinien. Außerdem schien das Glücksgefühl trügerisch zu sein und war dem Nachtnektar zuzuschreiben. Der alte Choolk sah sie schweigend an und trank seine Schale leer.
„Diese Fähigkeit ist jetzt stark eingeschränkt. Wir wollten euch wirklich nicht schaden. Wir dachten nur an die Duuhrt!"
Ruhig erklärte Duun dreizehn: „Ich weiß es. Ihr habt Glück, mich getroffen zu haben, weil für mich keine Gesetze mehr gelten. Auch muß ich den Kristall nicht mehr tragen. Ich werde den Ruf hören und zum COMP gehen.
Dort - aber das wißt ihr schon ..."
„Deshalb hast du auch den Kristall abgelegt?"
„Um euch zu schützen. Der Kristall weiß immer, was ich weiß,
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