0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel
stand er in deren bleichem Schein.
Hier war es ruhiger. Der nächtliche Lärm des Dschungels hatte sich weiter entfernt, doch es konnte auch damit zusammenhängen, dass die Tiere genau darüber Bescheid wussten, welches Grauen sich in dieser Nähe verbarg.
Hier im tiefen Dschungel befand sich der Vorhof zur Hölle, hier hatte der Teufel seinen Abdruck hinterlassen.
Die anderen ließen sich Zeit. Sie wollten einfach sicher sein, dass ihm niemand gefolgt war. Ramini wagte nicht, sich zu rühren. Er hatte sich breitbeinig hingestellt, der Schweiß rann wie Wasser an seinem Gesicht entlang und hatte seine Kleidung längst durchtränkt.
Er wagte auch nicht, einen Arm zu heben und ihn aus dem Gesicht zu wischen, so etwas hätte von den anderen möglicherweise als Schwäche ausgelegt werden können. Wer diese kleinen Dinge nicht beherrschte, der war auch nicht würdig, die Weihe zu empfangen.
Ramini wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er das leise Schaben und Knarren hörte. Es waren keine Tierlaute, diese Geräusche erklangen, weil sich vier Türen zur gleichen Zeit öffneten und vier Gestalten entließen.
Es waren die Voodoo-Priester, die bösen, die abartigen, die ihre dunklen Gesichter grell geschminkt hatten. Rote und weiße Farben verteilten sich darauf und bildeten ein gefährliches, aus Symbolen bestehendes Muster, dessen Sinn nur Eingeweihten bekannt war.
Die vier näherten sich ihm. Sie sagten kein Wort, sie kamen auf ihn zu, und er konnte sie riechen. Von jedem strömte ein widerlicher Geruch ab, eine Mischung aus Kräutern, Schweiß, Blut und auch Moder.
Totengeruch…
Ramini dachte daran, dass er zumindest lächeln wollte, doch es wurde nur ein Zucken der Lippen daraus. Die Haut spannte sich, als wäre sie in die Länge gezogen worden, und sie sah so aus, als würde sie kurz vor dem Zerreißen stehen.
Sie kamen, sie umstellten ihn, sodass sie ein Viereck bildeten. Ihre Gesichter waren ihm sehr nahe, er wusste, welches Ritual folgen würde, und sein gesamter Körper zog sich zusammen, als die vier mächtigen Voodoo-Priester gleichzeitig vier breitklingige Messer unter ihrer Kleidung hervorholten.
Im Licht der Scheinwerfer wirkten die Klingen wie bleiche Spiegel.
Die Spitzen zeigten auf ihn.
Ramini nickte.
In seinem Innern hörte er die Schreie, die aber nicht nach außen drangen. Er zitterte, Angst überkam ihn. Er wollte sich drehen, auch das schaffte er nicht. Stattdessen schaute er in die grell bemalten Gesichter, die jeden Bezug zu menschlichen Antlitzen verloren hatten.
Sie waren einfach böse und furchtbar, und sie erinnerten schon an die Nächte.
Vier Arme bewegten sich.
Vier Messerspitzen zielten auf die verschiedenen Stellen an Raminis Körper.
Ein heiserer Schrei.
Das Kommando!
Vier Klingen stießen zu, und sie trafen seinen Körper an verschiedenen Stellen.
Rico Ramini brach in dem Viereck zusammen. Er drehte sich dem Boden entgegen, und aus seinen Wunden strömte das Blut, um im Boden zu versickern.
Die vier Mörder waren zufrieden. Sie steckten ihre Opfermesser wieder weg, bückten sich und hoben die Leiche an. Zwei fassten an den Schultern zu, die anderen beiden an den Beinen. So transportierten sie den Toten in eine bestimmte Richtung, und es sah so aus, als wollten sie mit ihm in der Finsternis des Dschungels verschwinden.
So weit aber gingen sie nicht. Vor einer Grube blieben sie stehen und legten den Toten ab.
Die Grube war zwar mit einer Holzplatte bedeckt, dennoch drang aus ihr ein widerlicher Blutgeruch hervor, der stechend in die Nasen der vier Voodoo-Priester zog, ihnen aber nicht zu schaffen machte, denn sie räumten die Holzplatte zur Seite.
Jetzt lag die Grube frei.
Sie war mit einer dunklen und dicken Flüssigkeit gefüllt, die fast bis zum Rand hin schwappte. Manchmal zeigten sich dunkle Klumpen auf der Oberfläche, Kadaver der Tiere, die hier geopfert worden waren und ihr Blut verloren hatten.
Die vier Priester schauten sich an.
Sie nickten.
Dann bückten sie sich.
Gemeinsam fassten sie den Toten an und hoben ihn hoch. Wieder warteten sie, bis eine bestimmte Zeitspanne verstrichen war, dann gaben sie dem Körper den nötigen Schwung und schleuderten ihn in die Grube hinein. Arme und Beine des Toten bewegten sich flatternd, und einen Moment später klatschte er auf die Oberfläche, die ihm keinen Halt gab, sondern ihn mit einem schmatzenden Geräusch umschloss und in die Tiefe der Grube zerrte. Es war wie ein starker Sumpf, der nichts mehr
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