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08 - Der zeitlose Raum

08 - Der zeitlose Raum

Titel: 08 - Der zeitlose Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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auf etwas, das nur er zu hören schien.
    Ob er jetzt doch wieder in seine ganz eigene Welt abtauchen wird?, fragte sich Tom, und allein der Gedanke versetzte ihm einen Stich.
    Aber es war viel simpler: Jandro hatte etwas gehört – oder gar gespürt? –, was Tom erst bemerkte, als Maria Luisa oben an der Treppe auftauchte, die zum Dock herunterführte. Und sie war nicht allein …
    Tom spürte, wie sich ein freudiges Grinsen über sein Gesicht ausbreitete. »Abby!«
    ***
    »Gab’s Probleme in Yucatán oder auf dem Weg nach Schottland?«, hatte Tom schon auf dem Weg durch den alten Fluchtstollen hinauf in die Burg gefragt.
    Abby hatte Luft geholt und zum Erzählen ansetzen wollen – und es sich dann anders überlegt und den Kopf geschüttelt. »Nein, alles glatt gelaufen. Dein Freund Honorato hat mir das Zertifikat besorgt, demzufolge der Armreif kein antikes Artefakt ist, sondern aus der Herstellung seiner Goldschmiede stammt. Und die Papyri aus der Grabkammer habe ich zwischen den Seiten eines großformatigen Bildbands versteckt, den ich extra gekauft habe.«
    »Deine Auslagen bekommst du natürlich zurück«, warf Tom eilfertig ein.
    »Schon klar«, seufzte Abby, vom Gegenteil überzeugt, und konnte sich dann eine Spitze doch nicht verkneifen: »Deinem guten alten Freund Xavier Soto kannst du übrigens eine Genesungskarte schreiben. Für den hat unser gemeinsamer Ausflug in den Dschungel letztlich im Krankenhaus geendet.«
    »Soto?« Tom war auf einer der Stufen im Stollen ins Stolpern geraten. »Du bist Soto begegnet?« Sein Versuch, die Frage beiläufig klingen zu lassen, scheiterte kläglich.
    »Allerdings. Honorato hat ihn mir als Führer für die Suche nach dem Grab vermittelt. Weil er doch auch ein alter Freund von dir sei. Aber offenbar wusste der gute Honorato nicht, dass Soto stinksauer auf dich ist.«
    Tom schaute verlegen auf die Felsstufen, die er hinaufstieg. »Nein, das war eine Sache zwischen Soto und mir.«
    »Und jetzt auch mir«, fügte Abby grummelnd hinzu.
    Tom grinste ihr über die Schulter hinweg schief zu. »Hey, komm – ohne so ein Problem wäre das Ganze doch kein Abenteuer gewesen, oder?«
    »Eben.« Abby schoss einen giftigen Blickpfeil auf ihn ab, der ihn schnell wieder wegsehen ließ.
    Als sie zehn Minuten später in Sutherlands Bunkeranlage unter Oake Dún um einen Tisch herumstanden, hatte zumindest Tom die Sache mit Soto schon wieder vergessen.
    Sein Augenmerk galt einzig Abbys Mitbringseln, die zwischen ihnen auf dem Tisch ausgebreitet lagen – eine Anzahl alte, von Hand beschriebene Seiten aus papierähnlichem Material und den an einer Stelle offenen Armreif.
    Tom betastete und drehte ihn so vorsichtig, als bestünde das höchst ungewöhnliche Schmuckstück nicht aus massivem Metall – oder einem ähnlichen Material –, sondern aus Glas. Seine Finger strichen fast zärtlich über die Einkerbungen auf den drei Einzelringen, die jeweils ebenfalls aus verschiedenen Segmenten zusammengesetzt waren und gemeinsam den Reif bildeten; die beiden äußeren Ringe waren silberfarben, der innere jadegrün. Wobei sie natürlich nur dann Ringe geformt hätten, wenn der Armreif geschlossen wäre.
    »Diego de Landa hat ausdrücklich davor gewarnt, den Reif anzulegen und zu schließen«, sagte Tom, und Abby wusste, dass er das nicht etwa tat, um zu dozieren, sondern vielmehr um sich selbst daran zu hindern, genau das zu tun. Sie sah ihm an und spürte auch, wie sehr es ihn reizte, den Armreif einmal anzuprobieren – und wie sehr er sich zusammenreißen musste.
    Tom, Tom, du bist immer noch der Alte, dachte sie, wenn auch nicht halb so belustigt wie eigentlich gedacht.
    »De Landa schrieb, nur der Tod könne die Verbindung zwischen Reif und Träger lösen«, fuhr Tom fort. Er ließ das Schmuckstück liegen, ging einen Schritt zur Seite und wandte sich den Blättern zu, die Abby – in einer Tonröhre sicher verpackt – im Grab des Maya-Kaziken Ts’onot gefunden hatte.
    Mit spitzen Fingern zog Tom eine der Seiten heran, ließ den Blick darüber huschen, schob sie weg, nahm sich eine andere vor und schüttelte schließlich den Kopf.
    »Diese Aufzeichnungen sind wie die Kladde in Altkastilisch abgefasst«, sagte er, ohne jemanden direkt anzusprechen. Auch diese Marotte kannte Abby noch gut – Tom redete oft mit sich selbst, wenn er seine Gedanken ordnen und sein weiteres Vorgehen planen wollte. »Da komme ich ohne Übersetzungshilfen nicht weit. Hier und da verstehe ich ein einzelnes Wort,

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