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08 - Der zeitlose Raum

08 - Der zeitlose Raum

Titel: 08 - Der zeitlose Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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ja … aber die Wörterbücher habe ich ja auf dem Frachter zurücklassen müssen. Verdammt.«
    Die junge Spanierin trat näher zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Abby musste lächeln, es lag aber auch ein wenig fühlbare Wehmut darin. Früher hatte sie an der Stelle dieses Mädchens genau dasselbe getan in solchen Situationen, wenn Tom mit den Gegebenheiten haderte.
    »Auf dem Schiff war einfach keine Zeit mehr, um unsere Sachen zu packen«, sagte Maria Luisa. »Mach dir keine Vorwürfe. Wir finden schon neue Bücher.«
    »Wenn wenigstens die Bibliothek der Burg nicht leer geräumt wäre …« Tom schien sie kaum gehört zu haben.
    Das ist kein feiner Zug, alter Knabe, dachte Abby, stellte sich neben ihn und legte ihm in burschikoserer Weise als Maria Luisa eine Hand auf die Schulter; es war eher ein Klaps, den sie ihm versetzte und der ihn nur aus seiner selbstvergessenen Grübelei reißen sollte. Trotzdem registrierte Maria Luisa diese Geste mit Missfallen, auch wenn sie es gut verbarg – oder zumindest glaubte, es gut zu verbergen. Einem Mann, insbesondere Tom, wäre es sicher nicht aufgefallen. Abby hingegen …
    Sie würde bei Gelegenheit mit dem Mädchen reden, von Frau zu Frau – von der Frau, die über Tom Ericson hinweg war, zu der Frau, der er noch bevorstand.
    Doch dieses Gespräch musste warten. Denn just in diesem Augenblick begannen sich die Ereignisse zu überschlagen!
    Tom nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und sah zu Alejandro Suárez hin. Maria Luisa folgte seiner Blickrichtung.
    »Jandro!«, entfuhr es ihr erschrocken.
    Und Tom brüllte regelrecht: » Jandro, nein!« Er wollte nach dem kräftigen jungen Mann greifen, der den Kopf hob und Tom fragend ansah, ohne innezuhalten in dem, was er tat.
    Da machte es auch schon vernehmlich Zzzschsch und Klick . Und Toms Hand schnappte zu spät um den Unterarm des Jungen, so wie gerade eben der Armreif um dessen Handgelenk.
    Fasziniert von dem offenen Reif hatte Alejandro ihn sich gegriffen, während alle anderen auf die Schriftstücke in Toms Hand konzentriert waren, und ihn sich umgelegt. Wie durch einen geheimen Mechanismus bewegt, war der Armreif zugeschnappt und lag so jetzt stramm um Jandros Handgelenk, dass er sich nicht einmal auf der Haut drehen ließ.
    Dafür drehte er sich selbst! Jedenfalls rotierten die beiden äußeren Elemente gegenläufig zueinander.
    Tom ahnte mehr, als dass er es sah, dass Maria Luisa und Abby neben ihn traten, während er immer noch Jandros Arm festhielt. Der Junge selbst hatte nur im allerersten Moment so gewirkt, als geriete er in Panik. Jetzt spürte Tom nur noch, wie er ein bisschen zitterte, und als seine Schwester ihn beruhigend berührte, verging auch das und Alejandro blickte mit wachsender Faszination auf den sich bewegenden Reif dicht über seinem Handgelenk.
    Eine Faszination, die Tom teilte. Wie Jandros Augen wollten auch seine den Bewegungen der beiden äußeren Ringe folgen, und davon wurde ihm fast schwindlig.
    »Machst du das?«, fragte Maria Luisa, tonlos unter der Nachwirkung des ersten Schreckens. »Ich meine, drehst du diesen Armreif … irgendwie?«
    Alejandro schüttelte nur den Kopf.
    Tom sah ihren fragenden Blick auf sich gerichtet, genau wie Abbys, und auch er konnte nur den Kopf schütteln. »Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.«
    Er versicherte sich mit einem kurzen Blick Jandros Einverständnis, dann hob er den Arm des Jungen an, um den Reif ganz aus der Nähe betrachten zu können – und noch in dieser Bewegung fiel ihm etwas auf: Für eine Sekunde gerieten die Drehungen dabei ins Stocken.
    Er wollte sich vergewissern, dass er sich nicht getäuscht hatte. »Habt ihr das gesehen?«
    »Ja«, sagte Abby. »Die beiden Ringe sind ganz kurz stehen geblieben.«
    Tom bewegte Jandros Arm, auf und ab, nach links, nach rechts, im Kreis. Und immer wieder ließ sich das Phänomen dabei feststellen – an einem bestimmten Punkt der Armbewegungen stoppten die Ringe, und sie drehten sich weiter, sobald dieser Punkt überwunden war.
    »Ha!«, machte Tom schließlich.
    Jetzt hatte er den Ruhepunkt genau erwischt, und er fixierte Alejandros Arm an dieser Stelle und in dieser Haltung. Jandro, unverändert gebannt, erfasste den Ernst und die Bedeutung des Geschehens intuitiv und half Tom, so gut er konnte.
    Die beiden äußeren Ringe des Reifs waren zur Ruhe gekommen, und insgesamt sechs der Einkerbungen auf allen drei Elementen fügten sich zu einem Zeichen zusammen, so passgenau,

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