0799 - Gefangen in Choquai
sie sich die Silberkette mit Merlins Stern über den Kopf und warf das magische Kleinod auf den Altartisch. Sie würde das Amulett im Notfall jederzeit rufen können.
»Danke. Und jetzt sollten wir vielleicht in Ruhe bereden, wie wir Zamorra helfen können.«
Vorsichtig senkte Nicole den Blaster. »In Ordnung. Reden wir!«
Aus den Augenwinkeln sah die Dämonenjägerin, dass Gryf den Pflock immer noch in der Hand hielt. »Das gilt auch für dich, Gryf. Ich werde nicht zulassen, dass du Zamorras Leben durch deine kindischen Rachegelüste aufs Spiel setzt.«
Für einen Moment sah es so aus, als wolle der Silbermond-Druide wütend etwas erwidern. Doch dann schleuderte er den Holzpflock mit einem wütenden Aufschrei durch den Raum.
»Sehr vernünftig«, sagte Fu Long ruhig, während er gedankenverloren seine Kleidung glattstrich.
»Okay, beweise mir, dass es kein Fehler war, dich am Leben zu lassen«, forderte Nicole. »Wie kannst du Zamorra zurückholen?«
»Gar nicht, Nicole. Zumindest nicht direkt«, erwiderte Fu Long und fügte schnell hinzu: »Aber es gibt trotzdem eine Möglichkeit, ihn zu retten.«
»Und die wäre?«
»Ich muss ihm folgen…«
»Und dich dabei gleich vor uns in Sicherheit bringen. In einer Welt, die von Blutsaugern wie dir beherrscht wird. Tolle Idee!«
»Glaube mir, Gryf, ich wäre überall lieber als in Choquai. Und Kuang-shi wird mich in seinem Reich sicher nicht liebevoll aufnehmen.«
»Das ist der größte Mist, den ich je gehört habe…«, schäumte Gryf, doch Nicole unterbrach ihn. »Nein, warte! Ich gebe es nicht gern zu, aber Fu Long hat Recht.«
»Wie bitte?«
»Überleg doch mal: Wir wären in Choquai nur Fremdkörper. Aber wer würde in einer Welt voller Vampire weniger auffallen als ein Vampir? Ich fürchte, es ist unsere einzige Chance.«
»Okay«, sagte Gryf zögerlich. »Aber wenn du Zamorra nicht zurückholst, dann verfolge ich dich bis ans Ende der Welt. Und wenn ich dafür jeden einzelnen Blutsauger in Choquai persönlich pfählen muss!«
»Und ich helfe dir«, fügte Chin-Li, die dem Gespräch bisher schweigend zugehört hatte, entschlossen hinzu.
Fu Long lächelte schmal. »Wenn ich Zamorra nicht rette, bedeutet es genau das: das Ende der Welt. Habt ihr euch zufälligerweise mal draußen umgesehen, nachdem Zamorra den Hong Shi eingesetzt hat?«
Die drei Dämonenjäger sahen sich verwirrt an. Sie waren von dem Lagerhaus in Orange County, wo sie Kuang-shi in die Falle gegangen waren, direkt in Fu Longs Versteck gesprungen. Nicole und Gryf hatten mit ihren Para-Sinnen zwar deutlich die magischen Schockwellen gespürt, die vom Hong Shi ausgegangen waren, aber was sie abgesehen von Zamorras verwirrtem Geisteszustand bewirkt hatten, wussten sie nicht.
»Was ist passiert?«, fragte Nicole leise.
Fu Long erzählte es ihnen. Schweigend hörten die Dämonenjäger zu, als ihnen der Vampir berichtete, wie die Welt um sie herum im Chaos versank. Überall in Los Angeles waren prachtvolle chinesische Bauten aufgetaucht, und Horden martialisch aussehender Vampirkrieger patrouillierten durch die Straßen. Noch waren die Veränderungen nicht permanent, einige Erscheinungen verschwanden sofort wieder, während an anderer Stelle neue hinzu kamen. Aber das Phänomen breitete sich immer weiter aus.
»Die Wiederkehr von Choquai hat begonnen«, sagte Fu Long düster. »Die Realitäten vermischen sich - bis am Ende unsere Welt ganz von Kuang-shis Reich absorbiert ist.«
»Wie viel Zeit haben wir noch?«, fragte Nicole.
»Ich weiß es nicht. Kuang-shis Welt lebt von Träumen und Erinnerungen. Deshalb hat die Blockade von Zamorras Erinnerungen an Choquai den Prozess verlangsamt. Aber das verschafft uns nur eine Gnadenfrist. Wir müssen jetzt sofort handeln, sonst ist es zu spät.«
»Okay«, sagte Nicole und heftete den Blaster an die Metallplatte ihres Gürtels. »Du gehst nach Choquai. Was können wir tun?«
***
Choquai
Tsa Mo Ra.
Das war sein Name. Zumindest glaubte er das. Er hörte noch den Schrei - den Schrei einer Frau, die dieses eine Wort gerufen hatte. »Zamorra!« Sonst war da nur Schwärze. Und dann hatte er sich in diesem Albtraum wiedergefunden.
Als die Vampirsoldaten ihn ohne Erinnerung in der Stadt aufgriffen, hatte er gehofft, dieses eine Wort würde alles erklären. Doch das war ein Irrtum.
Aber immerhin hatte er jetzt einen Namen: Zamorra, oder - wie seine Wärter es aussprachen - Tsa Mo Ra.
»Setz dich, Mensch!«, bellte der Paviankopf.
Auch wenn Tsa
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