0798 - Im Bann des schwarzen Kristalls
nach wenigen Metern zeigte sich, daß ich den Choolks und den Robotern weit überlegen war. Sie konnten mir nicht folgen und fielen schnell zurück. Es wurde ruhig um mich. Ich hörte nur noch das Fauchen und Heulen des Windes, der durch die Felsrillen und Einhöhlungen strich. Unter meinen Füßen knirschte der Sand.
Ich schaltete mein Armbandfunkgerät ein, aber es funktionierte nicht. Jetzt blieb mir nur noch die Hoffnung, daß ich von der Space-Jet aus Hilfe holen konnte.
Ich fürchtete, daß die Choolks Gleiter gegen mich einsetzen würden. Damit hätten sie mich leicht einholen können. Offenbar wurden sie jedoch durch den schwarzen Kristall noch immer so verwirrt, daß sie nicht daran dachten, Fluggeräte zu verwenden.
Nach anderthalb Stunden erreichte ich die Berghöhen, hinter denen die Space-Jet stand. Ich war durstig. Ansonsten fühlte ich mich so frisch, als habe ich mir nur ein wenig die Beine vertreten.
Als ich die Berghöhen überwunden hatte, sah ich die Space-Jet. Sie stand noch auf der gleichen Stelle wie zuvor.
Die Bodenschleuse war offen. Ich rannte auf sie zu, sprang hinein und schloß das Schott hinter mir. Ich fühlte mich unendlich erleichtert, denn bis zuletzt hatte ich befürchtet, von den Choolks aus einem Hinterhalt heraus angegriffen zu werden.
Als ich das Innenschott öffnete, sah ich Jaoul. Das Quallenwesen formte einen Mund und Zähne und lächelte mich freundlich an. In seinem Innern erkannte ich Puukar mit dem schwarzen Pruuhl.
„Du hast es also geschafft", sagte ich bewundernd. Ich ging auf ihn zu und ließ mich in die Hocke sinken. Dann erschrak ich.
„Hast du auch daran gedacht, daß Puukar atmen muß?"
„Selbstverständlich", antwortete der Matten-Willy. „Er ist in Ordnung."
Ich konnte beobachten, daß der gefangene Choolk wild mit Armen und Beinen um sich schlug, als Jaoul ihm den nötigen Raum dafür bot. Ich war beruhigt.
„Ich muß die SOL verständigen", sagte ich. „Paß gut auf Puukar auf."
Danach verließ ich Jaoul, prüfte den Antigravschacht und ließ mich nach oben tragen, als ich feststellte, daß alles in Ordnung war. Erregt hastete ich zum Funk- und Ortungsleitstand.
Die SOL meldete sich augenblicklich. Man schien auf eine Meldung gewartet zu haben. Ich kannte den Funker jedoch nicht, dessen Gesicht auf dem Videoschirm erschien.
„Ich möchte den Kommandanten sprechen", sagte ich, weil ich fürchtete, meine Nachricht könne irgendwo hängenbleiben.
Dann aber erschrak ich über meinen eigenen Mut. Ich wollte ihn korrigieren, aber der Funker schaltete bereits um. Ein rotes Wartelicht erschien auf dem Bildschirm, einige Sekunden verstrichen, dann blickte ich in das Gesicht von Perry Rhodan.
Sofort überfielen mich wieder die Hemmungen, gegen die ich Zeit meines Lebens vergeblich angekämpft hatte. Ich konnte kaum einen vernünftigen Satz formulieren. Mir war unangenehm, daß ich mit Rhodan verbunden worden war, wo doch irgendein Offizier genügt hätte, der über das Kommandounternehmen unterrichtet war.
„Wir haben Puukar, den Träger des schwarzen Pruuhls gefangen", berichtete ich mit stockender Stimme. Gleichzeitig erkannte ich, daß ich alles falsch gemacht hatte, was ich nur hatte falsch machen können. Ich erwartete eine scharfe Zurechtweisung Rliodans.
Doch Rhodan lächelte anerkennend.
„Phantastisch", sagte er. „Es ist Ihnen wirklich gelungen, den Träger des schwarzen Kriegskristalls in die Hände zu bekommen."
Ich wollte Rhodan eröffnen, daß dieser Erfolg nicht mir, sondern ausschließlich Galto Quohlfahrt zu verdanken war, aber Rhodan ließ mich nicht zu Wort kommen.
„Wo sind Sie?" erkundigte er sich.
Ich gab ihm die Position an, die ich von der Computeranzeige ablesen konnte.
„Die Jet funktioniert nicht hundertprozentig", erklärte ich. „Die technischen Anlagen des Brutzentrums stören die Ppsitronik offenbar. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich abholen würden."
„Wir sind gleich bei Ihnen", erwiderte Rhodan, lächelte mir noch einmal zu und schaltete ab. Ein nie gekanntes Glücksgefühl durchströmte mich. Ich konnte kaum begreifen, was mir widerfahren war. Ich hatte nie direkt mit Rhodan gesprochen. Er war mir immer wie ein Mann vorgekommen, vor dem man sich fürchten mußte. Jetzt war mir klar geworden, daß ich mich grundlegend geirrt hatte. Es gab nur einen Mann, den ich zu fürchten hatte: Galto „Posbi" Quohlfahrt.
Ich mochte kaum daran denken, daß ich ihn bei den Choolks zurückgelassen hatte.
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