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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Schreibtischschublade auf. Ließ sie offen und rollte mit seinem Stuhl zurück, um mir nicht die Sicht zu versperren. Ich neigte mich etwas vor und sah in seiner Schublade das gleiche leicht gekrümmte schwarze Werkzeug wie am Morgen zuvor. Die gleiche Form, die gleichen Umrisse, die gleiche Farbe und Größe, die gleichen Klauen und der gleiche achteckige Querschnitt. Die gleiche Lackierung und Präzision. Es war in jeder Beziehung mit dem Brecheisen identisch, das der Pathologe in Fort Bird für uns aufbewahrte.
     
    Wir fuhren zehn Meilen nach Sperryville. Ich suchte in Clarks Liste nach der Adresse des Eisenwarengeschäfts und fand sie gleich an fünfter Stelle, weil es so nah bei Green Valley lag. Aber seine Telefonnummer war nicht abgehakt, stattdessen hatte jemand mit Bleistift vermerkt: keine Antwort. Ich vermutete, dass der Besitzer mit seiner Versicherung und einem Glaser zu tun gehabt hatte. Bestimmt hätten Clarks Männer später einen
zweiten Versuch gestartet, wenn das Verfahren nicht durch Clarks NCIC-Suche abgekürzt worden wäre.
    Sperryville war nicht allzu groß. Wir fanden eine kurze Ladenzeile mit mehreren Geschäften und entdeckten beim dritten Versuch endlich die Einfahrt mit dem richtigen Namen auf einem grünen Straßenschild. Es bezeichnete eine schmale Straße, die als Sackgasse endete. Wir fuhren zwischen Holzhäusern hindurch und erreichten einen kleinen Platz, an dessen Ende das Eisenwarengeschäft lag. Es glich einer kleinen ebenerdigen Scheune, deren Anstrich sie urbaner wirken lassen sollte. Ein richtiger Tante-Emma-Laden. Auf dem alten Ladenschild prangte ein Familienname. Nirgends ein Hinweis darauf, dass das Geschäft zu irgendeiner Kette gehörte. Dies war lediglich ein typisch amerikanisches Kleinunternehmen, das auf eigenen Füßen stand und den Unbilden der Zeit von einer Generation zur nächsten trotzte.
    Aber es eignete sich ausgezeichnet für einen nächtlichen Einbruch. Ruhig, abgelegen, von der Hauptstraße aus nicht zu sehen, keine Wohnung über dem Laden. Links neben der Eingangstür befand sich ein Schaufenster, dessen Holzrahmen in den Türrahmen überging. Aus der Schaufensterscheibe fehlte ein halbmondförmiges Stück Glas, das man provisorisch durch ein dahinter angebrachtes Stück Sperrholz ersetzt hatte. Ich stellte mir vor, wie die Scheibe mit einem Fuß eingetreten worden war. Das Loch befand sich in Türnähe. Ein großer Bursche hätte mit dem linken Arm hineingreifen und die Tür leicht von innen entriegeln können. Aber er hätte ihn erst ganz hineinstecken und dann langsam abwinkeln müssen, damit er nirgends hängen blieb.
    Wir parkten direkt vor dem Laden, stiegen aus und betrachteten das Schaufenster. Es war voller Waren. Aber wer es dekoriert hatte, würde keine Chance bei Saks in der Fifth Avenue haben; denn hier gab es keine Kunst, keine Gestaltung, keine Versuchung. Alles war nur ordentlich auf selbst gebauten Regalen aufgereiht. Jeder Artikel trug ein Preisetikett. Das Schaufenster
verkündete die Botschaft: Das haben wir vorrätig. Wer etwas davon braucht, kommt rein und holt es sich. Aber alle Artikel schienen Qualitätsware zu sein. Ich entdeckte einige merkwürdige Gegenstände, deren Verwendungszweck mir rätselhaft blieb. Von Werkzeug verstand ich wenig. Ein Heimwerker war ich nie gewesen. Aber sogar ich begriff, dass der Ladenbesitzer seine Ware ziemlich sorgfältig auswählte.
    Wir gingen hinein. Eine an der Ladentür angebrachte kleine Glocke bimmelte laut. Die schlichte Ordnung und Sauberkeit des Schaufensters setzten sich im Ladeninneren fort. Es gab Regale, Borde und Körbe. Der Fußboden bestand aus breiten Dielen. Es roch schwach nach Maschinenöl. Keine Kunden. Hinter der Theke stand ein mittelgroßer, schlanker, leicht nach vorn gebeugter Mann von sechzig, vielleicht auch siebzig Jahren. Er trug eine graue Wolljacke und eine runde Nickelbrille. Damit sah er intelligent, aber zugleich auch wie jemand aus, der höchstens einen kleinen Schraubenzieher zur Hand nahm. Als wäre der Verkauf von Werkzeugen ganz entschieden nur eine Notlösung dafür, nicht an einer Universität zu lehren und Vorlesungen über ihre Geschichte, ihr Design und ihre Entwicklung zu halten.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    »Wir sind wegen des gestohlenen Brecheisens hier«, antwortete ich. »Oder wegen der gestohlenen Brechstange, wenn Ihnen das lieber ist.«
    Er nickte. »Brecheisen«, sagte er. »Brechstange ist zu groß, finde ich.«
    »Okay, wir

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