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0799 - Gefangen in Choquai

0799 - Gefangen in Choquai

Titel: 0799 - Gefangen in Choquai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Willkommen in meinem Reich, Tsa Mo Ra.«
    ***
    China, Yangtze-Gebiet, zehn Jahre nach der Ankunft des Fremden
    Mit einem entsetzten Schrei sprang Fu Long auf und starrte in die pralle Mittagssonne, die das schroffe Gebirge in ein gleißendes Licht tauchte.
    Für einen Moment glaubte der Vampir, dass es keinen schöneren Tod als diesen geben könne, bei dem es ihm noch einmal vergönnt war, die Sonne zu sehen. Doch wider Erwarten blieb der alles vernichtende Schmerz aus. Sein Körper ging nicht in Flammen auf, um sich anschließend in ein Häufchen Staub zu verwandeln.
    Es gab nur eine Erklärung: Der Übergang hatte funktioniert. Er war in Choquai!
    Doch ihn umgaben nur steile, mit saftigem Grün bewachsene Berge. Von einer mächtigen Stadt oder auch nur einer kleinen Ansiedlung war nicht das Geringste zu sehen. Offenbar dehnte sich Kuang-shis Machtbereich weit über die Stadtmauern auf die ganze verlorene Provinz aus, wie der Beamte Wang Youwei Kuang-shis Reich in seinen Aufzeichnungen genannt hatte. Hoffentlich bemerke ich rechtzeitig, wo Kuang-shis Machtbereich endet, sonst kann jeder Schritt bei Tageslicht mein letzter sein, dachte Fu Long.
    Nach-Youweis Beschreibung befand sich die goldene Stadt der Vampire in einem Tal. Also machte sich Fu Long auf gut Glück an den Abstieg. Obwohl er sich in Feindesgebiet bewegte, fühlte sich Fu Long fast beschwingt, als er zum ersten Mal seit fast 150 Jahren im warmen Licht der Mittagssonne badete. Beinahe hätte er vor lauter Übermut eine alte chinesische Weise angestimmt.
    Und dann sah er das Glitzern. Zuerst wirkte es nur wie ein leichtes Flimmern der erhitzten Luft, doch dann gab es keinen Zweifel mehr: Vor ihm lag eine Stadt. Und ihre Dächer waren bedeckt mit Gold!
    Choquai musste noch mindestens drei Kilometer entfernt sein. Wie winzige Spielfiguren sahen die Männer, Frauen und Tiere aus, die sich vor der prächtigen Kulisse der Stadt bewegten. Eine offenbar schwer beladene Karawane zog auf einer staubigen Straße in Richtung Stadttor. Parallel dazu wand sich anmutig ein schmaler Fluss durch die fruchtbare Landschaft, offenbar ein Nebenarm des Yangtze. Umgeben wurde die Stadt von endlos wirkenden Reis- und Baumwollfeldern, die bis zu den die Stadt von allen Seiten umschließenden Bergen reichten.
    Wider Willen spürte Fu Long, wie Bewunderung in ihm aufstieg. Wie friedlich diese Stadt wirkte, die für ihn immer der Inbegriff des absolut Bösen gewesen war. Hatte er wirklich das Recht, diese Welt zu zerstören, in der Wesen wie er ohne Angst vor Verfolgung miteinander leben konnten?
    Doch dann dachte er an die Welt, aus der er kam, und in der Choquais Realität das Leben, wie er es kannte, komplett auszulöschen drohte, und seine Zweifel waren verflogen. Entschlossen setzte Fu Long seinen Weg fort.
    Beinahe hätte er die Leiche übersehen, die am Rande seines Weges in einer Felsspalte lag. Es war ein junger Mann, nicht älter als achtzehn, und jemand hatte ihm das Blut ausgesaugt und dann den Kopf abgerissen.
    Der Körper des Jungen war hager, fast ausgemergelt. Die Kleidung bestand aus einer Jacke und einer Hose in einer undefinierbaren Farbe und wies große Löcher auf.
    Was hatte ein Mensch hier zu suchen? In unmittelbarer Nähe von Kuang-shis Bestien?
    Vielleicht war der Junge ein Sklave aus Choquai, der seinen Besitzern entkommen war, nur um kurz vor der ersehnten Freiheit doch noch von seinen Verfolgern erwischt zu werden. Oder er stammte aus der von Menschen bewohnten Region jenseits der Berge und hatte sich bei der Suche nach etwas Essbarem oder einer entlaufenen Ziege zu weit in die Nähe der Untoten gewagt. Es war müßig, darüber nachzudenken. Der Junge wurde davon nicht wieder lebendig.
    Und dann entdeckte Fu Long die Spuren. Sie stammten von einem Mann, der offenbar feste Schuhe getragen hatte und sehr schwer war. Fettleibigkeit war unter Chinesen eher selten. Die meisten Menschen auf dem Land arbeiteten hart und hatten gerade so viel zu Essen, dass es zum Überleben reichte.
    Sofort schoss Fu Long ein Gedanke durch den Kopf. War es möglich, dass… - aber nein, das konnte nicht sein. Doch dann sah der Vampir, dass die Fußspur direkt zu einem einsamen Baum führte. Offenbar war der fette Mörder geradewegs davor gerannt.
    Als ob er blind wäre…
    »Youwei«, flüsterte Fu Long fassungslos.
    Konnte es tatsächlich sein, dass er ausgerechnet auf die Spur des Beamten aus Wuchang gestoßen war, dessen Bericht sie einen Großteil ihres Wissens über

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