0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel
vor.
Linda Green protestierte zwar nicht, bemerkte allerdings, dass sie nichts zum Anziehen hatte.
»Sie sehen auch so gut aus«, sagte Suko.
»O danke.«
Mit dem Lift fuhren wir nach oben. Wir verteilten uns auf unsere Zimmer, aber Jane blieb noch einen Moment bei mir stehen und schob mich in den Flur, als ich die Tür aufgeschlossen hatte. »Ich muss noch mit dir reden, John!«
»Wie du willst.« Aufmerksam und gespannt betrat ich mein Zimmer, aber keiner lauerte auf mich.
Jane stellte sich mit dem Kücken zum Schrank.
»Was wolltest du mir sagen?«, fragte ich gespannt.
»Wir haben Linda Green nicht eingeweiht«
»Und wir werden es auch nicht tun«, fügte ich hinzu.
»Finde ich einerseits gut, andererseits nicht richtig, aber ich wüsste auch nicht, wie ich mich verhalten hätte. Wahrscheinlich ist es richtig.«
»Linda hätte in Panik reagiert, und sie wäre wahrscheinlich dem Killer ins Messer gelaufen.«
»Das ist möglich.« Jane schaute auf die Uhr. »Ich ziehe mir nur eben etwas anderes an.«
»Duscht du auch?« Die Frage war nicht spaßig gemeint.
Ich bekam auch eine ernste Antwort. »Das habe ich bereits am Morgen getan, deshalb kann ich heute Abend darauf verzichten. Außerdem habe ich seit kurzem eine Abneigung gegen fremde Duschen. Es reicht mir, dass ich diesem Killer einmal in der Nacht gesehen habe. Er zeigte sich hinter der Scheibe und fraß blutiges Fleisch.« Sie schüttelte sich. »John, das muss eine Bedeutung gehabt haben. Es ist einfach zu typisch für ihn gewesen.«
»Möglich«, sagte ich leise.
Jane stellte eine Frage, die nur aus einem Wort bestand. »Kannibalismus?«
Ich holte tief Luft. »Sind wir nicht alle Kannibalen, wenn wir Schweine oder Rinder essen?«
Sie drehte sich um. »Okay, ich dachte nur an etwas Bestimmtes, aber das ist schon klar. Bis später dann.« Sie eilte aus dem Zimmer wie jemand, der ein schlechtes Gewissen hat.
Hart schlug die Tür hinter ihr zu. Als ich allein war, trat ich wieder auf den Balkon und ließ meinen Blick über die Vorderseite des Hotels schweifen, wo auch die Wagen der Gäste standen. Den alten Teil hatte ich noch nicht gesehen, wusste aber, dass dort das Restaurant untergebracht worden war.
Die Sonne schien nicht mehr, es war wieder kälter geworden, der Abend nahte. Graue Wolken hatten den Himmel wie einen dünnen Ascheschleier bedeckt. Weit im Westen glühte noch das Rot der versinkenden Sonne. Ich ging wieder zurück in das Zimmer, verriegelte die Tür und dachte daran, dass wir uns bald zum Essen trafen.
Hunger verspürte ich keinen.
Dafür jedoch einen gewissen Druck im Magen, das Zeichen einer lauernden Gefahr…
***
Sicherlich war das Essen in diesem Restaurant vorzüglich, aber wir hatten wenig zu uns genommen, im Gegensatz zu den anderen Gästen, die das Restaurant bevölkerten. Es lag in einem Kellergewölbe, dessen Decke und Wände durch Balken verziert und gestützt wurden. Ein rustikaler Raum. Und so war auch die Speisekarte, einfache, aber bestimmt auch schmackhafte Dinge.
Linda Green hatte nur einen Salat gegessen, aber keinen Fachkommentar dazu abgegeben. Sie hatte den Teller zur Seite gestellt und sagte, dass sie es einfach nicht schaffte.
Jane und ich hatten Lachstartar gegessen, zuvor eine leichte Kräutersuppe, und nur Suko hatte sich für ein etwas rustikaleres Mahl entschieden, einen Schlossteller mit verschiedenen kleinen Fleischstücken und frisches Gemüse. Dazu wurden Bratkartoffeln gereicht.
Es passierte nichts.
Nichts drückte die Stimmung der anderen Gäste. Sie aßen, sie unterhielten sich, sie waren guter Laune. Das Essen schmeckte ihnen hervorragend, und das leckere Bier floss in Strömen.
Wir bildeten die Ausnahme und blieben bei unserem Wasser.
Einen günstigen Platz hatten wir schon bekommen, denn von unserem Ecktisch aus konnten wir das Gewölbe beobachten: Die Decke, die Tür zur Küche, die anderen Tische, von denen nur mehr wenige frei waren, die Gäste, die es sich schmecken ließen.
Es tat sich nichts. Wir saßen am Tisch, schauten uns an, ein Gespräch wollte nicht so richtig in Gang kommen, denn es wollte auch niemand das Thema anschneiden.
Aber derjenige, um den es ging, der hatte sich nicht gezeigt. Mir kam es vor, als halte er sich bewusst zurück.
Mir gegenüber saß Linda Green. Ihr Gesicht war leicht geschminkt, dennoch konnte das die Blässe nicht übertünchen. Es ging ihr nicht gut, das sah ich deutlich.
»Jetzt wäre eigentlich Zeit für ein Dessert«, sagte ich
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