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0797 - Tränenjäger

0797 - Tränenjäger

Titel: 0797 - Tränenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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nur seine eigene Wahrheit sehen will, nicht wahr?«
    Khira schwieg.
    Der Vampir wusste, dass er richtig vermutete. »Vielleicht bin ich das sogar tatsächlich. Aber ich bin überzeugt, dass es für mein Volk einen anderen Weg gibt als den, welchen Sarkana uns vorgibt. Als Escalus vor mehr als drei Jahrzehnten Sarkanas Einverständnis für seinen Versuch erhielt, habe ich mich eingeklinkt. Ich musste einfach dabei sein, denn jede Neuerung für das Volk der Nacht konnte negative oder positive Auswirkungen haben. Ich wollte dafür sorgen, dass sie positiv ausfielen.«
    »Escalus Ziel war es, den Nährwert von Menschenblut zu erhöhen, richtig?« Khira fühlte sich noch immer unsagbar müde, doch sie zwang sich mit aller Kraft, Dalius’ Ausführungen zu folgen.
    »Er hat Sarkana die Sache damit schmackhaft gemacht, dass ein Vampirheer, das nicht ständig auf Blutjagd gehen muss, schlagkräftiger ist.«
    »Satte Soldaten sind faule Soldaten.«
    Laertes lachte über Khiras Einwand. »Das war auch Sarkanas erste Reaktion. Doch halbverhungerte werden keinen wirklich großen Sieg erringen. Dadurch ließ er sich schließlich überzeugen. Was dann geschah, weißt du, auch wenn der Beginn vor deiner Geburt lag. Eine solche Aktion war wohl bis dahin einmalig in der Geschichte des Nachtvolks. Und ich war von Anfang an dabei. Ich half, die Menschen hier zusammen zu treiben, sie zu kasernieren. Escalus war wie besessen von seinen Versuchen. Die Organisation lag ganz in meinen Händen.«
    Laertes stockte. Eine ganz bestimmte Erinnerung drängte sich in seinem Denken nach vorne.
    »Weißt du, deine Mutter war eine außergewöhnlich schöne Frau. Aber ich war der Einzige, der erkannte, dass sie ein weitaus größeres Potential in sich trug. Und dann war plötzlich die Idee in meinem Kopf, der Plan, mit dem ich…«
    Laertes’ Kopf ruckte hoch, als lausche er einem plötzlich aufgetretenen Geräusch.
    »Ich fürchte, wir bekommen unerwünschten Besuch. Es wird besser sein, ich kümmere mich darum - ehe Orsina Tybalt es tut.« Ohne weitere Erklärung hastete er aus dem Gebäude und ließ eine verstörte Khira Stolt zurück.
    ***
    Artimus van Zant taumelte zwischen den Bäumen voran.
    Immer geradeaus, nur weiter!
    Die Orientierung hatte er längst verloren. Möglich, dass er sich in der vollkommen falschen Richtung bewegte. Das war ihm momentan gleichgültig. Für ihn gab es nur noch eine Richtung, und das war die, die ihn möglichst weit von der wild gewordenen Vampirin fort brachte.
    Immer wieder sah er voller Panik nach hinten. Sehr lange würde sie dieser dürre Ast in ihrer Schulter sicher nicht mehr aufhalten können. Da er sie vor ihrem Angriff nicht bemerkt hatte, wusste er ja, wie lautlos sie sich bewegen konnte. Wer weiß… vielleicht war sie ganz dicht hinter ihm?
    Wie angewurzelt blieb van Zant stehen, lehnte sich schwer atmend gegen einen Baumstamm. Es grenzte an ein Wunder: Direkt vor ihm, keine zweihundert Meter entfernt, lag ein Komplex, der aus mehreren Gebäuden bestand.
    Es musste der Fjällis-Hof sein.
    Irgendwo hinter Artimus erklang ein verhaltenes Geräusch.
    Ein Geräusch, als ob jemand versucht, kein Geräusch zu machen.
    Warum ihm in diesem Moment gerade der Titel eines Kinderbuches in den Sinn kam, war dem Physiker zwar ein Rätsel, aber er traf den Kern der Sache ziemlich genau. Wenn das seine Verfolgerin war, dann hatte er jetzt nur noch eine winzige Chance. Hier, mitten in ihrem Revier, würde er ihr sicher nicht noch einmal entkommen können. Er musste den Hof erreichen.
    Es waren wirklich die allerletzten Kraftreserven, die Artimus seinem Körper abverlangte. Sie mussten ausreichen, um sich in die vielleicht nur trügerische Sicherheit der Gebäude zu flüchten.
    Irgendwo dort war Khira. Artimus glaubte fest daran. Ohne zu zögern humpelte er los.
    Offensichtlich war sein geschundener Körper bereit, weit über seine Grenzen zu gehen, denn die Schmerzen waren plötzlich wie weggeblasen. Noch hundert Meter… noch fünfzig…
    ... das Nichts stoppte ihn so jäh ab, als wäre er gegen einen Panzer gelaufen.
    Van Zants Körper wurde um mehrere Meter nach hinten geworfen. Hilflos wie ein Käfer blieb er auf dem Rücken liegen und rang verzweifelt nach Luft.
    Ein Energieschirm? Artimus wusste, dass Zamorra und Nicole unter gewissen Umständen eine Art Energieschild mit ihren geheimnisvollen Sternensteinen, den Dhyarra-Kristallen, erzeugen konnten. Und Zamorras Amulett schützte auf ähnliche Weise seinen

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