0799 - Gefangen in Choquai
Choquai und den geheimnisvollen Hofzauberer Tsa Mo Ra verdankten? [2] Der Regent von Wuchang hatte Wang Youwei nach einer vorlauten Bemerkung auf eine Selbstmordmission an die Grenzen des Reiches geschickt. Am Oberlauf des Yangtze war Youwei auf die legendäre goldene Stadt der Vampire gestoßen und gefangen genommen worden. Bei einem Fluchtversuch war der fast erblindete Beamte im Haus Tsa Mo Ras von einem Vampir angegriffen und verwandelt worden.
Was der Hintergrund der Attacke war, verriet das Manuskript nicht. Nach-Vampirwerdung hatte Youwei jedoch Choquai verlassen, um sich an seinem ehemaligen Herrn zu rächen. Dann brachen die Aufzeichnungen ab…
Fu Long betrachtete die Leiche intensiver. Der Junge war höchstens einen Tag tot. Wenn er sich beeilte, war es ihm vielleicht noch möglich, Youwei einzuholen. Entschlossen wandte der Vampir Choquai den Rücken zu und setzte seinen Weg in entgegengesetzter Richtung fort.
***
Los Angeles
Die Downtown glich einer Geisterstadt. Die Straßen waren wie leer gefegt. Während die eine Hälfte der Bevölkerung verzweifelt aus der Stadt floh, folgte die andere der Anordnung des Präsidenten und wartete in ihren Wohnungen darauf, dass der Schrecken vorüberging.
Doch er würde nicht vorübergehen.
Zumindest nicht durch die Panzer, die auf L.A. zurollten und die Hubschrauber, die in einiger Entfernung über der Stadt kreisten. Los Angeles stand unter Kriegsrecht, doch das würde Kuang-shi kaum aufhalten.
Gryf war mit Nicole und Chin-Li direkt ins Stadtzentrum gesprungen. Während Fu Long Zamorra nach Choquai folgte, mussten sie dem einzigen Anhaltspunkt folgen, den sie hatten.
Vorsichtig näherten sich die drei Dämonenjäger dem repräsentativen Firmengebäude in der Hope Street, in dem Gryf und Chin-Li letzte Nacht vereint gegen die Tulis-Yon gekämpft hatten, das wolfsköpfige Kriegervolk Kuang-shis. Patrick Lau Enterprises stand in großen Lettern über dem Eingang. Patrick Lau war ein erfolgreicher chinesischstämmiger Unternehmer - und ein Tulis-Yon. Der Götterdämon hatte offenbar die ganze Firma übernommen, um sie für seine Zwecke einzusetzen.
Dazu zählte unter anderem die Entführung von rund 250 Chinesen aus einem Dorf am-Yangtze. Wozu Kuang-shi die Menschen brauchte und ob sie noch lebten, wussten die Dämonenjäger nicht. Das Lagerhaus in Orange County, auf das Chin-Li in Laus Computerdateien gestoßen war, hatte sich als falsche Fährte herausgestellt. Offenbar hatte Kuang-shi die chinesische Leibwächterin und Ex-Killerin ohne ihr Wissen benutzt, um Zamorra und Nicole in eine Falle zu locken.
In diesem Teil der Stadt war von der Vermischung der Realitäten, die bereits weite Teile von Los Angeles erfasst hatte, noch nichts zu sehen. »Sieht ruhig aus«, sagte Gryf, als sie sich vorsichtig dem in völliger Dunkelheit daliegenden Gebäude näherten. »Was meint ihr?«
Der Silbermond-Druide sah zu Chin-Li, die die Firmenzentrale am besten kannte. Als Laus ehemalige Assistentin, Leibwächterin und Sicherheitschefin hatte sie gelernt, selbst auf scheinbar harmlose Details zu achten.
»Ich kann nichts erkennen«, sagte Chin-Li. »Aber sie sind bestimmt noch da.«
»Vielleicht rechnen sie einfach nicht mit uns«, mutmaßte Gryf. »Sie werden glauben, dass wir mit Zamorra genug zu tun haben. Sie wissen ja nicht, dass er längst in Choquai ist.«
Nicole schüttelte den Kopf. »Kuang-shi war uns bisher immer mindestens zwei Schritte voraus. So leicht wird er sich von uns bestimmt nicht überrumpeln lassen. Aber vielleicht haben sie diesen Stützpunkt einfach aufgegeben. Wer braucht in einem Vampirreich schon ein Import-Export-Unternehmen?«
»Dann sollten wir einfach mal nachsehen«, sagte Gryf entschlossen. »Anschnallen, Ladies, Onkel Gryf spendiert euch einen Freiflug.«
Der Silbermond-Druide berührte die beiden Frauen an den Armen, konzentrierte sich auf den zeitlosen Sprung und - nichts geschah.
»Was…?« Irritiert versuchte es Gryf noch einmal. Mit dem gleichen Ergebnis.
»Was ist los?«, fragte Nicole.
»Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler«, zischte Gryf. Der blonde Vampirjäger schloss die Augen, konzentrierte sich erneut und griff mit seinen Druiden-Sinnen hinaus in die Nacht. Und dann spurte er es. Eine magische Barriere, die das Gebäude umgab und vor ungebetenen Besuchern schützte.
»Verdammt«, fluchte Gryf. »Nichts zu machen. Irgendein Bann verhindert, dass wir auf magische Weise in das Gebäude eindringen. Da hat uns jemand
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