0797 - Tränenjäger
Träger vor schwarzmagischen Angriffen. Hier jedoch hätte der Physiker nie mit einer solchen Schutzvorrichtung gerechnet.
Zumindest waren nun seine letzten Zweifel beseitigt. Er war am Ziel seiner Suche angelangt. Er stand allerdings vor dem Problem, diese unsichtbare Mauer zu überwinden.
Zeit, um Pläne zu schmieden, blieb ihm jedoch keine, denn nur einen Atemzug später bohrte sich ein dünner Ast nur wenige Millimeter neben seinem linken Ohr in den weichen Boden.
Die Vampirin hatte ihr Opfer gefunden.
»Nicht schlecht, Mensch, gar nicht so schlecht.« Ihre Stimme klang warm und verlockend. »Ich mag es, wenn meine Nahrung mich ein wenig in Bewegung hält. Das ist eine nette Abwechslung gegen die Langeweile hier. Aber nun wollen wir mit dem Spielen aufhören.«
Verblüfft registrierte van Zant, dass die Wunde, die er ihr mit dem Ast zugefügt hatte, kaum noch zu erkennen war. Welche unglaublichen Selbstheilkräfte steckten in diesem Körper?
Noch einmal - mit der ganzen Verzweiflung, die in ihm war - versuchte er sich aus der Bedrängnis zu befreien. Vollkommen mühelos drückte seine Jägerin ihn wieder auf den Waldboden zurück. Van Zant schloss mutlos die Augen. Den Anblick der immer näher kommenden Zähne wollte er nicht auch noch ertragen müssen.
Doch der Schmerz an seiner Halsschlagader blieb aus. Stattdessen hatte er das Gefühl, das Gewicht des Vampirkörpers nicht mehr ganz so heftig auf sich zu spüren. Van Zant öffnete die Augen und stieß einen verblüfften Schrei aus. Die Vampirin saß hoch aufgerichtet über ihm und starrte hasserfüllt auf eine hagere Gestalt, die nur wenige Meter entfernt scheinbar aus dem Boden gewachsen war.
»Verschwinde, Laertes. Dies ist mein Revier und mein Opfer. Hast du mich verstanden? Du hast die Kleine. Der hier gehört mir.« Die eben noch so weiblich klingende Stimme der Frau klirrte nun wie Eis.
In Artimus’ Kopf schrillten Alarmsirenen. Die Kleine… Damit konnte nur Khira Stolt gemeint sein. Er war definitiv am Ziel. Und ausgerechnet jetzt war er hilflos wie ein Neugeborenes.
Der Dürre antwortete nicht.
Seine rechte Hand zuckte vor, und die Vampirin wurde wie ein Geschoss von van Zant weggeschleudert. Ihr Körper wurde jäh von dem unsichtbaren Schutzwall gebremst. Benommen versuchte sie wieder auf die Beine zu kommen, doch der Dürre ließ ihr dazu nicht die Zeit. Ein zweiter Energiestoß aus seiner Hand schaltete sie endgültig aus.
Entgeistert fixierte van Zant den Mann, der so mühelos mit dieser starken Gegnerin fertig geworden war. Hatte er es mit einem Freund oder einem Feind zu tun? Artimus war klar, dass die Antwort auf diese Frage jetzt über sein Leben entscheiden musste.
Mit langsamen Schritten kam der Dürre auf ihn zu…
***
Das Motorgeräusch konnte man nur als nervend beschreiben.
Von einer Federung zu sprechen, wäre eine maßlose Übertreibung gewesen. Die Lenkung hatte weitaus mehr Spiel, als erlaubt war, und das Getriebe krachte bei jedem Schaltvorgang.
»Der Soldat schaltet, wie er spricht -laut und deutlich«, kommentierte Nicole spöttisch. »Schönen Gruß vom Getriebe: Gang ist drin!«
»Ich war nie Soldat«, knurrte Zamorra und hieb gegen den Schalthebel, der unbeeindruckt in seiner Position verharrte. »Ich wäre nur einmal fast bei der Fremdenlegion gelandet. Aber die hatten auch nur solche Fuhrwerke wie dieses, da habe ich’s gelassen.«
»Fremdenlegion? Wie unser Malteser-Joe?«, spielte Nicole auf ein trinkfestes Urgestein in dem kleinen Dorf unterhalb des Châteaus an. »Glaube ich dir nicht!«
»Ich mir auch nicht.«
Von dem Geplänkel abgesehen, war Professor Zamorra alles in allem mehr als beschäftigt und musste sich höllisch konzentrieren, damit er das Fahrzeug einigermaßen sicher über die schlecht ausgebaute Straße manövrieren konnte.
Dennoch konnte er das unterdrückte Lachen Nicoles einfach nicht überhören.
»Freut mich zu hören, dass wenigstens du deinen Spaß hast.« Seine Stimme klang gereizt und äußerst genervt. Das nächste Schlagloch erwischten sie voll und wurden unsanft durchgerüttelt.
Nicole prustete laut los. »Professor Zamorra - der große Autoexperte, lässt sich so ein Wrack andrehen. Hochachtung vor der cleveren Angestellten in der Vermietung. Chéri, du hast dich schwer linken lassen. Gib es wenigstens zu.«
Zamorra überlegte, welche Ausreden und-Verteidigungsstrategien er anbringen konnte. Schlussendlich lachte auch er herzhaft los. »Okay, mea culpa. Ich gestehe.
Weitere Kostenlose Bücher